Unsere Mitglieder – Wir stellen vor
Michael Fichtinger November 2024
Ein Mann mit vielen Eigenschaften
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Michael Fichtinger
Michael Fichtinger ist ein Allrounder im besten Sinn. Er probiert und experimentiert, liebt die Abwechslung und auch den Spaß beim Sporteln. Der „Bewegungsmensch“ ist derzeit vor allem als Cycle-Crosser aktiv – aber nicht nur das.
Unlängst war Michael Fichtinger, Jahrgang 1983, gemeinsam mit seiner Lebens- und Sportpartnerin Andrea „Lahu“ Lammerhuber bei einem Vortrag zum Thema Trainingsplanung und Leistungsoptimierung. Und ist nicht voll mit neuen, hochfliegenden Plänen und ernsthaften Vorsätzen aus der Veranstaltung gegangen, sondern mit einigem Entsetzen: „Da ist es mir viel zu viel nur um Leistungsoptimierung gegangen. Das Soziale, das Schöne am Sport war da überhaupt kein Thema mehr. Da frage ich mich schon wo das alles hinführt, das werden alles lauter egoistische Einzelkämpfer.“
Bitte: Das sagt keiner, der selber ein fauler Hund ist, ein Trainingsmuffel, ein Gelegentlich- Wettbewerbs-Fahrer. Nein, so redet einer, der es durchaus ernst meint mit seinem sportlichen Engagement, ernster also mancher und so manche andere. Und genau deshalb sollte man das sehr ernst nehmen, was Michael, unter Freunden und Vereinskollegen auch bekannt als „Fichti“, da sagt. Das nämlich sagt er gleich zu Beginn: Wie wichtig ihm auch die „Vereinsausfahrten“ am Sonntagvormittag sind. Das Vereinsleben. Auch wenn er nicht immer bei den Sonntagstouren dabei ist: Taugen tut ihm das jedenfalls. Das Miteinander, die Freude am Fahren, die Durchmischung von Oldboys und „jungen Wilden“, wo man ein bissl ins Reden kommt und Spaß hat, nicht zuletzt beim abschließenden Kaffee im Gastgarten. Hauptsache Bewegung!
Bewegung hat der gebürtige Langenloiser, der auch hier in die Hauptschule gegangen ist, mehr als nur im Blut. Das spürt und hört man in jedem Satz. Schon in der Schule hat er gekickt und auch Basketball gespielt. Ein Lehrer hat dann sein echtes Talent erkannt, ihn motiviert, bei den Schulmeisterschaften mitzulaufen … und damit die Basis für den weiteren sportlichen Lebensweg gelegt. Und, ein bisschen später, ein zweites, prägendes Erlebnis: der Fünfzehnjährige schaute beim Straßenrennen des URC Langenlois zu. Weils ihm so gut gefallen hat, nahm er, abenteuerlustig und neugierig genug, 1998 erstmals daran teil. „Mit einem Rad, das noch Rahmenschaltung hatte und in einem alten Trikot von meinem Vater. Der Besenwaagen war ständig an meiner Seite. Ich glaub ich bin letzter geworden“ erinnert sich Michael durchaus mit Heiterkeit. Genau diese Qualität zeichnet ihn bis heute aus: Wettbewerbe sind sehr wohl eine ernste Sache, aber dann auch nicht wieder so ernst, um bei eventuellen Niederlagen daran zu zerbrechen. Und außerdem weiß er längst, dass Erfahrung klüger macht: „1999 ists dann schon besser gelaufen“.
Folgerichtig begann zu dieser Zeit seine erste Phase beim URC. Bald einmal war wer am Straßenrad, dann mit den Mountainbikern unterwegs, nahm an etlichen Wettbewerben teil und fuhr als „Junior“ von 2000 bis 2004 auch etliche Male aufs Stockerl, so auch beim Waldviertler „Appel-Cup“ 2002, wo er sensationeller Zweiter wurde. 2004 aber stieg er vorerst ab. Der so folgenreiche, schreckliche Sturz von Peter Kuba und ein eigener, gottseidank glimpflich verlaufener Köpfler bei einem MTB-Rennen hatte ihn nachdenklich und vorsichtig gemacht.
Zwischenzeitlich und nebenbei absolvierte Michael seine Berufsausbildung, und zwar in der Spenglerei Neubauer. Nach abgeschlossener Lehre trat er den Grundwehrdienst in Mautern an. Bis heute ist er dem Heer treu geblieben – seit mittlerweile mehr als zwanzig Jahren ist er ein zufriedener Bundesheerler, der eine Fortbildung nach der anderen absolviert und derzeit im Rang eines Unteroffiziers im Brigadekommando für diverse Planungsaufgaben zuständig ist, etwa für Schulungen und Übungen. Kein schlechter Job!
Vielleicht wars auch einfach Glück und Zufall, wieso er bis heute beim Heer ist: Am Anfang nach eigener Einschätzung „ziemlich faul“ unterwegs, entdeckte ein gewisser Manfred Tischberger, im URC ja auch kein Unbekannter, die Fähigkeiten von Michael und holte ihn (mit mehr oder weniger Druck, das sei jetzt einmal dahingestellt …) ins Team für den „Militärischen Fünfkampf“ . Für alle, die die Details ebenso wenig kennen wie der Autor: Dabei inkludiert ist ein 500-Meter-Hindernislauf (mit 20 Hürden), Handgranaten-Weit- und Zielwurf, Schießen mit dem Sturmgewehr, (schnell und präzise), 50 m Schwimmen und 4000 m Geländelauf.
Manfred Tischberger, heute längst ein guter Freund, „war schon ein harter Trainer“, erinnert sich Michael. „Er hat mir aber auch später immer geholfen und mich überall unterstützt“.
Von nun an wurde jedenfalls fleißig trainiert. Michael entdeckte ständig neue Seiten an sich – und immer neue Wettbewerbsarten. Aus dem Fünf- wurde bald einmal der „Siebenkampf“, mit erweiterten und anderen Disziplinen unter anderem dem „Orientierungslauf“. Dazu später.
Mit der Mannschaft der Kaserne Mautern reiste es als Siebenkämpfer nach Italien, Frankreich, Slowenien und zweimal nach Finnland – prägende und schöne Erlebnisse und gleichzeitig auch sportlich erfolgreiche Reisen waren das. Gefragt war und ist in diesem Genre Vielseitigkeit und „Fichti“ wollte genau das: In vielen Feldern gut sein, vieles probieren, sich an allen Fronten beweisen. 2009 war, so erinnert er sich, „ein besonders erfolgreiches Jahr“, mit Top-Platzierungen.
Dreimal war er als Soldat im Kosovo-Einsatz. Und konnte sich auch dort, weil kein großer militärischer Konflikt drohte, sportlich austoben. Zum Beispiel bei einem für alle Nationen veranstalteten 20-Kilometer-Lauf, freilich strafverschärft mit Feldschuhen, in Uniform und nicht zuletzt 10 Kilo Marschgepäck. Zweimal startete er ohne Ambitionen, nur um dabei zusein, einmal wurde er Sieger – aber nur, wie er eingesteht, weil der große Rivale zum Zeitpunkt des dritten Wettbewerbs auf Heimaturlaub war. Dennoch: allein die gelaufene Zeit – 1 Stunde 53 – nötig weit mehr als nur Respekt ab.
Weil genug nicht genug ist, kam alsbald, zumindest in der kalten Jahreszeit, die Disziplin „Patrouillengehen“ dazu – eine spezifisch militärische Variante des Biathlonsports. Bei der nicht nur geschossen wird, sondern auch Handgranaten-Zielwürfe absolviert werden müssen. Dass er, auf den Geschmack gekommen, dann auch begann, bei „Skitourenrennen“ mitzumachen, erzählt Michael eher nebenbei.
Bevor er sich wieder öfters aufs Rad setzte, kam noch ein länger andauernder Seitensprung dazu. Sportlich gemeint! 2010 wollte er wieder einmal etwas anderes ausprobieren und sattelte auf „Super-Moto“-Fahrer um. Für alle, die diese Sportart gar nicht kennen: Das ist eine Mischung aus Motocross und Straßen-Motorradrennen, man ist mit der Maschine mit Straßenreifen (!) sowohl im Gelände (20 Prozent) als auch auf einer Rennstrecke (80 Prozent) unterwegs. Die durchaus erfolgreiche Motorsportkarriere hielt bis 2013 an, aber „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, erinnert sich Michael. Der in dieser Zeit, rein zu Fitnesszwecken, auch wieder öfters auf dem Mountainbike saß. Der Zufall führte Regie: Bei einem Skitourenwettbewerb am Muckenkogel gewann er einen Teilnahmegutschein für die „Salzkammergut-MB-Trophy.“ Und weil man so einen Gutschein unbedingt ausnützen und keinesfalls verfallen lassen darf, wurde eben wieder einmal kurz entschlossen umgestiegen. Abwechslung ist das halbe Leben!
Seit 2015 also ist das Rad (in verschiedener Gestalt) wieder sein zentrales Sportgerät. Mit seinen Freunden wurde er vorerst Mitglied im St. Pöltner RC Sunpor, nahm, weil man ja noch lange nicht alles ausprobiert hat, in der Zeit auch beim Schönberger „Achtelmann“ teil. Und richtig geraten! Musste folgerichtig dann auch den „echten“ Triathlon versuchen. Startete also 2019 in St. Pölten bei der Mitteldistanz, blieb unter fünf Stunden, war durchaus mit sich zufrieden – aber kam zur Erkenntnis, dass der Triathlon „doch nicht ganz meine Sportart ist.“ Weil: Strenge Trainingspläne, Schwimmen zu fixen Zeiten in der Halle, „extremer“ zeitlicher Aufwand für einige wenige, dafür umso wichtigere Großereignisse, das war nicht so ganz nach seinem persönlichen Geschmack. „Ich bin nicht so der Trainingsplanmensch“, sagt er. Und sein Leben ist ja wahrlich auch ohne „Trias“ abwechslungsreich genug.
Zwischendurch startet er, statt Schwimmen zu trainieren, zum reinen Vergnügen beim Dirndltal-„Extrem-Trailrunning“, einem 111 km-5000-hm-„Vergnügen“, und wird Dritter, 2018 im Mannschaftsbewerb sogar Sieger. Und immer wieder, bis heute, ist er übers Heer als „Orientierungsläufer“ in heimischen Wäldern unterwegs. Rangiert – Stand Mitte Oktober 2024 – auf Rang zwei im österreichweiten Cupbewerb. Und weil nicht alle alles wissen: Ausgerüstet lediglich mit einer Landkarte 1:25.000 und einem Kompass, müssen in diesen Bewerben 5 bis 10 gut versteckte „Posten“ im Gelände gesucht und gefunden und, im übertragenen Sinn, abgeklatscht werden. „Danach ist man im Kopf mindestens so fertig wie mit den Füßen“ weiß Michael, der, obgleich extrem fordernd, diesen Sport immer mehr lieben lernt: „Es ist unheimlich schön, im Gelände unterwegs zu sein.“
Der Satz „Das Leben ist Bewegung – Bewegung ist Leben“ gilt für Michael Fichtinger in seiner reinsten Form. Stillstand? Dafür ist er noch zu jung, zu neugierig. Freilich, 2019 hat auch sein Leben schon eine wichtige Wendung hin zu mehr Stabilität genommen: Nämlich hin zu seiner Partnerin Andrea. Beim Mountainbiken haben sie einander kennengelernt, 2020 sind sie zusammen nach Hadersdorf gezogen und bald danach in den URC Langenlois eingetreten. Gemeinsam hat das „Power-Couple“ quasi eine neue Sektion eröffnet: die des Cyclecross. Das ist nun aktuell ihr gemeinsames Lieblings-Betätigungsfeld. Gemeinsam fahren sie auf Bewerbe, die früher „Querfeldeinrennen“ hießen, coachen einander wechselseitig, streiten dabei nur ganz selten, sind die meiste Zeit aber glücklich miteinander und „ihrer“ Extrem-Sportart. Obwohl die Rahmenbedingungen oft grenzwertig sind: Schnee, Gatsch, Kälte, Wind, wer will das schon – sie finden dabei ihr ultimatives Vergnügen. „Für mich ist das Radfahren manchmal wie eine Therapie“, sagt Michael. Stressabbau, sich austoben und abreagieren – jeder von uns kennt diesen zusätzlichen Nutzen von Sportlicher Betätigung. Viele Wochenenden sind gefüllt mit Bewerben. Cyclo-Cross ist ein Sport, der, so sagt Michael, große Vielseitigkeit erfordert, Flexibilität und Härte gegen sich selbst – aber eben auch viel Genugtuung bringt.
Es herrscht unter den Fahrern (und -innen) kollegiale Atmosphäre, man trifft jedes Mal gute Bekannte und: man braucht nur die Facebook-Seiten des URC oder von Michael anschauen, der Sport bringt viele schöne Erfolgserlebnisse. „Natürlich ists schön, wenn man wieder am Stockerl steht“. Alle Top-Platzierungen hier aufzuzählen wäre unmöglich. Vielleicht nur eines: Wie weit es Michael trotz offensiver Entspanntheit und gelebter Lässigkeit gebracht hat, zeigt ein einziger Termin. Am 1. Dezember startet er bei der Masters-Cyclecross-WM in Hamburg. Da fährt nicht jeder hin. Dass wir ihm schon jetzt das Allerbeste für diesen – sicher nicht gerade leichten – internationalen Bewerb wünschen, versteht sich von selbst.
Wie man sieht ist bei Michael das ganze Jahr über Saison. Tote Saison, Stillstand: Undenkbar. Wobei auch das gilt: nix ist fix. Für 2025 hat er noch keine großen Pläne. Oder verrät sie uns einfach noch nicht. „Vielleicht fahre ich einmal Gravelrennen“ sagt er so nebenbei (wäre wieder eine neue Disziplin!) „oder vielleicht mache ich auch einmal ein ganz entspanntes, legeres Jahr.“ (Wäre etwas ganz Neues!)
Wir dürfen also gespannt sein. Alles ist möglich. Alles ist gut, alles ist super, so lange es Spaß bereitet und glücklich macht.
Michaela Wolf August 2024
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Michaela Wolf
Die Abenteuersportlerin
Michaela Wolf ist eine erfolgreiche Triathletin. Sport macht sie nicht der Siege wegen, sondern „um draußen zu sein“ – und Spaß zu haben.
Was die alles macht! Unheimlich spannend klingen die Berichte, die Erzählungen, die Erlebnisse und man fragt sich unwillkürlich, wo sie denn die Zeit für all ihre sportlichen Abenteuer hernimmt … Möglichst viel sehen, schauen, möglichst viel fortkommen, möglichst oft unterwegs sein, das Mögliche möglich machen: So geht Michaela Wolf ihr Leben an, so gestaltet sie es und so will sie es auch in Zukunft halten. Ihr Lebensziel ist es, sagt sie, irgendwann einmal die älteste aktive Triathletin Österreichs zu sein … und lacht dazu. Meint sie das ernst? Oder scherzt sie? Naja, liebe Michaela, jedenfalls ist noch einige Zeit bis dahin herumzubringen, da sind noch einige Bewerbe auf dem Weg dorthin zu absolvieren, da warten noch einige Trainingseinheiten auf dich …
Michaela Wolf, soviel wird im Gespräch rasch klar, braucht eine gewisse Grundspannung. Muss den enormen Energielevel, den sie hat, durch permanente Aktivität unter Kontrolle halten. Fad, so darf man annehmen, war ihr noch niemals in ihrem Leben. Hört man ihr zu, so wird man angesteckt, von viel Lebensfreude und dem permanenten Versuch, nicht so wie der Durchschnitt zu sein. „Ich bin eigentlich Multisportlerin“ sagt sie. Soll heißen: Ich mache alles, fast alles gern. Ihr Leben ist Bewegung und: Genug ist nicht genug. Niemals.
Sie macht, und auch das sagt sie so nebenbei, Sport eigentlich nur, „um draußen zu sein“, in der Natur, im Grünen, nicht daheim in den vier Wänden. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass sie in ihrem aktuellen Berufsleben viel „drinnen“ ist. Sie ist zwar nicht eingesperrt, aber doch irgendwie. Sie hat im Job einen großen Fitness- und Kraftraum zur Verfügung, aber tauschen möchte man mit ihr trotzdem nicht so gern. Sie ist diplomierte Krankenschwester, arbeitet aber weder in einer Privatklinik noch im Wiener AKH. Die Patienten, die sie versorgt, sind eher schwieriges Klientel, meist von der härteren Sorte.
Michaela arbeitet in der Sonderkrankenanstalt der Justizanstalt Josefstadt in Wien, im „Häfn“. Was nun einmal kein reiner Wohlfühlort ist. 24-Stunden-Dienste sind an der Tagesordnung, und danach, egal, ob ihre Schicht um sieben Uhr abends oder um sieben Uhr früh endet, muss sie sich erst einmal freilaufen. Die Freiheit, die sie im Gegensatz zu ihren Patienten hat, will sie spüren, und zwar mit allen Sinnen. Sie läuft und läuft und läuft, am liebsten zwanzig Kilometer, gleich nach dem Dienst, und oft gleich auch auf den Kahlenberg, direkt von der Justizanstalt oder ihrer nahegelegenen Wohnung weg. Auch in der Nacht, auch im Winter, dann eben mit der Stirnlampe.
Nein, das geschieht nun nicht aus purer Verzweiflung, ihren Job betreffend. Den macht sie nämlich gern. Sie hört ihren Patienten immer zu, ist so was wie eine Ersatz-Sozialarbeiterin, übersetzt, redet mit Händen und Füßen, arbeitet mit Übersetzungscomputern, um die Leiden der Insassen, die aus der halben Welt kommen, verstehen zu können. Das beruhigt die bisweilen schwierigen Kunden und verschafft ihr selbst Ansehen und meist ruhige Dienste. Ihre Gelassenheit überträgt sie auf die Häftlinge, kein schlechtes Wort kommt ihr über die Lippen, wenn sie von ihnen und von „drinnen“ erzählt. Und zu erzählen hat sie einiges. Denn Jobs hatte sie schon mehrere. Das Arbeitsleben, ein Abenteuer! Sie ist geprüfte Pflichtschullehrerin für Englisch und Sport, bekam damals, als sie fertig studiert hatte, aber nicht gleich eine Anstellung, also jobbte sie als Masseurin, dann als Kellnerin auf Almhütten. Und reiste so nebenbei in der Welt herum. Reisen, das wurde neben dem Sporteln ihre zweite große Leidenschaft.
Aber reden wir zwischendurch einmal von unserem Hauptthema, dem Sport. Der Sport, ein einziges Abenteuer! Michaela, Jahrgang 1980, hatte und hat einen, wie sie das nennt, „natürlichen Bewegungsdrang“. Ins Gymnasium fuhr sie von Pernegg nach Horn – mit dem Rad. Wer die Gegend kennt: zurück ging es da immer ganz schön steil bergauf, und das alles mit einem simplen Dreigangrad. Sie hatte Spaß beim Geräteturnen, fuhr einmal pro Woche mit der Mutter ins Hallenbad nach Raabs, das wars dann mit der sportlichen Jugend, alles weitgehend normal. Erst auf der Pädak lernte sie dann „richtig“ schwimmen.
Die Teilnahme an ihrem ersten Wettbewerb verdankt sie ihrem Bruder: Der wettete mit einem Freund, dass seine lebenslustige Schwester den Halbmarathon unter einer Stunde und 45 Minuten laufen würde. Sie ließ sich auf das Spiel ein, lief (ohne gezieltes Training!) eine Stunde und 43 Minuten. der Bruder gewann die Kiste Bier – und sie ein neues Lebensgefühl. Gleich nach diesem ersten Laufbewerb ihres Lebens meldete sie sich in Langau für einen Sprint-Triathlon an. Und gewann. Mit Abstand. „Ich hab immer schon alles gern gemacht, Laufen, Schwimmen, Radfahren, ich beweg mich eben gern“ erzählt sie von ihrem Einstieg in die Triathleten-Szene, die sie seit 2009 nicht mehr loslässt. Gefahren ist sie damals übrigens mit einem umgebauten Mountainbike, heute eher unvorstellbar.
2011, als sie erstmals die olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen) in Angriff nahm, wars dann schon ein Rennrad, auf dem sie saß. Bei Peter Horner, einem bekannten Rad-Szene-Mann aus Kamegg im Kamptal, fand sie ersten Vereinsanschluss, fuhr mit ihm und anderen Sportsfreunden quer durch Österreich zu diversen Wettkämpfen und finishte 2013 – vor elf Jahren – hochmotiviert und angefeuert von ihrer Schwester ihre erste Triathlon-Langdistanz: den Ironman in Klagenfurt. Immer besser lernte sie ihren Körper kennen und verstehen. „Es hat lang gedauert, bis ich nach dem Radfahren auch noch anständig laufen konnte, irgendwann hat es dann geklappt.“
Danach ging es Schlag auf Schlag. In Podersdorf, gleich noch im selben Jahr, landete sie prompt auf dem Stockerl – 2. Platz in ihrer Altersklasse. „Ja, das Podium, das ist schon was Besonderes, überhaupt bei der Langdistanz.“
Ab 2014 reiste sie dann zu fernen Zielen. Beim Ironman in Lanzarote wurde sie Fünfte in ihrer AK. Im selben Jahr gings auch schon nach Hawaii – allerdings als Supporterin für eine gute Freundin. Sie selbst „muss da nicht unbedingt teilnehmen. Aber vielleicht passierts ja doch noch einmal.“
Es folgten die intensivsten Wettbewerbsjahre, gekrönt durch einen 3. Platz bei den Triathlon-Staatsmeisterschaften in Podersdorf 2015, Michaelas bisher größter Erfolg. Sieben „Lange“ hat sie insgesamt gemacht, den letzten 2016, jetzt ist sie auf kürzere Bewerbe fokussiert, wobei „irgendwann“ auch wieder ein „Langer“ passieren kann – sag niemals nie, das ist ihre Devise. Was kommt, kommt, Inchallah.
Zum URC Langenlois stieß sie schließlich 2016/2017. Horners Verein löste sich auf, und „die Einladung von Manuela, zu den Langenloisern zu wechseln, hat mich echt gefreut.“
Was blieb, war ihre Abenteuerlust; Reisen zu exotischen Triathlon-Zielen ist nach wie vor eine ihrer Leidenschaften. September 2016: Shanghai, Mitteldistanz. Danach 70.3 WM in Chattanooga, US. Gern und immer wieder fährt sie ins kroatische Dalmatien auf die Insel Dugi Otok, zu einem sehr familiären Tria. Dann war da auch noch Rom, 2017, „ein besonders chaotischer Bewerb“, bei dem erst drei Stunden nach der offiziellen Startzeit losgeschwommen werden konnte – und später an den Laben bald das Wasser ausging. Doch solche Kleinigkeiten stören sie nicht, eher im Gegenteil: Je exotischer und aufregender, desto besser. Die Triathtlons: Lauter große Abenteuer! In dieses Bild passt auch der Marrakesch-Marathon 2018. „Niemand hat sich an die Streckensperren gehalten, neben uns sind hunderte Mopeds gefahren und bei den Laben gabs Datteln statt Riegel.“
Womit wir bei Marokko sind, ihrer großen Liebe – zum Land und zu den Menschen. Rund 25Mal war sie bislang in diesem nordafrikanischen Staat und hat dort auch die Liebe ihres Lebens gefunden; ihr Mann arbeitet mittlerweile bei der Gemeinde Wien und ist begeisterter Sportler, so wie sie. Sie machen viel gemeinsam, hier wie dort. Steigen auf den höchsten Gipfel des Hohen Atlas, den 4.167 Meter hohen Toubkal. Sie gehen aber auch viel spazieren, in Wien, ihrer neuen Heimat. Und erobern dort gern exotische Grätzel, so etwa den Brunnenmarkt in Ottakring oder Teile des 2. Bezirks.
Sie surfen, fahren in die Wüste. Und sitzen gern in einem Wiener Kaffeehaus. Alles ist gut! Wenn sie wieder einmal „unten“ ist, radelt sie gerne, auch ganz alleine, in die Berge des Atlasgebirges. „Da gibt es jetzt viele neue, asphaltierte Straßen“. Mountainbiken in Marokko findet sie sowieso „cool“. Bei einem Ausritt ganz alleine wurde es einmal früher dunkel als erwartet, sie hatte kein Licht mit – ungefragt fuhr ein fremder Mopedfahrer die letzten 30 Kilometer bis Agadir hinter und neben ihr her, um sie vor den heranbrausenden LKWs und PKWs zu schützen – ein wahrer Schutzengel.
Ganz egal, wo sie gerade ist, sie erlebt genug. Auf Weltreise mit einer guten Freundin wurde diese in Australien schwer krank – Michaela, gerade fertig mit der Krankenpflegeschule, betreute sie vor Ort und flog mit ihr nach Hause. Da war zur Abwechslung sie der Schutzengel.
In Australien, bei einer anderen Reise, stieg sie aufs mit Packtaschen und Zelt beschwerte Rad – und fuhr 500 Kilometer auf der „Great Ocean Road“, auch alleine. Es scheint, als ob Angst für sie ein Fremdwort ist. Sie tourte durch China, ebenso wie durch Neuseeland. Sie fährt Bewerbe in Portugal ebenso wie in der Steiermark. Sie nimmt gern an etlichen „kleinen Läufen und Duathlons“ teil, sieht sich als „Vielstarterin“ und betrachtet Bewerbe generell eher als „lange, härtere Trainingseinheiten“. Kollegiale Atmosphäre, das braucht und liebt sie, übertriebener Ehrgeiz ist ihr fremd, ja unangenehm. Sie, eindeutig ein Wettbewerbs-Junkie, verbreitet positive Stimmung unter den Konkurrentinnen und Konkurrenten und hat ihr Herz seit neuestem nicht nur an Marokko sondern an die etwas weniger exotische Steiermark verloren – „Weil da ein gutes Flair ist, und es als Preise oft Kernöl oder Honiggläser gibt“.
Ihre aktuellen Erfolge kann man regelmäßig auf den Facebook- und Insta-Accounts des URC Langenlois nachlesen. Und sollte das auch in naher Zukunft tun, denn für den Rest des Jahres 2024 hat sie noch einiges vor. Da Der Graz Triathlon leider abgesagt wurde, wird es auch heuer wieder am 31. August ein Start in Podersdorf: Mitteldistanz. Eine Woche später: Dugi Otok. Und dann noch, am 20. September, der Saisonhöhepunkt im französischen Vichy: die Europameisterschaft in der olympischen Distanz. Ihr, die nach wie vor ohne genauen Trainingsplan und ohne Trainer trainiert, ist es wichtig, auf das Körpergefühl zu hören und das Training danach flexibel zu gestalten, so konnten bisher trotz hoher Belastungen gröbere Verletzungen vermieden – und die Lust am Sport erhalten werden. Was hoffentlich noch lange so bleibt!
Werner Bamberger Juni 2024
Text: Othmar Pruckner, Fotos Werner Bamberger
„Ich fahre gerne Steigungen“
Werner Bamberger ist ein richtiger „Beisser“. Am liebsten fährt er bergauf – und das lange.
Downhill fahren, das können andere besser. Sagt Werner Bamberger. Bergab passt er lieber auf, da lässt er es nicht so sehr krachen wie mancher Konkurrent. Was er aber kann und liebt, das sind „lange Anstiege“. Je mehr Höhenmeter auf einmal, desto besser. Schön, wenn man solche Qualitäten hat! Und Werner, Jahrgang 1980, kann diese seine Stärken auch gut gebrauchen und einsetzen. Denn schließlich ist er einer, der fleißig Rennen fährt. Nicht jedes Wochenende, aber doch so rund zehn Stück pro Jahr – nicht die kleinsten und natürlich erfolgreich. So ist er vergangenes Jahr, zum Beispiel, beim Kitzbüheler Radmarathon dabei gewesen. Der ist keine Kleinigkeit, der ist nämlich 216 Kilometer lang und 4.600 Höhenmeter hoch. Länger ist nur der „Ötztaler“, aber welche der beiden Veranstaltungen härter ist, darüber kann man streiten. Denn in Kitzbühel fährt man zum Schluss, zum großen Finale, noch aufs Kitzbühler Horn. Steiler als dieser Berg ist kein Anstieg, auch nicht das Timmelsjoch.
Werner war in Kitz 2023 dabei, hat erfolgreich gefinisht, und das bei regnerischem Wetter und insgesamt nicht optimalen äußeren Bedingungen. Da verneigt sich jeder, der schon einmal auf dem Rennrad gesessen ist mit großer Ehrfurcht! „Es war schon ein großes Erlebnis“, sagt Werner.
Auch sonst ist sein Leben nicht frei von größeren und kleineren Erlebnissen. Aber wie immer: wir fangen von vorne an.
Wie so viele Buben und junge Männer das tun, trat auch er einst das „runde Leder“. War Stürmer beim SC Arnsdorf in der Wachau, der nächstgelegene Verein zu seinem Eltern- und auch heutigen Wohnhaus in Rossatzbach. Spielte schon mit fünfzehn Lenzen in der „Ersten“, doch die Karriere war nicht von allzu langer Dauer: Das Knie spielte nicht so gut wie er, tat ständig weh und so hörte er schon mit 19 wieder auf, von der Profifußballerkarriere zu träumen. Sportlich wie er war, sattelte er um, fuhr, weil ihm das geraten wurde, zu Therapiezwecken mit dem Rad spazieren. Machte bald mit dem Mountainbike just for fun die Berge der Wachau unsicher und trat bei dem einen oder anderen Hobbyrennen an. Langsam wurde aus dem Nebenher-Hobby eine echte Leidenschaft.
Wie das Leben so spielt, traf er einen anderen guten Radfahrer, nämlich Michael Weiß. Der erkannte das Potential von Werner und lotste ihn sanft aber bestimmt zum URC Langenlois. Das war anno 2016; der URC war deshalb erste Wahl, weil: a) guter und großer Verein und b) Werner damals recht nahe am Kamptal, nämlich in Brunn am Felde wohnte. Sein erstes Rennen für den Verein fuhr er, das weiß er noch ganz genau, im Mai 2016 in St. Veit an der Gölsen.
Bevor wir zum steilen Anstieg nicht nur der Berge, sondern auch der Erfolgskurve kommen, noch kurz ein Wort zum Berufsleben. Das braucht ein Mensch ja auch, damit man sich ein Hobby, und solches ist und bleibt der Sport in unserem Fall, auch leisten kann.
Werner ist da in einer ausgesprochen glücklichen Situation. Nicht er muss zur Bank gehen und um einen Kredit betteln … nein, im Gegenteil, die Sache läuft ganz anders herum: die p.t. Kundinnen und Kunden kommen zu ihm und bitten ihn, den Kreditsachverständigen der Kremser Volksbank, um die Gewährung eines Darlehens. Schon bald nach der HAK-Matura in Krems trat er in die Dienste der Volksbank ein – und ist dem Haus bis heute treu geblieben. Eine Stütze des Instituts, ebenso wie er eine Stütze des URC ist! Die beiden Welten hält er übrigens so gut es geht auseinander, unter anderem auch deshalb, „weil sich die meisten Leute, auch in der Firma gar nicht vorstellen können, was das heißt, einen Marathon, egal ob am Mountainbike oder am Rennrad, zu fahren.“
Eigentlich ist der schnelle „Banker“ ja vorwiegend ein Mountainbiker. Wo er oft gemeinsam mit Andi Priesching und Franz Pfeffer am Start steht – und auch oft gemeinsam am Stockerl. Der letzte große Erfolg war 2022. Da fuhr er beim Vier-Etappenrennen der „Alpentour Schadming“ mit dem 3. Platz in der Altersklasse einen sehr, sehr respektablen Podestplatz ein; da war er dann auch mit sich und seiner Leistung zufrieden: „Ich habe das Ziel erreicht, das ich mir gesetzt habe.“
Im selben Jahr gabs auch noch einen anderen, persönlichen Triumph: Beim Wachau-Lauf-Marathon finishte er knapp unter drei Stunden. Und auch da: 3. Platz in der Altersklasse. Gratulation im Nachhinein! Zeichnet sich da am Horizont etwa eine Triathlon-Karriere ab? Nein, gar nicht, versichert Werner, „das ist kein Ziel. Ich kann nicht schnell schwimmen.“
Er bleibt also dem Radl treu. Trainiert zwar nicht nach strengem Trainingsplan, dafür aber hart und fleißig. Eine seiner langen Standard-Ausfahrten dauert rund sechs Stunden, führt über satte 3000 Höhenmeter und geht – für alle, die sich ein Vorbild nehmen wollen – ungefähr so: Von der Wachau über den Windstallgraben, hinunter nach Mautern, über die Donau, hinauf nach Egelsee und den Sandl, über Weinzierl hinunter nach Weißenkirchen. Jetzt der Seiberer. Bei Himberg wieder hinunter in den Spitzer Graben und von Gut am Steg, richtig geraten! Hinauf auf den Jauerling. Maria Laach, Aggsbach Markt von dort nochmals die Jauerlingflanke hinauf, über Oberndorf endlich hinunter nach Spitz. Retour, quasi zum Auskühlen, hinauf nach Bergern und endlich heim nach Rossatzbach. Lust gekriegt? So kommt er, in Kombination mit kürzeren Einheiten, auf deutlich mehr als 10.000 Kilometer im Jahr und liebt es, sich über „Strava“ mit Konkurrenten zu matchen. Weniger liebt er es, im Winter im Haus drinnen zu „zwiften“ – aber was sein muss, muss eben sein. Von nichts kommt nichts! Oft sitzt er schon in der früh um sechs, vor der Arbeit, im Sattel, immer wieder fährt er auch mit dem Rad in die Arbeit nach Krems. „Ja, man kann schon sagen, dass ich süchtig bin“, gesteht Werner. Gottseidank, diese Sucht ist eine gute!
Zwei Nahziele hat er für den Juni noch: Schon Mitte des Monats startet er beim 5-Seen-Marathon im Salzkammergut, 200 Kilometer, 2.500 Höhenmeter sind die Steilvorlage. Ende Juni ist dann der Weinstein MTB-Marathon in Mühldorf am Rennkalender, ein Rennen, bei dem es gleich zweimal auf den Jauerling geht, direttissima, 66 km und 2.800 hm – ein Rennen, das ihm als „Bergziege“ besonders liegt und deshalb auch sehr am Herzen liegt. Den Wachauer Radmarathon macht er sowieso, der ist Ehrensache, für einen Wachauer wie ihn! Er will, das ist ihm ganz wichtig, heuer eine unfallfreie Saison absolvieren, einen eher heftigen Sturz so wie letztes Jahr, Spitalsaufenthalt inklusive, braucht er heuer nicht unbedingt, schließlich fährt man ja zum Vergnügen, und auch, „um einen Ausgleich zum langen Sitzen vor dem Computer“ zu finden. Nebenher stehen einige Rockkonzerte am Jahreskalender. Abgesehen davon gehört die weitere karge Freizeit der Familie, genauer gesagt den privaten Koch-Events mit seinen zwei Töchtern. Die ihm sehr, sehr wichtig sind.
Fernziele gibt es auch, also jetzt einmal in sportlicher Hinsicht gesehen. Er will die Langdistanz bei der Salzkammergut-Trophy fahren – 210 Kilometer, 7.047 (!) Höhenmeter. Und dann ja doch noch einmal im Leben den „Ötztaler“ abspulen. Heuer geht es sich nicht aus, er hofft „vielleicht irgendwann“. Ab in Wahrheit besteht an diesem Plan kein Zweifel. Denn was sich Werner vornimmt, das macht er nämlich einfach. Auch deshalb, weil: „Ein bissl ehrgeizig bin ich schon auch.“
Karl Holzer März 2024
Text: Othmar Pruckner, Fotos Karl Holzer
Der Stabilitätsfaktor
Karl Holzer kann man einen ruhenden Pol nennen. Einen konsequenten, vernünftigen Trainierer und stets einsatzbereiten Vereins-Mitarbeiter. Der auch jenseits der aktiven Karriere wahrlich schnell und stark genug ist. Was er bei Vereinsausfahrten und Trainingslagern immer wieder aufs Neue beweist.
Zweimal fragt Karl nach, warum gerade er diesmal zum Mitglied des Monats auserkoren wurde. „Weil ich mache ja nichts Besonderes“. Nun, die Antwort ist ganz einfach: Man kann auch ohne glanzvolle Siege, ohne absolvierte Traumsaison ein Vorbild sein. Man kann auch ohne permanente Rekorde und Sensationsleistungen ein echter Leistungsträger sein. Und das ist Karl Holzer, Jahrgang 1959, ganz sicher.
Seine Zeit der Wettbewerbe hat er hinter sich gelassen, was genug ist, ist genug. Er hat vieles gemacht, hart gearbeitet, fleißig trainiert. Jetzt fährt er nur mehr zum Spaß, Sportler aber ist er nach wie vor mit Leib und und Seele. Und vor allem ein großer Stabilitätsfaktor, nicht zuletzt für den URC Langenlois. Dessen Trikot er schon so lange trägt, dass er gar nicht mehr sagen kann, wann alles begonnen hat. Es muss irgendwann Anfang der Neunziger Jahre gewesen sein, als Karl Glantschnig ihn fragte, „ob er nicht einmal raufkommen will“ – zur Trainingsausfahrt nach Langenlois. Und er kam tatsächlich!
Sein Sportlerherz, soviel ist sicher, hat noch einige Jahre früher, in seiner Zeit beim Bundesheer, zu schlagen begonnen. Lange ists her, aber da musste er erstmals richtig laufen lernen – und blieb der Einfachheit halber dem Sport nach der Abrüstung gleich viele Jahrzehnte treu. Er war ein Läufer, so wie er im Buche steht: Asketisch, schlank, diszipliniert und schnell. Kürzere Distanzen liebte er besonders. Der Halbmarathon war seine besondere Stärke, jenen in der Wachau lief er in 1 Stunde, 22 Minuten. Nur einmal stellte es sich einem Marathon: 3 Stunden, 10 Minuten war seine tolle Zeit, ganz zufrieden war er damit trotzdem nicht: „Ich wollte in drei Stunden laufen, das ist sich nicht ganz ausgegangen“.
Das war anno 1999. Danach wog er nur noch 66,5 Kilo, und da hatte dann seine Partnerin kurzzeitig ein bisschen Sorge um ihn und seine Gesundheit. Aber alles, auch das Gewicht, pendelte sich bald wieder ein, auf auch nicht gerade fette siebzig Kilo. Die er stabil, wie er ist, ziemlich genau bis heute hält.
Die Stabilität zeigte und zeigt sich nicht nur in seiner sportlichen Laufbahn. Er verbrachte, und das allein ist rekordverdächtig, sein gesamtes Berufsleben bei einem einzigen Arbeitgeber. Von der Lehre bis zur Pensionierung war er quasi der „Mister Neunteufel“, Verkäufer und Experte für alle diffizilen Fragen im bekannten Kremser Eisenwarengeschäft. Das muss ihm erst einmal wer nachmachen, das gibt es heutzutage kaum noch.
Stabilität in alle Richtungen: Karl, ein gebürtiger Engabrunner, baute sich schon in den Achtziger Jahren sein Haus in der Hauptstraße seines Heimatorts und lebt seit damals ohne Ortswechsel drin, und zwar mit seiner damaligen Partnerin und heutigen Ehefrau Romana Ehrenberger. Nie standen sie einander im Weg, was ihre Freizeitambitionen betraf. Romana war und ist begeisterte Reiterin, jeder hatte ausreichend Platz für sein „Hobby“; was offensichtlich ein Garant für eine stabile, glückliche Beziehung war und ist. Natürlich gibt es auch genug Gelegenheit für gemeinsame Aktivitäten und wenn Romana, lange Jahre als Heilmasseurin und Hebamme aktiv, mit ihrer Theatergruppe probt und auftritt, steht Karl ihr als Bühnenarbeiter, als Techniker, als „Allrounder“ tatkräftig zur Seite.
Jetzt ist es aber höchste Zeit, über Karl, der Radfahrer zu reden und zu schreiben. Neben Karl Glantschnig und Karl Paur ist er der dritte Karl im Bunde und ob er jetzt „Karl II.“ oder Karl III. ist, sei vorerst einmal dahingestellt, „Karl der Schlanke“ ist er auf jeden Fall!
Irgendwann um 1988 begann er ernsthaft, Rad zu fahren. Drehte er vorher gerade einmal „Zwanzig-Kilometer-Runden mit dem Tourenrad“ fesselte ihn dann doch ein schnellerer Untersatz, aus bescheidenen Anfängen wurde bald mehr.
Das echte Erweckungserlebnis hatte er dann bei einer ersten gemeinsamen Glocknerbefahrung im Jahr 1991, bereits mit Vereinskollegen. Einer seiner Mentoren war, wer sonst, Georg Derndorfer; und Gas gegeben hat Karl damals schon: von Ferleiten bis zum Fuschertörl in 1 Stunde 25 Minuten, das war schon was. „Das hat mir den Schub, die Motivation fürs Weiterfahren gegeben.“
Er war und ist, dank seines Fliegengewichts, ein idealtypischer Bergfahrer und war damit auch prädestiniert, schon bald mittlere und große Marathons zu fahren, immer mit Erfolg, wir zählen hier nicht alle Bewerbe auf. Er war auf vielen Veranstaltungen unterwegs, oft mit seinen Buddies Karl Paur, Wolfgang Löffler, Reini Pammer und Ewald Rauscher. Er startete gern bei Duathlons, auch beim damals sehr populären Weyer-Duathlon: Da mussten, nur zum Beispiel, 14 Kilometer gelaufen, 76 Kilometer geradelt und dann nochmals 7 Kilometer gelaufen werden – Karl blieb dabei unter vier Stunden Gesamtzeit.
1999 qualifizierte er sich für die offizielle Weltmeisterschaft der Duathleten in Zofingen in der Schweiz. Diese beinharte „Challenge“ (8 km Laufen – 150 km Radfahren – 30 km Laufen) nahm er zweimal an. Das erste Mal finishte er mit 8 Stunden 18, 2001 – bei sieben Stunden Dauerregen – brauchte er dann nochmals 6 Minuten weniger. Höchster Respekt! Auf die immer populärer werdende Triathlon-Disziplin stieg er, trotz enormer Duathlon-Leistung, aber niemals um, denn „das Schwimmen war mir immer irgendwie suspekt“.
Was sind die Höhepunkte seiner Rennrad-Karriere? Das, wovon andere mit stolzgeschwellter Brust erzählen, kommt bei ihm irgendwie beiläufig, so ganz nebenbei zur Sprache. Der „Ötztaler“, 2006, ja das war schon ein schönes Erlebnis, sagt Karl, ein Highlight, ein Bewerb, den er gemeinsam mit seinen Freunden Karl Paur und Ewald Rauscher bestritt und den er unter den ominösen zehn Stunden, nämlich in 9 Stunden 46 finishte. Gratulation, auch noch 18 Jahre danach!
„Ich fahre jeden Berg gern“, sagt er, aber besonders gut und schön ist ihm das Stilfser Joch in Erinnerung, „das war schon ein Höhepunkt.“ Überhaupt: die Trainingslager mit Edi Schwarz und den anderen Vereinskollegen, das sind aktuell die großen Freuden seines Sportlerlebens. Weil es da auch so etwas wie Kameradschaft, Kollegialität, Freundschaft gibt, und das auch für ihn immer mehr zählt, mehr als alles andere.
Eine Geschichte noch, eine, die ihm in guter, ja bester Erinnerung ist: Sein „Job“ als „Edeldomestik“. Diese Aufgabe erfüllte er dreimal und zwar für zwei Freunde. Er begleitete Wolfgang Löffler und Josef Gradner auf ihren Inline-Skates-Rekord-Trainingsfahrten von Passau ausgehend nach Langenlebarn, Wien bzw. Hainburg – auf dem Rad. Er hatte Wasser und Verpflegung im Kisterl am Servicerad und musste, ob er wollte oder nicht, 370 Kilometer durchfahren. 18 Stunden und 55 Minuten saß er bis Hainburg am Rad, nie mit „Highspeed“, dafür aber konsequent und stabil und verlässlich – bekanntlich seine ureigensten Qualitäten.
Diese Eigenschaften und das muss unbedingt noch gesagt werden, spielt er auch Jahr für Jahr als treuer Helfer beim Mountainbike-Rennen am Heiligenstein und beim „Achtelmann“ in Schönberg aus: Karl ist da. Immer. Er hilft, trägt, schleppt Absperrungen und vieles mehr, für ihn eine Selbstverständlichkeit und nicht der Rede wert („Das gehört einfach dazu“) – für den Verein und seine Veranstaltungen aber sind seine, sind die Dienste aller „Freiwilligen“ eine wichtige, ja unverzichtbare Hilfe.
Genau seine Stabilität spielt er an allen Fronten aus, so auch bei den Sonntagsausfahrten des URC. Er ist da, auf ihn ist Verlass, er fährt ruhig, diszipliniert, sicher, stabil und sorgt sich um langsamere Mitstreiter, weil „ich lasse niemand im Wind stehen“.
Ziele hat er auch noch: Er will weiterhin „mit Edi mitfahren“, sprich die Oldboys-Trainingslager in Südtirol und anderswo absolvieren. Wobei er auch da ein Stabilitäts- und Sicherheitsmensch ist. Bergab, so wissen alle, fährt er besonders besonnen – weils ihm wichtiger als alles andere ist, „dass es uns nicht runterhaut“.
Edi Schwarz Jänner 2024
Text: Othmar Pruckner, Fotos Edi Schwarz
Der Tourdirektor
Eduard „Edi“ Schwarz, Jahrgang 1960, ist ein „Urgestein“ des Langenloiser Sportgeschehens. In frühen Jahren leidenschaftlicher Kicker, wechselte er in den frühen Neunzigern aufs Rad und organisiert nun seit 20 Jahren für den URC Rennradtouren, vorwiegend in Österreich und Südtirol
Meingott, wie die Zeit vergeht! Schon vor zwanzig Jahren packte Edi Schwarz die Rad-Reiselust. Vom 5. bis 9. Juni 2004 fährt er mit seinen Freunden Franz Achsnit und Toni Helpfer 759 Kilometer vom Neusiedler See zum Bodensee. In knackigen fünf Etappen und wahrlich nicht die leichteste Route … Damals waren sie zu Dritt, es war sozusagen ein Probegalopp, Edis Vater fungierte als Fahrer des Begleitwagens. 2018 gabs dann eine Neuauflage dieser Challenge – da waren es dann schon elf Teilnehmer, eine Traumtour, wenn man das als Teilnehmer sagen darf. Ebenfalls fuhr ein Begleitauto mit, man nächtigte in Top-Quartieren, alles bestens geplant und organisiert.
Es treibt Edi mitsamt seiner Truppe immer in die Berge. Das Waldviertel reicht da nicht, für ihn muss es schon etwas höher hinauf gehen. 2023 wurde in Levico Terme östlich von Trient Quartier bezogen – mit 18 Teilnehmern! Ein Top-Oldboys-Team war da wieder unterwegs, wenngleich dieses eine Mal das große Unglück mit der Truppe war – es war Georg „Schorsch“ Derndorfers letztes „Trainingslager“.
Was waren für ihn die besten, schönsten, erfolgreichsten aller Touren und „Lager“? Vielleicht doch die gemeinsame Mehrtagesfahrt quer durch die Alpen anno 2017, wo, als einer der Höhepunkte, sogar oben am Stilfser Joch genächtigt wurde.
Was es da alles gab, man glaubt es kaum. Grenzlandfahrt, Fünf-Flüsse-Fahrt, Schladminger Tauern, Tauern und Steirische Weinstraßen, Kärnten und Friaul, Vogesen und Kaiserstuhl, Sellaronda undundund … Ob in Kärnten oder Vorarlberg, ob in Mallorca oder in den Sextner Dolomiten, man kommt unter Edis Führung ordentlich in der Geographie herum und nach wie vor ist keine Rampe zu steil, kein Pass zu hoch. Weit mehr als dreißig Mitglieder des Vereins sind im Laufe der Jahre unter Edis Obhut geklettert und gerollt, sind gebolzt und haben gebummelt … wobei das Ziel ganz klar bei allen Teilnehmern war und ist, nicht zu siegen, nicht als erster auf dem Berg zu sein, sondern die jeweiligen Tagesetappen glücklich zu „finishen“. Auch dieses Jahr, 2024 geht es wieder in großer Formation in die Berge – und hoffentlich noch viele weitere Jahre.
Bevor wir auf die „aktive“ Marathonzeit und andere Aktivitäten schauen, ein kurzer Blick in die Geschichte. Man kann sagen, dass Edi ein spätberufener Radler ist. Weil angefangen hat bei ihm alles mit der Kickerei. In frühen Jahren – im zarten Alter von 9 bis 23 – gab es für ihn nur diesen einen Sport. Franz Beckenbauer und Gerd Müller („Weil der immer aus Nichts etwas gemacht hat“) waren die großen Vorbilder, national war er ein Rapidler und lokal Außendecker, später Mittelfeldspieler beim SV Langenlois.
Er war erfolgreich, wurde Meister in der 2. Klasse Wachau, und das vor allem deshalb, weil die Mannschaft vorwiegend aus guten Freunden bestand, die Gemeinschaft funktionierte, „weil alles gepasst hat“, wie er heute rückblickend erzählt. Dennoch: Er wurde Legionär im fernen Droß, kehrte aber nach vier Jahren reumütig zu den Loisern zurück, um da auch noch Schriftführer und bald danach Fußball-Sektionsleiter zu werden.
Da zeigte sich schon das zweite Talent des Eduard Schwarz: Dass er nämlich nicht nur aktiv, sondern auch als „Funktionär“ funktionierte. Seine Zeit, seine Tatkraft in den Dienst eines Vereins, in den Dienst der guten Sache zu stellen, das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich, war für Edi aber sehr wohl die natürlichste Sache der Welt – trotz Berufstätigkeit und Familiengründung.
Bevor es dann wirklich an die URC-Rad-Karriere geht, noch rasch ein Blick auf die vielen Jobs, die Edi gut und gern gemacht hat. Er lernte im großen Sachseneder-Werk Industriekaufmann. Pendelte dann einige Jahre nach Wien ins Finanzamt für Körperschaften. Obwohl bereits pragmatisiert, wechselte er in die TPA Steuerberatung, um dann einen besonders harten Job anzutreten: Er wurde Gastronom, versuchte an der Seite des Vaters das Kirchen-Wirtshaus nochmals hochzubringen – was nicht ganz gelang, der Betrieb wurde schließlich verkauft. „Aber wir haben es probiert!“ erinnert er sich auch gern an die Zeit als Wirt bzw. „Mädchen für alles“.
Weitere Stationen: Die SPAR in St. Pölten, zwei kurze Abstecher bei kleinen Firmen in Rohrendorf und Mautern, zuletzt Kiennast in Gars. Und zu allerletzt, genauer gesagt die letzten 20 Jahre, arbeitete er als selbständiger Bilanzbuchhalter, vorwiegend für die TPA in Krems.
1993 – und jetzt sind wir wieder ganz bei der Rad-Sache – begann Edis Radkarriere. Da war er schon „dreißig plus“, aber noch keinesfalls müde und von Anfang an höchst motiviert: Weil die Leidenschaft im Spätherbst einsetzte, trainierte er gleich einmal den ganzen Winter auf der Walze. Und fuhr, gar nicht feige, in der ersten aktiven Saison 1994 neben Amadé und Samson-Marathon auch noch den „Ötztaler“. Das waren Zeiten! An die Krämpfe am Kühtai – damals der letzte Berg in der Runde – erinnert er sich noch mit Schmerzen – aber er finishte. Und ließ sich vom neuen Sport völlig in den Bann ziehen, fuhr Marathon um Marathon und natürlich auch bei den Langenloiser Rundstreckenrennen und Bergzeitfahren, und das immer aus reinem Spaß am Vergnügen. Gemeinsam mit Karl Paur absolvierte er 2015, sicher ein Höhepunkt, die „richtige“ Transalp über sieben Etappen vom deutschen Sonthofen bis hinunter zum Gardasee, gespickt mit 18.000 (!) Höhenmetern. Das muss einer erst einmal aushalten!
Ja, der Edi, er war und ist eben ein echter Bergfex. Nicht nur mit dem Rennrad, auch mit seiner Frau Ingrid ist er liebend gern in alpinem Gelände unterwegs, dann aber vorwiegend zu Fuß. Gern nimmt er bei Freund (und Vereinsmitglied) Toni Helpfer in Gleiming bei Schladming Quartier; von dort werden die Schladminger Tauern erobert, ob zu zweit, zu viert oder gleich in der Großfamilie – Edi ist, so sagt er selber, ein leidenschaftlicher Familienmensch „und Ingrid war immer sehr geduldig mit meinen sportlichen Tätigkeiten“.
Von denen es ja noch mehr als Fußball und Radfahren gab und gibt: Als Läufer war Edi bei diversen Wachau-Marathons am Start, absolvierte auch Duathlons. Nein, faul war er nie, sondern eher das Gegenteil. 2006 bis 2013 betrieb er neben dem Job gemeinsam mit Sportsfreunden einen Radverleih und arbeitete als Radguide. Ab 2009, weil er sonst ja nichts zu tun gehabt hätte, stellte er sich wieder einmal in den Dienst eines Vereins, diesmal des URC Langenlois. Als penibler Kassier ist er uns in bester Erinnerung, als treuer Helfer bei diversen Vereinsaktivitäten, vor allem dem Mountainbike-Rennen steht er nach wie vor an der Front. Und wird das hoffentlich noch einige Jährchen tun…
Kurzes Resumee. Edi ist ein klassischer Vereinsarbeiter. Euphorisch, übermütig, laut sieht bzw. hört man ihn selten bis gar nicht. Er arbeitet ruhig und besonnen, der Buchhalter in ihm behält meist die Oberhand, und das ist sehr gut so. Er ist ein Zahlenmensch, ein rationaler Denker. Fährt nach wie vor 10.000 Kilometer pro Jahr, im Winter liebend gern daheim im Keller mit seinem „Tacx“.
Warum tut er das alles, warum organisiert er diese aufwändigen, aufregenden Rennradreisen nach wie vor und das auch noch gern? Weil er eben in erster Linie ein Gruppenmensch ist. „Nach einer Ausfahrt der Kaffee, das Glas Bier“, das ist es, was ihm heilig ist. In der Gruppe alles zu besprechen, die nächsten Erlebnisse planen, in der Gemeinschaft „ohne Druck“ fahren, das zählt für ihn wie sonst nur die (Groß)familie. „Darauf, dass es heuer wieder 17 Anmeldungen für Südtirol sind, bin ich schon stolz“, sagt er. „Das ist ja doch ein Zeichen, dass es halbwegs passt.“
Andreas Redl November 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Andreas Redl
Der Spartaner
Der dreimalige Hawaii-Ironman-Finisher Andreas Redl suchte nach einer Disziplin, die „noch härter als Triathlon“, womöglich noch härter als ein Ironman sein sollte. Er suchte – und fand das „Spartan Race“. Sein großes Ziel ist die Europameisterschaft 2024 in Kaprun
Liebend gern ist er in der freien Natur. Darin unterscheidet sich Andreas Redl ja kaum von der Mehrzahl der Durchschnitts-Menschen. Wer ist nicht gern draußen, „Outdoor“, bei einer Radausfahrt, einem Trainingslauf, einer Bergtour?
Freilich schaut bei ihm die Liebe zur Natur etwas anders als sonst üblich aus. Er klettert bei seinen Outdoor- Aktivitäten gern über riesige Holzmauern. Robbt unter Stacheldrahtverhauen durch. Er schleppt 27 Kilo schwere Sandsäcke von einem Punkt zu einem anderen. Er wirft Speere (hoffentlich) ins Ziel. Er schwingt sich ganz im Stil von Ninja-Warriors-Kämpfern über „monkey bars“ und Klettergerüste. Klettert durch Boulderwände. Trägt schwere Eisenketten oder, warum auch nicht, 50 Kilo schwere Steine wahlweise auf den Schultern oder in den Armen durch die Landschaft. Er krault und robbt durch eiskalte Gebirgsseen und Schlammpfützen. Klettert an baumelnden Strickleitern und lässt sich, sollte er ein Hindernis nicht schaffen, mit 30 „Burpees“ bestrafen. Für alle, die dieses Vokabel nicht kennen: Das sind Liegestütz mit anschließendem Strecksprung. Dreißig Mal! Ja, jeder braucht seine ganz speziellen Naturerlebnisse.
Andreas Redl, und damit kommen wir zur Sache, ist also auf den Geschmack einer ganz besonderen, ziemlich neuen Sportart gekommen: Des Sparta-Rennens, neu-deutsch „Spartan Race“. Laut Google fordert ein Spartan Race von den Athleten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Der Wettkampf startet mit dem typischen Schlachtruf der antiken Spartaner Krieger: AROO! AROO!“
Athleten (und Athletinnen!) haben die Qual der Wahl, können verschiedene Distanzen wählen, nämlich „Spartan Sprint“ über 5 Kilometer, „Spartan Super“ über 10 bis 13 Kilometer und „Spartan Beast“ über 20 Kilometer. Dabei sind die Kilometerangaben absichtlich nach oben offen – sprich die Distanzen sind ein Minimalprogramm und aus den 20 werden oft einmal auch 25, 26 Kilometer. Bei den drei Längen sind entweder 20, 25 oder 30 Hindernisse eingebaut und über den Spartan Ultra Beast mit 42 Kilometer Länge (und 60 Hindernissen) reden wir hier noch gar nicht.
Der Weg, den man läuft, ist auch ohne die eingebauten Hindernisse an sich schon ein Leidensweg – steil bergauf und bergab, rutschige Hänge, schlammige Kurven, reißende Wasserläufe, das alles und noch viel mehr ist ganz normales Standardprogramm. Man muss sich einen „militärischen Mehrkampf“ vorstellen, einen jener Parcours, den US-Marines bei ihrer Ausbildung durchlaufen oder sich zur Illustration ein youtube-Video zum Thema anschauen. Da kriegt man gleich Lust, mitzumachen – oder auch nicht. Andreas Redl hat jedenfalls Lust gekriegt, große Lust und Lust auf mehr. 2022 ist er in die Szene hineingekippt und nun regelrecht süchtig danach geworden, sogenannte „Obstacle Course Runs“, kurz OCR-Bewerbe nicht nur zu besuchen, sondern auch tunlichst zu gewinnen. Und in dieser Hinsicht war 2023 ein mehr als erfolgreiches Jahr.
Er macht mit seinen 56 Jahren bei allen Distanzen mit und hat heuer einen besonderen Sieg zu verbuchen: Nämlich jenen der Trifecta-Goldmedaille. Was bedeutet das? Trifecta ist eine Art Spartan-Race-Cupwertung, zusammengesetzt aus allen drei Distanzwertungen. Andreas Redl gewann heuer einen Sprint in München, wurde in Kulmbach über 21 Kilometer Zweiter, in St. Pölten über 10 Kilometer Dritter, in Zell/See-Kaprun über 21 Kilometer wiederum Erster. Dort hängte er, weil genug niemals genug ist, auch noch einen Sieg über die 5 Kilometer-Sprint-Distanz hinten dran. Spartan-Rennen sind, sagt er, „nochmal härter als Triathlons“. Erdiger, schmutziger, schonungsloser. Und weils ihm so brutal taugt und er heuer so erfolgreich war, wird er nächstes Jahr bei der EM 2024 in Kaprun an den Start gehen. Und nicht nur das: Einen „Stockerlplatz“ erhofft er sich schon dabei.
Andreas Redl, der Naturbursche mit dem Hang, sich selber ganz besonders ausgiebig zu quälen, hat auch eine biedere, bürgerliche, konventionelle Seite. Er ist Beamter am Gebietsbauamt in Krems, dabei viel im Außendienst unterwegs. Er erstellt, nicht unwichtig, für diverse Gemeinden des Bezirks Gutachten für Baugenehmigungen. Wer vor hat, auf Grünland eine schmucke Villa zu errichten, wird auf seinen Widerstand stoßen, das aber nur nebenbei. Gemeinsam mit seiner Frau Bettina, die am BRG Krems Deutsch und Französisch unterrichtet, wohnt er mitten in der Natur, nämlich im kleinen, schönen Kronsegg, fast direkt unter der gleichnamigen Ruine. Sohn Tobias (27) ist Molekularbiologe und Julian (21) studiert technische Chemie. Sporteln tut der gebürtige Retzer (Vater und Mutter unterrichteten dort an der Weinbauschule) seit früher Kindheit. Begonnen hat bei ihm alles mit einem breit gefächerten Leichtathletik-Mischprogramm im Sportgymnasium Hollabrunn. Seine Eltern haben ihn nie zu etwas gedrängt, erzählt Andreas, ihm dafür aber einen Leitsatz mit auf den Lebensweg gegeben: „Wenn du das machst, was du willst, schaffst du alles“. Andreas also macht seit früher Jugend vorwiegend das, was er will. War, weil er es so wollte, schon in der HTL Klassenbester. Heiratete früh seine Jugendliebe, die er beim gemeinsamen Karatetraining kennengelernt hatte, zog zu ihr nach Kronsegg, baute später dort sein elegantes Haus. Und machte so nebenbei Sport, lief ein bissl in der schönen Gegend herum. Bis ihn ausgerechnet seine Mutter fragte, ob er nicht einmal einen Marathon probieren wollte.
Und schon nahm das Schicksal seinen Lauf. Andreas ließ sich nicht lumpen, wollte seine Mutter nicht enttäuschen, begann fleißiger zu trainieren und finishte seinen ersten 42-Kilometer-Lauf 1994 gleich einmal in 3 Stunden und 20 Minuten. Verbesserte sich im Laufe des Jahres, fuhr das Jahr darauf nach London und lief die 42 Kilometer dort erstmals unter drei Stunden, exakt 2 Stunden, 58 Minuten und 30 Sekunden. Diese Zeit weiß er auswendig, wie viele andere Zeiten auch. Und schon kam die Lust auf mehr, auf Triathlon, die ultimative Herausforderung. Der „Jauerlingman“ – Schwimmen in der Donau, bis Maria Laach mit dem Rad und von dort bis zum Gipfel im Laufschritt, war die Feuerprobe, dann wurde es ernst. Zu Weihnachten wünschte er sich ein Rennrad (und bekam es), es hatte noch einen Stahlrahmen. 1996, und wir machen die weiteren Jahre im Kurzdurchlauf, absolvierte er in Podersdorf die erste Langdistanz; und schon tauchte das Fernziel Hawaii am Triathlonhorizont auf. Den ersten Qualifikationsbewerb in Roth absolvierte er – beim ersten Anlauf – mit neun Stunden vierzig, was knapp zu wenig für Hawaii war.
1997 klappte es dann mit der Quali beim Lanzarote-Triathlon, als Nachrücker ergatterte er das so heiß ersehnte Ticket. Er kam, sah und finishte Hawaii insgesamt dreimal und verliebte sich dabei jedes Mal mehr in die Südseeinseln. So sehr, dass er das vierte und fünfte Mal ohne Wettbewerbsteilnahme, dafür aber mit der ganzen Familie dorthin jettete – „und das waren dann wirklich Traumurlaube“.
Überhaupt ist er heute seiner Frau, seiner Familie, den Eltern und Schwiegereltern dankbar für die Ausdauer, die sie mit ihm, dem Ultra-Ausdauersportler, über lange Jahre hatten. Dankbar für die mentale Unterstützung, aber auch für jene finanzieller Art. „Da braucht es schon viel Verständnis, da muss die Familie mitspielen, da müssen alle hinter dir stehen, sonst geht das nicht. Ich habe im Bekanntenkreis auch einige Scheidungen erlebt“ sagt der einstige Triathlet und heutige Spartan-Kämpfer. Sein Triathlon- bzw. Rennrad hat er nach gottseidank harmlosen Trainingsstürzen 2022 ausgemustert, jetzt wird „nur“ noch die neue Sportart gelebt. Zu der er mittlerweile auch Freunde und sogar seine Bettina mitnimmt. Die, man höre und staune, bereits ebenfalls Spartanerin geworden ist – in der „Fun“-Kategorie, bei der man einander bei den Hindernissen helfen darf, was aber auch schon anspruchsvoll genug ist. Mal sehen, vielleicht überzeugt Andreas Redl ja seine Frau demnächst davon, in die Wettbewerbsklasse einzusteigen … wer weiß? Sicher jedenfalls ist, dass die EM in Kaprun eine harte Sache und seine Familie wie immer voll und ganz hinter ihm stehen wird. Wie sagt er zum Schluss des langen Gesprächs: „Ich werde mein Bestes geben.“
Davon, lieber Andreas, sind wir überzeugt und wünschen dir schon jetzt ganz fest, dass du wie erhofft am Stockerl stehen wirst!
Manuela Kanzler September 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Manuela Kanzler
Triathletin mit vielen Talenten
Manuela „Manu“ Kanzler ist Sportlerin mit Leib und Seele. Aber auch überaus engagierte Vereins-Arbeiterin. In jungen Jahren war sie eine begeisterte Rad-Reisende. Heute liebt sie es, schöne Wettbewerbe in schönen Städten zu finishen.
„Mein Ziel ist das Ziel“. Auf diese einfache Formel lässt sich ihre Herangehensweise an die großen Triathlons, die sie absolviert, reduzieren. „Ich bin nicht so rasend ehrgeizig, ich setzte mir keine Zeitziele mehr. Ich will mich am Tag nach dem Bewerb ganz normal bewegen können, ich will, dass es mir gut geht.“ Sagt Manu Kanzler gleich zu Beginn des Gesprächs. Jeder und jede, der kleine und große Bewerbe und insbesondere Langdistanz-Triathlons absolviert, weiß freilich: Das geht nicht ohne gehörigen Ehrgeiz. Da geht nichts ohne enormen Trainingsfleiß, ohne eiserne Disziplin. Auch bei Manu nicht. So hat sie heuer, was ja an sich schon im Einzelfall eine unglaubliche Leistung ist, gleich zwei Langdistanz-Triathlons (3,8 km Schwimmen, 180 km Rad, dazu 42,2 km Lauf-Marathon) gefinisht: Nämlich im Juni im deutschen Roth und im August im schwedischen Kalmar.
Letzterer Bewerb fand unter ziemlich erschwerten klimatischen Bedingungen statt, aber das erzählt sie bestenfalls nebenbei. Sie qualifizierte sich dadurch für den legendären Hawaii-Ironman (Gratulation nochmals!) – doch was für alle anderen das ultimative Ziel ist („Jede Triathletin, jeder Triathlet muss einmal in Hawaii gewesen sein, wenn man den Slot kriegt, dann macht man´s einfach“) ist für sie eine Prämie, die sie nicht abgeholt hat: „Ich wollte nicht nach Hawaii, man muss nicht alles machen, was andere unbedingt wollen.“ Genug war für sie genug. „Ich wollte mich nicht nochmals 12, 13 Stunden lang quälen, dazu wäre noch die lange Anreise und das teure Startgeld gekommen. Mir hat Roth, mir hat Kalmar enorm Spaß gemacht, ich wollte danach einfach einmal off season sein.“ Ihr Mann Günther, wie allgemein bekannt URC-Obmann und begnadeter Ex-Triathlet, wäre gern mit ihr geflogen, hätte liebend gern den Support übernommen, hat ihre Entscheidung, erzählt Manu, „nicht wirklich verstanden“, musste sie aber dann doch naturgemäß akzeptieren. Sie hat dem Druck, Hawaii machen zu müssen, eisern widerstanden – und das verlangt einen mindestens so starken Willen, wie eine Langdistanz durchzustehen. Respekt!
Man muss es ja sagen: Sie leistet auch so gerade genug. Fad, so darf man vermuten, wird ihr wohl niemals werden. Und langweilig war auch ihr bisheriges Leben wahrlich nicht.
Geboren wurde Manu anno 1972 im schönen Spitz in der schönen Wachau und sie verlebte dort, wie sie sagt, eine „schöne Kindheit“. War viel draußen, unterwegs zwischen Tausendeimerberg und Donau, wo sie es liebte, großen Schiffen, die viel Wellen machten, entgegen zuschwimmen. „Die größten Wellen machte die DDSG Schönbrunn“– das weiß sie heute noch ganz genau und ebenso, dass eines ihrer ersten Fahrräder ein lilafarbener „High-Riser“ war. Für die jüngeren unter uns: Das waren Fun-Bikes mit hochgezogenem Lenker und einem ultralangen Sattel. Sie war agil, immer auf Achse und schon als Kind so dünn, dass sie der Schularzt auf „Erholung“ schicken wollte. Was aber gottlob nicht nötig war. Sie war ja in Spitz und Umgebung auf Dauer-Erholung!
Als „Twen“ übersielte sie nach Krems, jobbte zuerst in einer Boutique, wechselte zu Libro, wo sie bald einmal die CD-Abteilung leitete. Zur Jahrtausendwende kam dann die Einladung, als Marketingassistentin bei der Sparkasse Krems einzusteigen – eine Herausforderung, die sie mit Freuden annahm und ein Job, der ihr bis heute Spaß macht.
Sportlich war sie ja von allem Anfang an, sie probierte vieles, ab 1993 aber gehörte ihr ganzes Herz dem Fahrrad, genauer gesagt dem Rennrad. Wobei sie damit wider Erwarten keine Radrennen bestritt, sondern auf Reisen ging. Und zwar auf richtige Reisen. Jeder wichtige und hohe Pass der französischen, schweizerischen und auch österreichischen Alpen wurde bezwungen, die Touren, die sie mit Partner und Freunden fuhr, waren lang und ultrahart.
Nur eine Radreise sei herausgegriffen: Jene anno 1999 von Barcelona nach Biarritz und retour, mit 1410 Kiometern und 19.000 Höhenmetern, Andorra, Col d Aspin, Tourmalet, Col d Aubisque, Col du Soulor inklusive. Die Liste ihrer größten Touren ist ganz unten nachzulesen – da könnte man vor Neid und Bewunderung erblassen (und tut das auch). Manu war übrigens, was das Reisen per Rad betrifft, ihrer Zeit weit voraus. Sie nahm die heute gültige „Bikepacking“-Mode, also mit möglichst wenig Gepäck auszukommen, damals schon mehr als ernst, hatte meist nur einen winzigen Rucksack an den Lenker oder auf einen provisorischen Gepäcksträger geschnallt, und kam damit überall durch.
Jung und unkonventionell wie sie war, fuhr sie stets ohne Helm, mit ganz gewöhnlichen Turnschuhen, meistens in kurzen Jeans und weitem, langem T-Shirt. Pyrenäen, Schweiz, Kanaren, ja sogar La Réunion: Zehn Jahre lang verbrachte sie, wie sie sagt, „die gesamte Freizeit, in Wahrheit jede freie Minute am Rad“. Sie war, um es so zu sagen, ein echter Rad-Junkie, fotografierte fleißig und legte von jeder Tour auch ein dickes Fotoalbum an. Quartiere wurden vorab nicht gebucht (booking.com gab es damals noch nicht… ), Zimmer wurden am Abend spontan gesucht und – meistens – auch gefunden: „Wir haben oft in den ärgsten Bruchbuden genächtigt“, erinnert sie sich und ist heute noch stolz auf diese wahrhaftigen Abenteuer.
2002 endete die Beziehung einerseits zu ihrem Radreise-Partner und damit auch für einige Zeit zum Rad selbst. Sie begann zu laufen, absolvierte gleich einmal 2004 den Wien-Marathon und zwar in beachtlichen 3 Stunden und 48 Minuten.
Es ist nun nicht mehr allzu weit bis zu ihrer Triathlon-Karriere. Jung und dynamisch wie sie war (und in Wahrheit heute noch ist!), ging sie zu jener Zeit gerne aus, genoss das Leben und lernte ganz nebenbei die Triathletin Gabi Hoch (damals noch Inzinger) sowie andere Triathlonistas kennen und schätzen. Schaute 2008 erstmals beim Krems-Triathlon zu – und da wars um sie geschehen: „Es hat mich interessiert, ich wollte es spüren.“ Und was sie interessiert, das macht sie auch! Ohne sich vorsorglich einmal bei kleinen Bewerben zu versuchen, startete sie schon im nächsten Jahr in Krems über die olympische Distanz, 2010 nochmals und 2011 war sie dann in Roth bei der „Langen“ – obwohl das ihr erst dritter Bewerb insgesamt war! „Ich wollte wissen, ob ich das kann“. Das Erlebnis Roth war, sie sagt es so, „einfach geil“. Nie kam sie an einen toten Punkt, finishte in 11 Stunden und 23 Minuten, genoss das deutsche Tria-Volksfest von der ersten bis zur letzten Minute und hatte prompt Lust auf mehr.
Viele große und auch kleinere Bewerbe, viele Abenteuer, Hochs und Tiefs, die Ironmans in Frankfurt, in Zürich, in Nizza, Kopenhagen und 2023 nochmals in Roth und zuletzt Kalmar folgten. Die Liste der wichtigsten Bewerbe ist unten zu sehen.
What next? Da ist noch vieles nicht ganz klar. 2024, so der Plan, will Manu vor allem einmal laufen. Halbmarathons und Marathons, einfach zur Abwechslung, vielleicht die internationale „Top-five“-Halbmarathon-Serie. Weil ihr das immer besser gefällt: Wettbewerbe mit Städtereisen zu verbinden. Kopenhagen etwa war für sie schon deshalb ein Erfolg, weil ihr die Stadt und die Stimmung beim Bewerb so getaugt hat. „Das war genial, und dann noch die vielen Alltagsradfahrer, dort ist die Hölle los.“
*
Noch lange nicht ist alles über Manuela Kanzler erzählt. Weil: Da gibt es neben dem reinen Sport noch einige andere, nicht minder sympathische Seiten in ihrem Leben. In den URC, sagt sie, ist sie „irgendwie hineingestolpert“. Dem Himmel sei Dank, kann man da nur sagen, gut, dass Du gestolpert bist! Kann ja sein, dass Günther Kanzler einer der „Stolpersteine“ war, aber das tut nichts zur Sache. Sie ist jedenfalls längst eine große Stütze nicht nur des URC, sondern des Vorstands – und naturgemäß des aktuellen Obmanns. „Ja, daheim geht’s schon viel um den Verein“ sagt sie. Das kann man ihr gern glauben. Sie macht die Pressearbeit, sie füttert die „sozialen Medien“, sie ist für das Dressenmanagement und noch einiges mehr verantwortlich. Sie hilft dem Chef-Organisator Günther auch bei den zwei großen Veranstaltungen des URC – bewundernswert und wahrlich nicht selbstverständlich neben Job, mindestens acht Stunden Training pro Woche und, wohlgemerkt, vier Katzen und ihrem schönen Noah, dem spanischen Podenco-Jagdhundmischling, der 2017 als neues Familienmitglied bei den Kanzlers einzog.
Man braucht bloß auf Manus Facebook-Seiten zu schauen, und weiß, wem ihre wahre Liebe – natürlich neben Günther – gehört!
Es ist ihr ganz wichtig, nicht nur in der „Triathlon-Blase“ unterwegs zu sein. Sie ist eine gewissenhafte, konsequente Trainiererin, aber eben nicht das ganze Jahr über. Sie hat schließlich neben dem Sport auch noch andere Interessen. Redet gern über Tierschutz. Mag ihren schönen Garten. Für sie muss nicht nur die Work-Life-Balance stimmen, sondern auch die „Sport-Life-Balance“. Sie startet manches Jahr bei keinen Bewerben, danach findet sie umso lustvoller wieder in den Wettkampfmodus zurück.
Gemeinsam mit Günther versucht sie derzeit, die Organisation der KTM Kamptal Trophy sowie des Schönberg Achtelman in neue, jüngere Hände zu legen. Das ist aktuell möglicherweise die größte Herausforderung, die neben Marathons, Triathlons, Tieren und sonstigen „Challenges“ auf ihr ruht. Sie ist, und das sollte nochmals betont werden, mit ganzem Herzen, großem Einsatz, immer umsichtig und uneigennützig für den URC unterwegs, Und, ehrlich: dieses Engagement für den Verein ist nicht hoch genug zu schätzen, viel höher als jede neue persönliche Bestzeit jedenfalls!
Marathons, Halbmarathons, Triathlons und andere Kleinigkeiten (Auswahl)
01.08.09. Krems Triathlon (1,5/40/10) 02:38:29 (1. Triathlon)
2009 Wien Marathon 03:54:27
12.09.10 Krems Triathlon (0,75/40/10) 02:22:12
2011 Rennradtage Langenlois 1. Rg. Gesamt Sportklasse Frauen
18.09.11 Wachau Halbmarathon (21,1) 01:51:26
10.07.11 Challenge Roth (3,8/180/42,2) 11:23:44 (1. Langdistanz)
2012 Rennradtage Langenlois 1. Rg. Gesamt Sportklasse Frauen
08.07.12 Ironman Frankfurt (3,8/180/42,2) 11:45:46
15.04.12 HM Wien (21,1) 01:43:59
07.07.13 Ironman Frankfurt (3,8/180/42,2) 11:17:44
27.07.14 Ironman Schweiz (3,8/180/42,2) 12:30:58
05.09.15 Mitteldistanz Podersdorf (1,9/90/21,1) 05:15:44 (1. Mitteldistanz)
05.06.16 Ironman Nizza (3,8/180/42,2) 12:06:55
19.08.18 Ironman Kopenhagen (3,8/180/42,2) 11:26:36
15.08.21 Graz (1,9/90/21,1) 05:45:37
02.06.23 Challenge Roth (3,8/180/42,2) 11:58:09
19.08.23 Ironman Kalmar (3,8/180/42,2) 12:29:43
To be continued!
Manus große Reisen mit dem Rennrad – Zum Nachfahren
1993
24.5.-31.5. Kreta
1. Fahrt auf den Großglockner, Kitzbühler Horn
10.10.-17.10. Mallorca
1994
3.2.-11.02. Gran Canaria
1994 Teneriffa 3 Wochen, mit dem Rad von Null auf 2.400 HM El Teide, Fähre nach La Gomera und La Palma
Stilfserjoch und Großglockner
1995
4.3.-12.3. Lanzarote
23.4.-6.5. Sizilien inklusive Ätna
Stilfser Joch, Pordoi Joch, Drei Zinnen
5.11.-19.11. Curacao mit MTB
1996
4.2.-10.2.1996 Gran Canaria
29.04.-01.05. Cinque Terre
4 Wochen Kanarische Inseln: Teneriffa, La Gomera, La Palma, Gran Canaria
1997
4.7.-15.07 Frankreich (Col de la Bonette – Auf der Passhöhe beginnt die etwa zwei Kilometer lange Ringstraße um die Cime de la Bonette. Sie führt auf 2.802 m und ist damit die zweithöchste asphaltierte Straße der Alpen. Col d Izoard, Col de la Croix de Fer, Col du Galibier, Col du Noyer
1998
10.1.-25.1. Reunion mit dem MTB
10.4.-19.4. Sardinien und Elba
15.8.-21.8. Schweiz: von Feldkirch über Sustenpass, Klausenpass, Furkapass, Grimselpass, Oberalppass nach Zermatt bis fast an den Genfersee und wieder retour.
Herbst Gardasee MTB
29.11-12.12. Teneriffa und Gran Canaria
1999
5.3.-19.3. Andalusien: Marbella, Gibraltar, Ronda, Sevilla, Malaga
16.7. Mals – Ofenpass – Fluelapass – Tiefencastel, 17.07. Albulapass – Berninapass – Livigno, 18.07. Livigno – Bormio – Stilfserjoch – Mals
1.8.-15.8. Barcelona nach Biarritz und retour 1.410 km, 19.000 HM, inklusive Andorra, Col d Aspin, Tourmalet, Col d Aubisque, Col du Soulor.
2000
15.01-29.1. Fuerteventura mit dem MTB
Stilfserjoch, Livigno, Gaviapass
19.8.-27.8. Malojapass, Julierpass, Arosa, San Bernadino.
Die Zwei Rauscher´s August 2023
Die Zwei
Alex und Jakob Rauscher sind mehr als nur Sportsfreunde. Die beiden Cousins haben aus Spaß an Bewegung und über einige Umwege zum Triathlon gefunden. Sie treiben einander zu neuen Höchstleistungen an.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Alex und Jakob Rauscher
Es ist eine schöne Geschichte, die man hier erzählen kann: Von zwei jungen, 25jährigen Männern, die beide ihre eigenen Wege gehen, aber doch ein gemeinsames, großes Ziel haben. Es ist die Geschichte einer Seelenverwandtschaft, einer Freundschaft, die so leicht nicht zu trennen ist. Es ist die Geschichte zweier Sportler, die abseits vom nötigen Ehrgeiz auch noch viele andere Qualitäten aufweisen. Und von zwei, sagen wir ruhig: tollen Burschen, die ihr Leben und ihre Karriere in Wahrheit noch vor sich haben. Alles ist möglich, und zwar ganz sicher!
Die beiden sind erblich belastet. Der Vater von Alex heißt Ewald Rauscher und war als Läufer und Radfahrer hochaktiv und erfolgreich, fast schon eine Legende. Christian, der Vater von Jakob, war seinerseits ein begeisterter Handballer, ist bis heute ein sozial engagierter Organisator. Klar, dass bei derart motivierenden Eltern die Äpfel nicht weit vom Stamm fallen. Ihre frühe Geschichte kann man also getrost parallel erzählen: Die beiden gingen gemeinsam in die Volks- und Hauptschule. Dann trennten sich die schulischen Wege: Alex, um exakt zwei Wochen ältere als Jakob, besuchte die HAK, um nach Matura und Zivildienst an der Wirtschaftsuni in Wien zu studieren. Jakob wiederum pendelte in der Oberstufe auf die HTL für Maschinenbau und Automatisierungstechnik nach St. Pölten und schlug damit die Laufbahn eines Technikers ein.
Sportlich waren beide, von allem Anfang an. Und beide probierten vieles aus. Von den Eltern, erzählt Jakob, wurden sie nie in eine Richtung gedrängt, das Ziel war, ihnen viele Sportarten anzubieten, vieles zu ermöglichen, alles ausprobieren zu können.
Beide begannen früh mit dem Handballsport. Für Alex dauerte diese Karriere nicht lange, Jakob hingegen spielte gern, er war Rechtsaußen, „ich war immer schnell, flink unterwegs“, wie er sagt.
Alex dagegen war freilich auch nicht langsam. Lange Jahre ein begeisterter Tischtennisspieler, trainierte er viermal pro Woche, schaffte es bis in den Niederösterreichischen Kader und lernte, wie er sagt, in dieser Zeit zweierlei: Dass sich „Arbeit auszahlt“ (gemeint ist fleißige Körperarbeit) und zweitens ein „strukturiertes Training“ in jedem Fall nützlich ist.
Dass die beiden zu dem wurden, was sie heute sind, hat aber nicht zuletzt einen anderen Grund: ein regelmäßig mit Familie und Freunden veranstaltetes Sommer-Sportcamp, genannt „Wagrain4ever“, gesprochen: Wagrain forever. Da konnten sie und die anderen jungen Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach Herzenslust verschiedene Sportarten ausprobieren. Da wurde geschwommen, gelaufen, geklettert, Fußball gespielt, gelacht, vielleicht auch manchmal gestritten, jedenfalls aber viel gemeinsam unternommen. Von diesen Spiel-Spaß-Sport- und Austobe-Camps schwärmen beide noch heute. Und in Wahrheit ist das alles ja noch gar nicht so lange her. Aus diesen Camps resultierte dann auch ein kurzer Abstecher zum Siebenkampf.
Jedenfalls war bei beiden stets der Wille da, sich verbessern zu wollen. Wie das halt so ist: Man sucht, man probiert und experimentiert. Jakob ging einige Jahre lang ins Fitnessstudio, machte Kraftsport. Dass beide auch beim Langenloiser Stadtlauf vorne mit dabei waren, versteht sich von selbst. Ehrensache, bei diesen Eltern! Jakob jedenfalls war derjenige der zwei, der zuerst und das schon früh auf den Triathlonsport aufmerksam wurde. Kaum speziell dafür trainiert, war er „drei oder vier Saisonen gut mit dabei“. Und kippte ab 2018, also mit 20 Jahren, dann sukzessive voll hinein. Startete praktisch ohne jede Vorbereitung (nämlich, so hat er fein säuberlich protokolliert, mit zwei Stunden Schwimmen, 500 Kilometern am Rad und 70 Lauf-Kilometern) aus Jux und Tollerei in St. Pölten bei der Mitteldistanz und finishte in sechseinhalb Stunden. „Die Quälerei hat jedenfalls Spaß gemacht“ sagt er rückblickend. Und Alex, damals bloß Zuschauer, beschloss, seinen Cousin und Freund nicht im Stich zu lassen. Und sich ebenfalls als Triathlet zu versuchen. Wird schon klappen, was der kann, kann ich auch!
Offenbar lohnte bei beiden die Vielseitigkeit der jungen Jahre. Im Gespräch entsteht der Eindruck, dass sie nie und nimmer präzise Leistungsmaschinen sind, sondern einfach Spaß an der Freude haben. Nie zu Höchstleistungen getrieben, zu hartem, systematischem Training gezwungen wurden – und gerade deshalb nach wie vorne so gern mit dabei sind. Noch immer haben sie keine persönlichen Trainer bzw. Coaches, schreiben sich, wenn überhaupt, ihre Trainingspläne selber, schauen sich vielleicht auf Strava die Trainingseinheiten von Sportsfreunden und Konkurrenten genauer an – mehr aber auch nicht.
2019 dann war alles klar: Beide gingen in St. Pölten bei der Mitteldistanz an den Start. Diese Veranstaltung war für Alex und Jakob das wahre Erweckungserlebnis, das Rennen, von dem sie bis heute mit Begeisterung erzählen und dessen Verlauf auch noch ganz genau wissen: Alex war im Wasser deutlich schneller. Jakob überholte am Rad den Cousin. Und beim Laufen holte dann Alex den beachtlichen Rückstand nochmals auf. Die beiden liefen Schulter an Schulter, „es war ein ganz hartes Duell“. Plötzlich waren aus den Freunden Konkurrenten geworden, es ging um alles (oder jedenfalls fast alles), sie trieben einander an und waren, der völligen Erschöpfung nahe, nach 5 Stunden und 22 Minuten im Ziel. „Ich war für eine Woche völlig k.o.“ erinnert sich Alex, der im Ziel die Nase knapp vorne hatte. Nun war das harte Duell aber nicht das Ende einer langen Freundschaft. „Es hat uns beiden extrem getaugt, alles was geht, aus sich herauszuholen“ resümiert Jakob, der auch glaubt, dass „Alex das alles ein wenig strukturierter anlegt als ich, ich bin vielleicht der emotionalere, spontanere Typ.“
Wir überspringen nun einige Bewerbe. Immer wechseln sich die beiden ab, was die bessere Platzierung betrifft. Und schauen noch kurz auf das andere, nicht-sportliche Leben. Jakob arbeitet schon bald nach der Matura und bis heute bei Voith als Konstrukteur, wird sich aber demnächst beruflich verändern, aber da ist noch einiges offen. Möglichkeiten gibt es jedenfalls genügend, wir müssen uns keine Sorgen machen!
Alex wiederum hat – Gratulation! – soeben sein WU-Masterstudium erfolgreich abgeschlossen und ist längst dabei, als Wirtschaftsprüfer bei KPMG die Karriereleiter hochzuklettern, lebt in Wien und sieht Jakob nun nicht mehr so häufig wie zu Schul- und Coronazeiten. Da versanken die beiden auch nicht in tiefer Depression. Sondern liefen am Langenloiser Sportplatz zum Spaß harte 5000-Meter-Duelle, um dann, als es wieder Wettbewerbe gab, umso motivierter einzusteigen.
Alex startete und finishte 2021 in Zell am See, bei extrem schlechtem Wetter. Jakob trainierte erstmals in der Schwimmhalle, das Resultat war, dass er 2021 in St. Pölten plötzlich schnellster aller Langenloiser URC-Teilnehmer war. „Das war eine schöne Überraschung für mich.“ Für beide ist nach wie vor das größte Ziel, einen Wettkampf zu bestreiten, bei dem alles perfekt läuft, man die eigenen, meist hoch gesteckten Ziele erreicht – und Spaß dabei hat.
Alex lief dein Halbmarathon in Wien in 1 Stunde 21, war damit unter den Top Hundert. Eines seiner Lebensziele ist, den Marathon-Rekord des Vaters von 2 Stunden 42 Minuten zu knacken – was er wohl erreichen wird. Immer wieder bestreiten er und Jakob größere und kleinere Wettkämpfe, und befinden sich, erstaunlich genug, immer auf ähnlichem Leistungsniveau. Die Mitteldistanz in Podersdorf 2022 absolvierten sie in sensationellen 4h 25 bzw. 4h 18 – da war Jakob vorne. Und beim Schönberger Achtel-Marathon, ebenfalls 2022, standen beide am Podium, als Zweit- und Drittplatzierte. Jakob holte in diesem Jahr auch noch seinen ersten Gesamtsieg, auf der Tria-Sprintdistanz in Waidhofen/Thaya.
Ihr Leben besteht vorwiegend aus Bewegung, wenn man das so sagen kann. Seit 2020 veranstalten sie ihre persönlichen Trainingslager, bei denen vorwiegend „trainiert, gegessen und geschlafen“ wird. Jakob protokolliert seine Einheiten ziemlich genau in Excel-Dateien, rechnet vor, dass er auf durchschnittlich 6 h30 Trainingszeit pro Woche kommt. Alex trainiert 6 bis 10 Stunden, wobei heuer mit Verletzung, Masterarbeit und Übersiedlung alles ein bisschen anders war als sonst.
Fragen der weiteren Lebensplanung stellen sich so zwischendurch. Alex, der selber sagt, zum „Workaholic“ zu tendieren und neben Job und Sport auch noch Vorstand eines Vereins ist, der junge Studenten zu Workshops in Unternehmen vermittelt, möchte schauen, „wo ich in Zukunft meine Prioritäten setze“. Jedenfalls will er es sich zwischendurch auch gut gehen lassen, hat seinen Studienabschluss würdig und ausgiebig gefeiert. Jakob reist gerne, wird im Herbst mit seiner Freundin Angelika im Camper durch Australien fahren und sich danach beruflich neu orientieren. Viel ist da los, das Leben kennt keine Pause und jung ist man nur einmal!
2024 jedenfalls, das wissen die beiden schon heute, wird wieder ein gutes Jahr. In allen Bereichen, aber nicht zuletzt sportlich gesehen. Beide haben sich für den legendären Triathlon im deutschen Roth angemeldet. Bekanntlich muss jeder Triathlet, der was auf sich hält, früher oder später auch die Langdistanz absolvieren und beide wollen in Roth, nona, erfolgreich finishen. Voll jugendlichem Ehrgeiz, aber niemals verbissen setzen sie ihre Ziele. „Unter zehn Stunden“ wollen sie tunlichst kommen. Aber: „Auch elf Stunden sind eine gute Zeit.“
Die Marathon- und Triathlonmänner
Alex Jakob
St. Pölten 2018 06:32:10
St. Pölten 2019 5.21.5 05:22:22
5 k race (5000 m) 00:18.09 00:18:33
Zell/See 2021 04:55:44
Cervia 2021 04:31:41
½ Marathon Wien´21 1:21:53
St. Pölten 2022 04:41:52 04:34:00
Podersdorf 2022 04:25:40 04:18:53
St Pölten 2023 04:39:27
Andrea Lammerhuber Juli 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Andrea Lammerhuber
Die Winterharte
Andrea Lammerhuber ist erst seit kurzem beim URC Langenlois. Sie liebt Kälte, Schnee und besondere Herausforderungen. Dann, wenn andere längst im Keller auf der Walze trainieren, fährt sie „outdoor“ und unter widrigsten Bedingungen ihre Erfolge ein.
Man sollte sich wenigstens kurz die Facebook-Seite von Andrea Lammerhuber anschauen. Zu finden ist sie dort mit ihrem Spitznamen, der sie seit jeher begleitet: Andrea „Lahu“. Man bekommt bei einigen Videos zumindest eine Ahnung davon, was das heißt, Cycle-Cross-Rennen zu fahren. Eis und Schnee, Morast und steile Hänge, hinauf, hinunter, kreuz und quer und Querfeldein: Der Eindruck ist, Andrea braucht es ultrahart. Wenn alle anderen längst nicht mehr draußen trainieren, fährt sie „natürlich“ outdoor, und wenn es auch nur für eine Stunde ist, „das geht immer.“
Eine Temperaturgrenze, unter der sie nicht fahren will, die „gibt es nicht“. Schlamm im Gesicht, gefrierender Dreck am Pedal, eisiger Wind und Schneetreiben: Ehrlich, für die meisten von uns sind das „No-Gos“, für Andrea allerdings, so scheint es, fängt dabei erst der Spaß so richtig an. Sie ist im Winter 2022/23 den Austro- Cycle-Cross-Cup mit 14 (!) Rennen gefahren und wurde Gesamt-Vierte. Den Weinviertelcup im Herbst hat sie überhaupt gleich gewonnen: Ein Potpourri aus acht Mountainbike-, Straßen-, Zeifahr- und Querfeldeinrennen. Die Mountainbikerennen, die sie das Jahr über bestreitet, dienen in erster Linie der Vorbereitung auf den kommenden Herbst und Winter, „um die nötige Rennhärte zu kriegen“, wie sie sagt. Ab Ende September beginnt dann die Cross-Saison. Und da wird sie heuer jedenfalls dabei sein und man darf annehmen: ganz vorne sein.
Wer aber ist Andrea Lammerhuber überhaupt? Was macht sie sonst noch, was macht sie aus? Noch ist sie ja vielen URC-lern eher unbekannt, aber das ändert sich gerade.
Zuerst sei einmal erwähnt, dass sie einen kongenialen Partner an ihrer Seite hat, mit dem sie auch gemeinsam (und über Vermittlung von „Boss“ Günther Kanzler) zum Verein gekommen ist: Michael Fichtinger. Die beiden haben sich – natürlich – bei einem Mountainbikerennen kennen und bald danach auch lieben gelernt und gehen nun ein Stück des Wegs gemeinsam. Was heißt gehen – sie fahren!
Fahren gemeinsam auf diverse Rennen, unterstützen einander. Wobei Michael sich dankenswerter Weise um den „technischen Support“ kümmert. Die beiden sind ein „Bike Success couple“, sie teilen ihre Leidenschaft: Was kann es Schöneres geben? Trainiert wird meist unabhängig voneinander, das ginge schon aufgrund der Arbeitssituation gar nicht anders. Allerdings, und das ist besonders nett, fahren sie dann doch ab und zu und wenn es der Rennkalender zulässt, bei der Sonntagvormittagsrunde des URC Langenlois mit. Wo beide für „good vibrations“ sorgen und auch auf etwas langsamere „Old boys“ Rücksicht nehmen …
Okay, genug geschwärmt. Andrea ist, soviel ist klar, keine „echte“ Langenloiserin. Sie kommt aus der Amstettner Gegend, konkret aus Ludwigsdorf-Zeillern und sie hat, obwohl noch keine Vierzig, schon ein recht abwechslungsreiches, um nicht zu sagen: aufregendes Leben hinter sich. Dass sie in eine Klosterschule gegangen ist, eine Fachschule für wirtschaftliche Frauenberufe, erzählt sie gern, und dass es ihr dort auch gut gefallen hat. Gleich nach der Schule begann sie bei der Fima Umdasch in Amstetten in der Finanzabteilung. „Ich musste arbeiten, Geld verdienen.“
Sie spiele in der Schulzeit alles, von der Flöte über das Saxophon bis zur Klarinette, liebte es sehr, zu musizieren. Heute bleibt dafür keine Zeit mehr und die Karriere als Musikerin, die sie einst ersehnte, war dann doch nicht ganz das Ihre.
Beruflich hat sie nach Umdasch etliche Stationen absolviert, zwischendurch und um einmal was ganz anders zu machen auch auf einer Berghütte gejobbt. Eine besonders aufregende Phase war jene bei Do & Co – da jettete sie mit der Formel eins rund um die Welt. „Das war ein hartes Brot für wenig Geld, aber missen möchte ich die Zeit nicht.“
Jetzt ist sie seit einiger Zeit, genauer gesagt seit 12 Jahren „ortsfest“, arbeitet für den Autozulieferer-Konzern ZKW in Wieselburg. Ist dort die Assistentin und „rechte Hand“ der globalen Einkaufsleitung, ein durchaus spannender und fordender Job. Da sie an zwei Tagen der Woche homeoffice machen kann, ist die weite Pendlerei nach Wieselburg auch machbar, eine Frühaufsteherin ist sie sowieso.
Wie aber kommt eine Amstettnerin, die in Wieselburg arbeitet, nach Langenlois? Wie schon angedeutet: „Michael hat mir die schöne Gegend gezeigt“ – und bald war alles klar. Die beiden zogen in eine gemeinsame Wohnung nach Hadersdorf. Von wo sie nun ihre gemeinsamen Rad-Siegeszüge starten.
Eines haben wir noch nicht erzählt: Wie und warum Andrea zu einer derart enthusiastischen Radsportlerin wurde. Sie erklärt es so: „Mein Energielevel war immer, schon als Kind, ungemein hoch. Was ich alles angestellt habe! Und irgendwann habe ich bemerkt, dass es toll ist, die überschüssige Energie, die ich habe, über die Pedale aufs Rad zu bringen.“ Schön gesagt! Aber nicht von allem Anfang an war sie auf zwei Räder fixiert.
Sie spiele als Schülerin Fußball, als einziges Mädchen in einer Bubenmannschaft. Fuhr erst 2012 ihr erste Mountainbikerennen und wurde dabei gleich einmal Stadtmeisterin von Scheibbs, dem Ort, in dem sie zu jener Zeit wohnte. Weil sie auf den Geschmack gekommen war, startete sie dann ein Jahr danach eine internationale Karriere – fuhr den „Riva-Marathon“ in Riva am Gardasee und wurde 28ste von 110 Starterinnen auf der Medium-Distanz– einfach so, wohl deshalb, weil ihr „Energielevel“ stimmte. „Ich hab bemerkt, Radfahren ist das Richtige für mich.“ Sie ging zum Radverein in Purgstall, fuhr dort bis 2016 einen MTB-Stockerlplatz nach dem anderen ein.
Nach einer längeren Wettkampfpause („da war dann der Biss plötzlich nicht mehr da“) probierte sie die Triathlon-Disziplin. Bereitete sich in einem „Finishline-Team“ des Triathlon-Gurus Bernd Keller ein halbes Jahr gewissenhaft auf den „Mostiman-Triathlon“ (olympische Distanz) vor, finishte diesen natürlich auch, aber wechselte danach doch wieder zurück in den reinen Radsport, da die Hüfte durch Laufen und Schwimmen zu sehr belastet wurde und zu schmerzen begann. Auch der Diebstahl aller ihrer Räder im Jahr 2018 schmerzte sehr … aber: wo ein Wille, da auch ein Weg aus der Krise. Und einen eisernen Willen hat sie, das ist wohl unbestritten.
Ja, für sie ist es selbstverständlich, regelmäßig die „Komfortzone“ zu verlassen, an die Grenzen und darüber hinaus zu gehen. 12 Stunden pro Woche, das ist ihr Rad-Arbeitspensum, sie trainiert ohne Coach (Michael jetzt einmal ausgenommen) ohne peniblen Trainingsplan, „ich habe nur meinen eigenen und der funktioniert auch“. Ehrgeizig ist sie natürlich, es macht ihr jedenfalls Freude, zu sehen, „wie der Körper funktioniert, wie die Muskeln zusammenspielen.“ Just for fun fährt sie den Jauerling zweimal rauf und runter. Draußen in der frischen Luft zu sein gibt ihr alles („Ich würd nie im Keller trainieren“), sie genießt es, im Sommer „Sonnenaufgangstouren“ zu fahren, freut sich darüber, am Straßenrand eine Äskulapnatter zu erspähen und im Winter darüber, dass ihre Intensiv-Frischluftkur dem Immunsystem offensichtlich nicht schadet: „Ich war auch den letzten Winter kein einziges Mal krank.“
Wir haben ja eingangs gesagt, dass Andrea eine „Winterharte“ ist. Das zeigt sich auch an anderen Fronten. Während „Normalsterbliche“ die höchsten Gipfel der Alpen vorwiegend im Sommer erklimmen, geht sie den Gipfelsturm im Winter an – so etwa den Großvenediger im März, mit Skiern. Wahrlich eine stramme Leistung und für sie, dank Kaiserwetter und „hohem Energielevel“, ein einzigartiges Erlebnis. („Alle andere sind umgekehrt, ich bin mit dem Bergführer dann allein auf den Gipfel gegangen.“)
Die Pläne für die kommende Wintersaison sind jedenfalls klar. Sie wird wieder den Cycle-Cross-Cup bestreiten und diesmal wohl auch – mit Lizenz – im Jänner 2024 die Staatsmeisterschaften fahren. Wofür wir heute schon die Daumen drücken, wie auch für alle „Vorbereitungsrennen“, die da noch am Programm des Sommers und Herbsts stehen!
Christian Sinek Juni 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Christian Sinek
Extrem, extremer, ultraextrem
Christian Sinek fährt für den URC Langenlois Ultra-Langdistanzrennen. Die Strapazen sind unbeschreiblich, ebenso wie das Glücksgefühl, es wieder einmal geschafft zu haben.
Er arbeitet auf ein einziges, großes Ziel hin. Der Startschuss fällt am Mittwoch, dem 16. August und was dann kommt, ist kein normales Rennen. Es ist kein Ötztaler-Marathon, kein Klassiker, kein Kriterium, kein Bergzeitfahren, kein Wettbewerb, bei dem man nach ein, zwei, drei oder auch sechs Stunden erschöpft, aber glücklich im Ziel landet. Sein Rennen, auf das er wieder einmal hinarbeitet, ist runde 1.450 Kilometer lang und mit sage und schreibe 15.000 Höhenmetern gespickt: Es ist das legendäre Race Around Austria, kurz RAA. Christian Sinek, Mitglied des Monats, ist ein Ultradistanzradler. 24-Stunden-Rennen sind für ihn ein Klacks. Er braucht die absolute Herausforderung, die ultimative Challenge, die Leistung an der totalen Erschöpfungsgrenze. Im speziellen geht es also um ein Rennen, das über drei Tage geht. Nicht drei Tagesetappen sind es, die da abgespult werden; die Strecke ist tunlichst in einem Zug zu durchfahren. Nein, geschlafen wird nicht im Hotel oder im Zelt, sondern: Gar nicht oder kaum. Eine Stunde pro Nacht, die vergönnt er sich, im Begleitauto oder, wenns grad passt, auf einer Matte in der Wiese neben der Straße, mehr ist nicht drin. Die Begleiter müssen ihn nach so einem „powernap“ übrigens ziemlich brutal wachrütteln, das gehört zum Spiel dazu.
Christian Sinek ist, wohlgemerkt, kein Profi. Er hat keine Sponsoren, dafür aber freiwillige Helfer. Ohne diese, ohne Team geht nämlich gar nichts. Zwei mal drei Männer bzw. Frauen sind es, die ihn 72 Stunden lang coachen, das Auto lenken, ihn zum Trinken animieren, ihm Pflaster auf das wundgeriebene Sitzfleisch kleben, die navigieren, die ihn in der Nacht vor dem Sekundenschlaf bewahren, indem sie ihm SMS vorlesen oder Geschichten erzählen. „Man sieht in diesen drei Tagen, wozu der Mensch fähig ist, was der Körper aushält“ sagt er nicht ohne Stolz. Und ausgehalten hat der 59jährige „Justizler“ tatsächlich schon einiges, es wird nämlich nicht das erste RAA sein, dass er in Angriff nimmt. Doch dazu später.
Wie wird man aber überhaupt zum Ultradistanzler? Wie wird man zum Extrem-Ausdauersportler? Hat das etwas mit seiner Herkunft zu tun? Christian wuchs, wie er mehrfach betont, im „Arbeiterviertel“ von Krems, in Lerchenfeld auf. Ging in die VOEST, lernte und arbeite hier zehn Jahre als Betriebsschlosser um sich danach umzuorientieren: Er wurde Justizwachebeamter, zuerst in Wien und ab 1997 in der allseits bekannten Justizanstalt Stein. Wo er bis heute beschäftigt ist, und zwar am Wachzimmer.
Gesportelt hat er schon immer, sagt er. Mit zehn hat seine Laufbahn als Fußballer begonnen, dann kam Kraftsport dazu und irgendwann auch Kickboxen. Sein Freund Toni Wunderbaldinger, im URC kein Unbekannter, brachte ihn zum Radfahren. Zuerst einmal nahm der Neunzig-Kilo-Kraftriegel etliche Kilo ab, dann fuhr er bald einmal Mountainbike Rennen und -marathons. So lange, bis er sich bei einer schärferen Abfahrt den Oberschenkel brach. „Da begann bei mir eine andere Fokussierung“ erzählt er. „Ich merkte, dass ich nicht schnell genug war, für die Abfahrten technisch nicht gut genug, dafür aber sehr lange Distanzen sehr gut absolvieren konnte.“
Er kippte prompt hinein in die Szene der Langstreckler, stellte das Training völlig um und trainierte ab diesem Zeitpunkt „großteils alleine“ – kein Wunder, sind doch für zwanzig harte Stunden und mehr pro Woche am Rennrad kaum geeignete Partner zu finden …
Er hatte seine wahre Berufung gefunden und finishte 2011 und 2012 das „RAA extrem“, die „extended version“ des Race Around Austria, wenn man so will, mit unfassbaren 2.165 Kilometern und ca. 28.000 Höhenmetern am Stück. (Siehe Übersichtskarte) Dass er 2012 den Glocknerman-Classic-Radmarathon (820 km, 12.000 hm) nicht nur finishte, sondern obendrein auch gleich gewann, ist schon eine kaum mehr zu überbietende Leistung.
Alles gefiel und gefällt ihm bis heute an diesen speziellen Bewerben, nicht zuletzt die Sportlerszene: Man kenne einander, die meisten seien „locker drauf“, es gehe vielen vorwiegend ums gesunde Ankommen. „Da ist dann jeder Sieger“.
Wir nehmen hier nicht jedes Rennen zu Protokoll, erzählen nur, dass Christian zwischendurch auch als „Ultraläufer“ reüssierte. 2013 und 2016 lief er den „Dirndltal extrem“ über 111 Kilometer, mit 10.000 Höhenmetern. Man kann nicht genug staunen über solche gänzlich freiwillig auferlegte Belastungsproben, die, und wenigstens einmal sei das Vokabel gestattet, schon fast unvorstellbar, ja unmenschlich klingen.
*
Wie bereitet er sich auf das RAA vor? Vor allem einmal mit vielen Kilometern in den Beinen. Früher, da kam er in Summe auf gut und gern 23.000 Kilometer pro Jahr, jetzt gibt er es mit 13.000 bis 14.000 Kilometern Jahr pro schon etwas bescheidener. Er fährt „kürzer, aber härter“, denn: „die Ausdauer kommt mit dem Alter von selbst, aber die Schnelligkeit vergeht, an der muss man trainieren.“ Wenn er am 16. August in St. Georgen im Attergau auf die RAA-Strecke geht, wird er immerhin schon rund 8.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Früher hielt er sich an strikte Trainingspläne, heute dagegen nicht mehr, denn: „ich kenne meinen Körper schon so ungefähr“. Er bemüht sich „halbwegs gesund“ zu essen, aber nicht nur … und lebt überhaupt mehr nach Gefühl als nach einem streng spartanischen Konzept.
Wenn´s dann ernst wird, also vor dem Bewerb, schaufelt er so wie die meisten anderen Fahrer Berge von Nudeln in sich hinein. Im Wettkampf selber ernährt er sich vorwiegend von Gel und Reiskuchen, belohnt sich ab und zu mit einem Schinkenstangerl und stopft sich im äußersten Notfall sogar eine Pizza in den Bauch. Dazu kommen trockene Semmeln und Trockenfrüchte, „die vertrage ich auch gut.“ Getrunken wird jede Stunde ein halber Liter, wobei ihn da die Betreuer oft ermahnen müssen, es auch wirklich zu tun. „In der kühlen Nacht ist man ja nicht so durstig wie am Tag“. Christian fährt ohne Navi, er kennt die meisten Knackpunkte der Tour schon recht genau, und den letzten Rest an Unsicherheit muss das Begleitteam ausräumen.
Jede Ecke Österreichs wird da ausgelotet, die Route führt an der Staatsgrenze entlang, vom hohen Norden in den tiefsten Süden (siehe Übersichtskarte), vom Neusiedlersee im Osten bis zum Gerlospass und dem Zillertal als westlichem Wendepunkt. Gerade genug Hügel, Rampen und Berge stehen überall im Weg herum, Berge, die andere Radler nicht in einem halben Jahr absolvieren möchten.
*
Wie steht man das durch, 72 Stunden fast durchgängig am Rad? „Es gibt Höhen und Tiefen und man muss schauen, dass man schnell über die Tiefs hinwegkommt“ sagt er einigermaßen lakonisch. Es ist für uns „normale“ Radler ein seltsamer Gedanke, den Glockner in stockfinsterer Nacht zu fahren, für Christian freilich ist das längst Routine, und die Schmerzen, die zwangsläufig irgendwann kommen, „die muss man eben wegdrücken“. Nicht nur der der Allerwerteste, auch die Fußballen sind oft genug „durchgescheuert“, da hilft auch noch so viel Hirschtalg nichts. Und natürlich ist so eine Ultradistanz nicht zuletzt eine Kopfsache. Ohne unbedingten Willen, diese Höllentortur durchzustehen, es sich und allen anderen beweisen zu wollen, dass man es kann – ohne diesen absoluten Ehrgeiz geht gar nichts. Eh klar.
Nichts ginge auch, wenn es da nicht Erika, seine sehr verständnisvolle Ehefrau gäbe. Sie fährt freilich nicht im Betreuerteam mit, weil sie das schon rein physisch kaum aushielte. Tochter Viktoria, 31 Jahre jung und bereits Richterin in Wien, war früher des Öfteren mit an der Strecke und drückt dem Vater noch heute die Daumen. „Sie hat den Ehrgeiz von mir geerbt“ sagt Christian und ist ebenso stolz auf sie wie sie auf ihn.
Stolz ist er auch, wenn er wieder einmal, um 1.500 Kilometer reicher und scheinbar um 15 Jahre gealtert, über die Ziellinie eines Ultra-Rennens fährt. „Die letzten hundert Kilometer, da rennts wie von selber“ beschreibt er die immer wieder ähnlichen Erfahrungen. Hat er in den letzten 72 Stunden auch manchmal gedacht: „wofür das alles“, hat er Trugbilder gesehen und mit dem Schlaf gekämpft, so ist nun, nach der Ankunft, alles anders, alles gut. Endorphin, Adrenalin, Testosteron, alle Sinne in höchstem Maße aktiviert, die Euphorie mindestens so groß wie die Anstrengungen der letzten Tage und Nächte.
Wobei, auch das ist interessant, die große Müdigkeit in seinem Fall meist erst zwei Tage nach dem Rennen zuschlägt. „Da kommt der große Knall, da könnte ich nur noch schlafen“.
Für uns Normalsterbliche auch nicht uninteressant: Die beste Zeit, die er beim RAA erzielte, betrug drei Tage und 12 Minuten. Was einen Overall- Schnitt von 21,5 km/h bedeutet. Und die Latte für heuer ziemlich hoch legt. Das erklärte Ziel heißt: Zwei Tage, 23 Stunden und 59 Minuten. „Unter drei Tagen möchte ich diesmal schon bleiben.“
Nach dem RAA ist die Saison für ihn auch schon wieder vorbei oder zumindest: fast vorbei. Vielleicht noch ein kleiner Marathon zum Abtrainieren, die eine oder andere „kleinere“ Challenge, damit man nicht ganz aus der Form kommt – und schon denkt man ans nächste Jahr. Und in seinem Fall auch darüber nach, ob und bis wann er sich die Ultradistanzen noch geben will. Eines jedenfalls steht fest: Nach 2023 kommt das Jahr 2024. In dem er seinen Sechziger feiert. Und wetten, dass es diesen „Runden“ ganz sicher würdig mit einem fetten Jubiläums-„Race-Around-Austria“ begehen wird?
Die Erfolge – eine Auswahl
2009 erstes 24-Stunden-Rennen. Bis heute 16 24-h-Rennen gefinisht
2011, 2012 „RAA extrem“ gefinisht, 2.165 km, 28.000 hm
2017, 2018, „RAA 1500“ gefinisht
2019 „RAA extrem“ im 2er-Team mit Erwin Kazmierski gefinisht
2020, 2021 „RAA 1500“ gefinisht, 2021 in 3 Tagen und 12 Minuten, ca 21,5 km/h Schnitt
2022 „Race Around NÖ“ (600 km) gefinisht, ca. 26,0 km/h Schnitt
Franz Pfeffer Mai 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Franz Pfeffer
Der Autohändler, ein Radrennfahrer
Autowerkstatt und Autohandel sind seine Existenz, aber nicht sein Leben. Franz Pfeffer fährt weder Rallyes noch Gokart-Rennen, sondern große Mountainbike-, Straßen- und seit kurzem auch Gravelrennen. Zuletzt war er bei der Gravel-WM in Italien am Start.
Den Höhepunkt seiner Karriere erlebte er sicher im Jahr 2022. Wer schafft es schließlich schon zu einer WM, nicht als Zuschauer wohlgemerkt, sondern als Starter? Franz Pfeffer hat das hohe Ziel einer WM-Teilnahme nie vor Augen gehabt, es aber dennoch erreicht. Und genau das ist irgendwie typisch für ihn. Aber erzählen wir von Anfang an!
Als echter Allrounder, unterwegs gleichermaßen am Mountainbike und Straßenrennrad, begann er sich in den letzten Jahren für die neu aufgetauchten Gravelbikes zu interessieren. Und auch für die Bewerbe, die rund um dieses neue Rad-Konzept aus dem Boden schossen. „Spontan“, sagt Franz, habe er sich also ein solches Gravelbike zugelegt, das Ding gefiel ihm. Sein Sohn Christian Brack, bekanntlich auch kein schlechter Radfahrer, überredete ihn im Frühjahr 2022, probehalber bei einem großen Bewerb mitzumachen. So also fuhren Sohn und Vater gemeinsam ins südliche Italien, in eine der Hochburgen der Gravelszene. Und wie es eben so ist, wenn man gut Radfahren kann: Franz fuhr bei dieser „recht staubigen Angelegenheit“ prompt einen vierten Platz in seiner Altersklasse ein. Was gleichzeitig und direkt auch die Qualifikation für die im vergangenen Herbst erstmals ausgetragene Gravel-Weltmeisterschaft bedeutete. Zwar nicht für die Profi-Klasse … aber wie man weiß, ist auch bei den Amateuren das Niveau nicht eben gering.
Die Einladung von UCI und ÖRV musste er letzten Endes einfach annehmen. Ab ins Auto, auf nach Vicenca und hinein ins Abenteuer! Was dann schon am Freitag vor dem Start am Samstag, dem 8. Oktober, so richtig losging. Bei der finalen Anmeldung wollten der strenge Rennleiter seine Sportlizenz sehen – die er als „Bike-Card“-Besitzer aber gar nicht besaß. Es war, nicht nur im sprichwörtlichen, sondern im buchstäblichen Sinn, fünf vor zwölf, als er die Nummer des Österreichischen Radsportverbands wählte, dort tatsächlich jemand abhob, ihm, oh Wunder, die nötige Lizenz innerhalb einer knappen Stunde ausstellte und prompt aufs Handy schickte. Lob und Dank dem ÖRV!
Der Rest der Veranstaltung war dann weniger aufregend, nur mehr „beeindruckend“. Nervosität kennt Franz (angeblich!) nämlich nicht und Erfahrung hatte er ja genug, wenn auch nicht in der Gravel-Branche. „Ich habe wirklich nicht gewusst, wie da gefahren wird, ich kannte auch kaum jemanden, der mit mir am Start gestanden ist, ich habe keine Ahnung davon gehabt, was da abgeht“ erzählt er. Und abgegangen ist einiges, das darf man voraussetzen. 138 Kilometer lang war die Strecke, 80 Prozent davon „Strade biance“ – weiße, staubige, nicht asphaltierte Wege und kleine Straßen, mit fetten Steigungen, teilweise so steil wie beim Zöbinger Heiligensteinrennen. Gehörigen Respekt muss man da jedenfalls haben, wenn man mit rund 400 Fahrerinnen und Fahrern aus 39 Nationen Aufstellung nimmt, im roten Dress des Nationalteams. Respekt hatte er auch vor den strengen Kontrolloren, die die Räder noch kurz vor dem Start genauestens überprüften, schauten, ob da bei niemandem eine elektrische Unterstützung eingebaut war …
Jedenfalls: Franz konnte seine Erfahrung in beiden Disziplinen – Kraft und Technik vom Mountainbike, dazu Taktik von der Straße – optimal umsetzen. Für eine spezielle Vorbereitung auf dieses eine, besondere Rennen hatte er keine Zeit gehabt, dafür aber dann, beim Rennen, die gleichen Probleme wie alle anderen auch: „So viel Schotter, so viel Staub, man sieht vorerst einmal gar nichts.“ Bis zehn Kilometer vor dem Ziel in der Stadt Cittadella sah er dann doch genug, fuhr er in einer Achtergruppe, eine fast optimale Konfiguration, und im Finale „ists dann richtig losgegangen“, da gings dann notgedrungen auch bei ihm an die aller-allerletzten Reserven. Schließlich war ein 15. Platz in der Altersklasse 55-59 der mehr als verdiente Lohn für die erfolgreich durchgestandene Hitze- und Staubschlacht. Geblieben ist ihm von diesem Abenteuer weniger die Erinnerung an die Qualen und Leiden der Landstraße, sondern an die „tollen Stadtdurchfahrten“ in engen, winkeligen Gassen, an historische Städte, an die Passage durch den Burggraben von Cittadella sowie an die Begeisterung der Zuschauer entlang der Strecke und im Ziel – ein umfassendes Gesamt-Erlebnis, das man nicht oft, ja in Wahrheit äußerst selten kriegt.
Wen wunderts da, dass Franz Pfeffer, Jahrgang 1965, dieser neu entdeckten Gravel-Leidenschaft treu bleiben und die junge Szene weiter tüchtig aufmischen will? Viel hat er schon erreicht, aber genug ist für den KFZ-Mechanikermeister noch lange nicht genug. Aufgewachsen im schönen Schenkenbrunn im Dunkelsteinerwald, kam er schon in jüngeren Jahren nach Mold bei Horn. Den Betrieb übernahm er wenige Jahre später aus der Konkursmasse seines Ex-Chefs heraus und führt hier seine Citroen-Werkstätte bis heute. In der Sturm- und Drangzeit war er (wie die meisten von uns!) ein „wilder Hund“, arbeitete als LKW-Fernfahrer und fuhr, wann immer es ging, mit dem Motorrad quer durch Europa, oft mit seiner Lebenspartnerin Elfi Brack am Beifahrersitz. Die ja im Verein als treue Helferin beim Mountainbikerennen vielen wohlbekannt ist.
In die Radfahrerei ist er erst später „irgendwie hineingekippt“. „Vieles passiert bei mir ungeplant, spontan, eher zufällig“ sagt er. Seine lange Karriere ist aber eher nicht „zufällig“ zustande gekommen: Er ist nämlich ein konsequenter und harter Trainierer, fährt auch im Winter, auch bei Schnee, viel draußen und kommt dadurch im Jahr locker auf zehn- bis zwölftausend Trainingskilometer. Und hat darüber hinaus seit 2015 „sicher schon eine Million Höhenmeter“ am Buckel.
Sein erstes Rennen, er weiß gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam, bestritt er 2001, noch vereinslos. Zum URC stieß er das Jahr darauf, da fuhr er dann auch gleich den „Granitbeißer“. In der URC-Clique, speziell unter den Mountainbikern, fand er rasch Anschluss, schätzt die Kollegen und den Teamgeist in Langenlois bis heute sehr, sagt er.
Fährt gern in der Gruppe, trainiert zwangsläufig aber auch viel allein und absolviert bis zu 25 Bewerbe pro Jahr. So viele Rennen, so viel zu erzählen! Aber Franz ist ein Tiefstapler, einer, der nicht viel Tamtam um seine Erfolge macht. Er kennt und liebt die Salzkammergut-Trophy, wo er „schon einmal Zweiter“ geworden ist, die Hobby-MB-WM in Saalbach, wo er (wann war das genau?) Dritter in der Altersklasse wurde, die KitzAlpBike, bei der man die legendäre Streif fährt, wohlgemerkt bergauf. Oder die MTB-Staatsmeisterschaften im Stubaital, wo er auf der Marathondistanz Dritter wurde. So nebenbei erwähnt er das alles und bedauert, dass er nicht ganz genau nacherzählen kann, wann und wo er all seine Pokale eingesammelt hat. Ah ja, da war noch das 24-Stunden-MTB-Rennen 2006 im Münchner Olympiapark, das er in der Staffel bestritt! Das war auch schön.
Weil Menschen wie er hohe Ziele brauchen, geht’s 2023 wieder einmal zur Sache. Erstmals in seinem Leben wird er den „Ötztaler“ bestreiten, gemeinsam mit Andi Priesching. Eine Woche davor fährt er die KitzAlp und, sozusagen als Drüberstreuer, eine Woche nach dem Ötztal den Wachaumarathon, selbstredend die lange Distanz. Nein, Siegfahrer ist er keiner, „ich bin nicht ergebnisorientiert, ich bin kein Streber. Ich will nur ausloten, was noch geht und mit den etwas jüngeren Freunden mithalten können.“ Für einen, der gerade bei der WM den 15. Platz erreicht hat, klingt das fast zu bescheiden…. Im Übrigen ist „jedes Rennen, bei dem ich gesund ins Ziel komme, ein Highlight für mich“. Dass ihm Bikepartys wie in Saalbach, wo „so richtig die Post abgeht“, zusätzlich viel Spaß machen, das gibt er gerne zu.
Was noch? In der weitgehend rennfreien Coronazeit entdeckte er ein neues Hobby für sich. Angeregt durch Elfi begann er, die Berge nicht per Rad, sondern per pedes für sich zu erobern. Schöne Touren, im Winter auch mit Schneeschuhen hat er, haben sie seit damals schon gemacht.
Am Anfang hatte er richtiggehend Höhenangst, aber das ist lang vorbei, auch in das Berggehen ist er richtiggehend „hineingekippt“ und hat sich nun einiges vorgenommen. Sonnblick, Ortler und noch einige andere Gipfel stehen am Programmzettel, auch schöne Klettersteige, nicht extrem, aber anspruchsvoll und zur Freude von Elfi alles zu zweit, niemals auf Wettbewerb, nie auf Sieg oder Platzierung. Dafür, nämlich für die Befriedigung des sportlichen Ehrgeizes, bleiben ihm ja immer (und hoffentlich lange) noch: sein Gravel- und sein Mountainbike, sein Rennrad – und seine guten Sportsfreunde vom URC Langenlois.
Michael Frei März 2023
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Michael Frei
Der „Grade Michl“
Michael Frei ist Obmann-Stellvertreter und damit der zweite Mann des Vereins. Nach einer beachtlichen sportlichen Karriere ist er nun für den URC Langenlois als „Zeitnehmer“ unersetzlich. Vor allem aber ist er ein gut gelaunter, optimistischer, stets hilfsbereiter Zeitgenosse und wahrer Sportsfreund.
Manchmal spielen Stellvertreter in einem Verein keine wirklich wichtige Rolle. Manchmal aber sind die Stellvertreter wichtiger als ihre Obleute. In unserem Fall ist die Waage zwischen dem Stellvertreter und seinem Obmann, könnte man sagen, ziemlich ausgeglichen. Der eine könnte ohne den anderen kaum auskommen, das Verhältnis ist symbiotisch. Der eine, der Obmann, ist unbestritten Capo des Vereins, aber auch des legendären Mountainbikerennens in Zöbing. Nur: Was täte „Boss“ Günther Kanzler ohne seinen Stellvertreter? Ohne ihn hätte er nämlich keine Zeitnehmung. Und ohne zeitgemäße Zeitnehmung wäre das Rennen wohl eine Farce. Für diese Zeitnehmung ist, wir wissen es, seit mittlerweile zehn Jahren Michael Frei zuständig. Der Mann für die Zehntelsekunden, der Mann fürs Exakte, nicht fürs Grobe. Der Tüftler, der Bastler, der Techniker, der Rechner. Er, der Obmannstellvertreter, ist also aus gutem Grund Mitglied des Monats. Schließlich ist der Monat März der Monat des Heiligensteinrennens. Das, wie gesagt, ohne Michael gar nicht mehr denkbar wäre.
Wie aber wird einer wie er „Zeitnehmer“? Wie geht das, wo kommt dieses Engagement, dieses ausgefallene „Hobby“, wie Michael es nennt, denn überhaupt her?
Wir fangen wie immer von vorne an. Alles hat mit allem zu tun. Es kann nur Schicksal sein, dass Michi, Jahrgang 1971, ein waschechter Zöbinger ist. Er wächst in eine Winzerfamilie hinein, die Familie besitzt einen Weinkeller in der Kellergasse am, richtig, Heiligenstein. Man kann sagen, sein weiterer Werdegang ist damit bereits vorherbestimmt. Dazu kommt noch, dass er einen Großvater hat, der mit ihm viel und gerne bastelt, ihn in die Geheimnisse der Werkstatt einführt. Mit sechzehn Jahren, Michi ging in die Kremser Handelsakademie, kam ein Peugeot-Rennrad in seinen Besitz. Mit dem er dann seine ersten kleinen Runden drehte: am Fuß des Heiligenstein entlang, über den „Hund“ nach Hadersdorf, zum Hadersdorfer Bahnhof und über Gobelsburg und Langenlois zurück ins schöne Zöbing. Kleine Runden sind irgendwann bald einmal zu klein und Räder zu wenig flott. Also pilgerte der junge Mann in die Langenloiser Rudolfstraße zu einem neu eröffneten Radgeschäft, jenem, wir ahnen es, von Karl Glantschnig.
Das war damals noch gar nicht im heutigen Lokal, sondern links davon, in der heutigen „Römers“-Bar einquartiert. Der Besuch in der Rudolfstraße war, man muss es so sagen, der Beginn einer langen Freundschaft. Michael schraubte schon damals gern an allen möglichen Objekten herum, natürlich auch an seinem Rad, das jetzt „Puch“ hieß. Sein Wesensmerkmal der technischen Hochbegabung blieb Karl Glantschnig nicht verborgen – und plötzlich, mir nix, dir nix, war Michael der Haus- und Hofmechaniker im aufstrebenden Radladen. Er blieb dies in Summe zehn Jahre lang, von 1988 bis 1998, und das ist schon deshalb bemerkenswert, weil er in dieser Zeitspanne nicht nur die HAK, sondern auch sein Betriebswirtschaftsstudium an der Wiener Wirtschaftsuni erfolgreich absolvierte. Zwischendurch, wenn die Glantschnigs auf Urlaub fuhren, schupfte er vertretungsmäßig den ganzen Laden. „Das war schon ein großes Vertrauen, dass Monika und Karl da in mich gehabt haben“ erinnert sich Michael an diese Zeit – in der er quasi nebenher auch seine sportlichen Höhepunkte erlebte.
Triathlet, Duathlet und Läufer
Zu Beginn waren da die Österreichrundfahrt. Zwar eine auf privater Basis, aber auch nicht schlecht. Beladen mit Zelt und schwerem Gepäck führte die erste Etappe gleich einmal über 220 Kilometer bis ins steirische Zeltweg. Dass auf dieser legendären Tour auch der Großglockner erklommen wurde, war Ehrensache. Nach der Matura im Jahr 1990 reiste Michael dann nach Berlin, natürlich standesgemäß per „Velo“. Die Fahrt war schon deshalb eine Offenbarung, weil sie durch das gerade erst frei gewordene Ostdeutschland führte, bis hin zur gefallenen Berliner Mauer. Just zum Zeitpunkt der Reise wurden die beiden Deutschlands vereinigt – die Einreise erfolgte noch über die DDR, ausgereist sind er und sein Reisegefährte dann schon über das wiedervereinigte Deutschland.
Man leistet viel, als junger Mann! Und so studierte, reiste und arbeitete Michael nicht nur, sondern war auch, quasi ein natürlicher Prozess, zum jungen Langenloiser Radklub gestoßen. Wo, animiert durch seinen Freund, Chef und Obmann Karl auch eine bemerkenswerte sportliche Karriere ihren Ausgang nahm. Schon 1988 absolvierte er in Sitzenberg-Reidling seinen ersten Triathlon. Im Laufe seines Sportlerlebens sollten es in Summe 150 (!) Bewerbe werden. Wir greifen nur einige ganz wenige heraus:
1991 wurde er Vize-Landesmeister im Triathlon, Olympische Distanz.
1995 und 1996 finishte er bei der Duathlon-Weltmeisterschaft in Zofingen (13 km Laufen, 150 km Rad, 13 km Laufen)
Ab 1998 lief Michael Marathons – Laufen war seine wirkliche Stärke.
Anno 2000 finishte er den Wien-Marathon in sensationellen 2 Stunden, 53 Minuten und 30 Sekunden.
Ganz wichtig für ihn ist auch die Freundschaft zu Georg Derndorfer – durch ihn lernt er beispielsweise auch den Langlaufsport kennen und lieben. Was der Michi alles macht! Dass er, als waschechter Zöbinger, auch schon beim ersten Mountainbikerennen 1993 am Heiligenstein mitarbeitete und auch mitfuhr, versteht sich fast von selbst. Er war Teil des Kernteams und durfte bald einmal den Rennleiter unterstützen. Die Zeitnehmung war im Frei-Keller, also seiner Homebase, untergebracht und funktionierte damals noch ziemlich anachronistisch. Es wurden händisch Rundenprotokolle geschrieben, die Zeiten in eine Art Excel-Tabelle eingetragen – für einen Techno-Freak wie Michael interessant, faszinierend, aber irgendwie, dachte er, muss es da doch auch was Einfacheres geben … doch alles braucht seine Zeit und die passende Gelegenheit.
Beruf und Berufung
Vorerst einmal musste ein gewisses Augenmerk aufs berufliche Fortkommen gerichtet werden. Michael, der WU-Absolvent, dockte bei der Firma Renner in Langenlois als Assistent der Geschäftsführung an – dass Stahlbau Renner nun schon seit langem als wichtiger Sponsor des URC Langenlois und des Heiligensteinrennens fungiert, ist seiner Vermittlungsarbeit zu verdanken. Ab dem Jahr 2000 leitete er bei der Fuhrparkmanagement-Firma Leaseplan das Rechnungswesen und weil er auch nebenher das Fernstudium „Master of Laws“ absolviert hatte, kam die Abteilung „Recht und Compliance“ noch dazu. 2018, und jetzt greifen wir ein bisschen vor, stieg er bei dem Unternehmen „Ramsauer & Stürmer“ ein, betreut dort bis heute Großkunden, unterstützt und managt als „Consultant für Rechnungswesen“ den Umstieg auf neue Rechnungswesensysteme.
Aber, wie schon angedeutet, da war und ist noch eine gar nicht geheime Leidenschaft, wenn man so will, die wahre Berufung: Während eines längeren Urlaubs reiften bei ihm die Pläne, den Zeitnehmungs-Job zu einem zweiten Standbein auszubauen. „Ich habe eine neue Herausforderung gesucht und gefunden“, erklärt Michael ziemlich lakonisch sein bis heute anhaltendes Engagement. Seit 2013 macht er also am Heiligenstein und bei rund anderen zehn Bewerben pro Jahr „die Zeit“. Was das für eine zusätzliche Belastung, was für ein Stress, welche Verantwortung (und auch finanzielles Risiko) das ist, das kann man sich als naiver Sport-Konsument kaum vorstellen. Man stelle sich bloß vor, was da los wäre, wenn die Zeitnehmung ausfällt … Michael kann da ziemlich dramatische Geschichten erzählen! Etwa vom Rennen auf der Donauinsel, wo er durch eine defekte Kabeltrommel des Veranstalters eine Stunde vor Rennbeginn einen Totalabsturz des labilen technischen Systems zu beklagen hatte. Nur durch den Totaleinsatz seiner Freundin, die quer durch Wien raste und Ersatz besorgte, konnte die Veranstaltung letzten Endes doch noch erfolgreich über die Bühne gebracht werden. Oder die Schrecksekunden bei den Langenloiser Radtagen, als die Zieleinlauf-Matte durch starken Wind rund zwei Minuten vor dem Eintreffen der Spitzengruppe davongeblasen wurde … Es war ein Herzschlagfinish, vor allem für ihn – Sportsfreunde fixierten die Matte in letzter Sekunde händisch auf der Straße.
Er hat für alle Fälle ein Notstromaggregat dabei, arbeitet mit drei oder mehr Rechnern, setzt, wo nötig, seine Fotofinish-Kamera ein – und dennoch ist jedes Rennen, jeder Lauf, jeder Wettkampf ein neuerlicher Nervenkitzel, nicht nur für die Teilnehmer, sondern nicht zuletzt für ihn. „Ich habe vor den Rennen immer noch schlaflose Nächte“, sagt er. Immer wieder muss improvisiert werden, immer und überall gibt es kleinere und größere Troubles, aber noch immer ist, Dank guter Vorbereitung und auch aufgrund seiner Fähigkeit zur Improvisation und zur raschen Reaktion, alles gut und in Wahrheit perfekt abgegangen. „Andere kaufen sich ein teures Auto, ich habe halt in die Zeitnehmung investiert“ sagt Michael, wie fast immer mit Schalk in den Augen. Hardware, Transponder, Empfangsgerät, neue Startnummern mit Transponder, Zeitnehmungsmatten, Ersatzgeräte, dazu immer neue Software – die Technik hat ihren Preis und immer kommen neue Anforderungen dazu. Der Veranstalter wünscht Livestream plus Zeitnehmung? Techno-Experte Michael liefert.
Über aller Perfektion und der nötigen Genauigkeit ist Michael aber augenscheinlich ein positiver, fröhlicher, freundlicher Mann geblieben, einer, dem der Verein, wie er sagt „wirklich sehr wichtig“ ist. Der Obmann-Stellvertreter überlegt, wie neue Mitglieder gewonnen werden können, denkt darüber nach, ob und wie man „Nachwuchspflege“ betreiben soll und auch, wie das Vereinsleben noch besser, lebendiger werden kann.
Anregungen dafür nimmt er übrigens gern entgegen. Er ist seit Anbeginn beim URC und wird wohl für immer dabei bleiben. Nein, der Verein ist nicht sein Leben, aber ein wichtiger Teil davon. Er nimmt sich selber nicht so wichtig, er hilft wo er kann, kann über sich selbst lachen, er ist ein Kumpel, ein Freund, so wie man ihn sich wünscht.
Keine Frage: Der Verein könnte noch mehr solch „grader Michls“ brauchen!
Alexander Frühwirth Dezember 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Alexander Frühwirth
Wir sind Weltmeister!
Alexander „Alex“ Frühwirth hat in vierzig Jahren Sportlerkarriere mehr als 600 Bewerbe abgespult und viele davon gewonnen. Er ist ein Marathonmann der Ausnahmekategorie, mehrfacher Staatsmeister, Triathlon-Weltmeister und ungekrönter König der „Langdistanz“.
Nein, das haben nicht viele Mitglieder des URC Langenlois geschafft. Das nämlich, was nur sehr erfolgreichen und bekannten und prominenten Menschen vorbehalten ist: einen Eintrag im Internet-Lexikon „Wikipedia“ zu haben. Was also steht bei dem Stichwort „Alexander Frühwirth“ einleitend zu lesen? „*23. Februar 1969 in Kirchberg an der Wild. Ist ein österreichischer Biathlet und Triathlet. Er wird in der Bestenliste Österreichischer Triathleten auf der Ironman-Distanz geführt (.…)“
Was also tut der Berichterstatter selbstverständlich? Er fährt nach Kirchberg an der Wild. Das, zur geographischen Information, im Niemandsland zwischen Göpfritz/ Wild und Groß-Siegharts liegt.
Überraschung zwei, und das steht nicht in Wikipedia: Alexander „Alex“ Frühwirth wohnt denkbar feudal, nämlich im Schloss. Das beeindruckt natürlich, und die Frage drängt sich auf, ob er als Profi-Triathlet so viel Geld gemacht hat, um dieses stolze Anwesen zu erwerben … Hat er natürlich nicht, trotz seiner zehn Jahre als Sport-„Profi“. Das Schloss kaufte der Großvater anno 1954 von einer gewissen Gräfin „van der Straten“, und zwar mit dem Geld das er beim Verkauf seines Sägewerks lukriert hatte.
Schlossherr und Biobauer
Das Schloss dient nicht zu Repräsentationszwecken, Alex hält hier nicht Hof. Sondern: Das Schloss ist Mittelpunkt und Betriebsstätte seiner Bio-Landwirtschaft mit durchaus ansehnlicher Größe: 91 Hektar Ackerfläche, dazu 110 Hektar Wald und 20 Hektar Fischteiche, das ist das Reich von „König Alex“. Der freilich das Gut nicht von Forst- und Feldarbeitern bewirtschaften lässt, sondern im Wesentlichen selbst am Traktor sitzt. Sohn Felix unterstützt den Vater bei der Waldarbeit, ansonsten aber: Einmannbetrieb. Und wie geht sich das dann bitte mit der „Königsdisziplin“ aller Ausdauersportarten aus? Nämlich mit Triathlon? Jenem Sport, dem Alex bekanntlich seit Jahrzehnten mehr oder weniger völlig verfallen ist?
Doch Geduld. Bevor wir zu der ziemlich einzigartigen sportlichen Karriere kommen, müssen wir schon noch ein bisschen über das Drumherum reden. Etwa über die „Biodiversitätsrechnung“ für die Behörden, mit der sich Alex gerade abmüht. Oder über den Gottseibeiuns aller Waldbauern, den Borkenkäfer, der auch die Wälder rund um Kirchberg nicht verschont hat. Oder über den Biber, der die Bäume neben seinen Fischteichen umsägt, als wären es Strohhalme. Undundund. Man kann mit Alex über vieles reden und weiß sehr bald, dass da nicht einer am Tisch sitzt, der ausschließlich seinen Sport und sonst nichts im Kopf hat. Das ist ihm nämlich ganz wichtig zu betonen: Dass zum Leben mehr als Training und Wettkampf gehört. Denn: „Erstens stellen sich körperliche Verfallserscheinungen, die es einem unmöglich machen, den hohen Level zu halten, viel früher ein – und die Leistungen sind in der kurzen Zeit wirklich sehr hoch. Und zweitens, was eigentlich noch viel schlimmer ist, sind die psychischen Probleme, die auftreten. Jeden Abend mit dem Gedanken daran schlafen zu gehen, dass am nächsten Tag Höchstleistungen von einem erwartet werden und diese Erwartungen auch erfüllt werden sollen, ist mörderisch.“
Oft, so bemerkt er bei Freund und Feind, „streicht man die Zeit für die Regeneration. Wenn das nicht reicht, wird die Zeit für die Freunde reduziert und zum Schluss die für Beruf und Familie. Am Ende steht man nur mehr alleine da mit seinen absurden Trainingszeiten. Jedoch geht diese Rechnung meistens nicht auf, denn die Leistungen gehen nicht nach oben, sondern bleiben gleich, und später gehen sie zurück. Spätestens jetzt erkennt man, dass das der falsche Weg war, doch es ist meistens zu spät, denn das sogenannte Sport-Burnout hat einen schon längst fest im Griff, und man steht vor dem Nichts“. Sagt Alex Frühwirth beziehungsweise schreibt er, denn er nimmt sich nicht nur Zeit für Schwimmen, Radfahren und Laufen, sondern auch dafür, sich Notizen zu machen, Bemerkenswertes zu notieren, Erlebtes zu reflektieren. So viel Zeit muss sein!
Andrea Frühwirth serviert Tee und Kekse, gebacken von Alex höchstpersönlich. Natürlich nimmt sie teil am Sportlerleben ihres Mannes. Sie ist Sportwissenschaftlerin, berät zur Zeit niederösterreichische Volksschullehrerinnen, wie sie mehr Bewegungseinheiten (und Freude an der Bewegung) in ihre Klassen bringen können. Sie coachte und coacht ihren Mann bei Wettkämpfen, ist bei rund 80 Prozent aller „Termine“ mit dabei, aber wohlgemerkt nicht seine Trainerin – weil das im Familienverband nur schwer ginge. Jedenfalls ist sie kompetent genug, ihn bei etlichen Fragestellungen zu beraten und natürlich sportelt sie selber auch – sie spielt Tennis, auch Meisterschaften. Dass Sohn Felix Eishockey spielt und Tochter Verena sich auch schon als Triathletin versucht, muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Jetzt aber zurück zum Hauptthema: zu Alex.
Von Sieg zu Sieg
Da ist es jetzt ganz schwer, auch nur eine Ahnung davon zu geben, was er alles an Siegen und Erfolgen eingefahren hat. Seit vierzig Jahren ist er Ausdauersportler „und ich habe dabei meinem Körper wirklich einiges abverlangt“ sagt er irgendwann im Zuge des Gesprächs. Wenn seine Frau ihm rät, ein bisschen zu bremsen, es vielleicht in Zukunft etwas vorsichtiger anzugehen, wirkt er nicht wirklich begeistert. „Der Sport ist bei uns schon sehr in der Familie drinnen“ sagt er und erzählt, dass ihn seine Mutter, eine Lehrerin, zum Schwimmsport gebracht und der Vater ihn zu vielen Wettkämpfen auch ins Ausland chauffiert hat. Keine Rede also, dass er seine sportliche Karriere gegen den Widerstand seiner Eltern durchsetzen musste, die Unterstützung war immer da – und ohne diese wäre es wahrscheinlich auch nicht so lange so gut gegangen.
Was er schon alles war! Man glaubts nicht. In Wikipedia stehts: Juniorenstaatsmeister Biathlon. Schon 1999 Amateur-Weltmeistertitel auf der Olympischen Distanz. Weltmeister! Staatsmeister Triathlon Langdistanz 2000. Das wurde er nicht nur einmal, sondern sechsmal! Weltmeister im Wintertriathlon 2008 bei den M 35. Schon wieder Weltmeister! Zwischen 2001 und 2007 gewann er den Austria-Triathlon Podersdorf sechsmal. Und zwar die Gesamtwertung. 2009 siegte er zum 3. Mal beim Wachau-Marathon. Und so weiter und so fort. Er verbesserte den österreichischen Rekord auf der Langdistanz (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42, 195 km Laufen) insgesamt fünfmal. Seine Bestzeit in dieser Wahnsinnskategorie ist mit 8 Stunden, 11 Minuten und 08 Sekunden unfassbar gut. Er war, und da klingt jetzt schon fast surreal, siebenmal beim Ironman in Hawaii und zumindest in seiner Altersklasse immer auf Top-Platzierungen. „Ich bin schon dafür, dass man seine Grenzen auslotet und auch überschreitet, aber nur mit kleinen Schritten und mit genügend Pausen. Und was noch viel wichtiger ist: Man sollte nie den Spaß, die Freude und den Humor an der ganzen Sache verlieren und sich über jeden noch so kleinen Fortschritt freuen – und vor allem die Erholung genießen“ – Das sagt einer, der weiß, wovon er spricht: Er hat – bitte anhalten! – in seinen vierzig Jahren Sportlerkarriere mehr als sechshundert Bewerbe in verschiedenen Disziplinen abgespult, wobei da auch „normale“ Marathons, Mountainbike- oder Straßenradrennen mitgezählt sind. Sechshundert!
Das muss ihm einmal wer nachmachen, das allein ist wahrscheinlich schon Weltrekord. Bis zu dreißig große Bewerbe pro Jahr sind bisweilen zusammengekommen, allein der logistische Aufwand dafür ist für Otto Normalverbraucher praktisch unvorstellbar, abgesehen von der körperlichen Belastung. Er ist in Podersdorf 25mal am Start gewesen und hat in Summe 71 „Ironmans“ gefinisht. „Ich glaube schon, dass es in Österreich niemand gibt, der so viele Bewerbe gemacht hat.“
Wir sitzen in der Wohnküche, direkt beim großen Kachelofen. Der eine wichtige Zusatzfunktion hat: Er dient als Standort für eine kleine Auswahl seiner hunderten Pokale. Gut ist es, als Siegfahrer ein Schloss zu besitzen: Einige Räume, nicht nur die Wohnküche, sind mit Trophäen aller Art vollgeräumt. Platz für die da hoffentlich noch kommenden „Häferl“ ist aber immer noch genug vorhanden.
Bier und Wein, das darf sein
Was sind also seine Vorhaben für 2023 und darüber hinaus? Alex stapelt gerne tief und legt sich ungern fest. Er will „einfach nur den nächsten Geburtstag erleben“. Und nur mehr das fahren und laufen und schwimmen, „was mich freut“. Er will „Spaß haben“ bei der Sache, aber keine Sorge, „es taugt mir eh noch immer“. Jetzt trainiert er aber nicht mehr vierzig, sondern vielleicht 15 Stunden pro Woche „und es geht auch“. Freilich, jetzt können Konkurrenten, die lange Jahre hinter ihm her waren, ihn zur Abwechslung auch einmal besiegen. Was er gut aushält. Sagt er. Er ist dankbar, dass seine Familie seine Sport-Sucht so lange vorbehaltslos unterstützt hat („Weil nirgendwo ist die Scheidungsrate so hoch wie bei Triathleten“). Und ihm auch nach seinem Oberschenkelhalsbruch 2017 ohne Wenn und Aber die Treue gehalten und das Comeback ermöglicht hat.
Was ihm ganz wichtig ist zu betonen: Dass er kein verbissener „Nerd“ ist. Leben muss auch Leben sein! Er liebt Weihnachtsmärkte, Glühwein, im Herbst trinkt er besonders gern Sturm. Nimmt immer wieder ein Glas Wein oder auch ein Bier, „weil Wein lockert die Muskulatur“. Zwei bis drei „Gspritzte“ pro Tag sind keine Seltenheit und firmieren auch nicht als Dopingsünde. Wobei er, apropos, zu Doping eine ganz klare Meinung hat und die auch schon öffentlich geäußert hat. Mit einem Interview unter dem Titel „Triathlon ist ein Dopingsumpf“ hat er sich in Teilen der „Szene“ zweifellos nicht nur Freunde gemacht, aber was gesagt werden muss, muss eben gesagt werden, da ist er konsequent, ebenso wie beim Wettkampf selbst. Allein dafür gehörte ihm schon die ewige Ehrenmitgliedschaft des URC Langenlois verliehen!
Apropos URC: Zum Verein geholt hat ihn Günther Kanzler, irgendwann bei irgendeiner Veranstaltung, so genau kann Alex das gar nicht mehr sagen. Da er 10 Jahre lang mit einer Profilizenz fuhr, war er damit auch einer der wenigen „Profs“, die jemals im URC daheim waren – was seine absolute Sonderstellung nochmals betont.
Es wäre nicht Alex, hätte er nicht eine ganz spezielle Sorge: Dass dem Breiten- wie dem Spitzensport das Personal und der Nachwuchs ausgeht. Er will sich da was überlegen, er will den jungen Talenten und der nächsten Generation etwas von seinem Erfahrungsschatz abgeben, tausend Tipps und Tricks und Ratschläge hätte er auf Lager … Wie und wann und in welcher Form er da zur Tat schreitet, ist noch offen, ziemlich sicher ist nur, da kommt etwas. Und darauf darf man gespannt sein, ebenso wie auf seine weitere Karriere als mittlerweile 53jähriger „Master“. Man darf davon ausgehen, dass er weitermacht, nicht mehr ganz so extrem wie bisher, aber für uns Durchschnittsmenschen mehr als bewundernswert: „Ich mach vielleicht noch 15 Bewerbe pro Jahr“ sagt er und spricht ganz leise dabei, „das genügt mir auch“.
Barbara Kiener November 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Barbara Kiener
Powerfrau mit eiserner Disziplin
Barbara Kiener ist ehrgeizig, im Beruf wie in sportlicher Hinsicht. Sie ist eine Triathlon-Sieg-Athletin und finishte im Oktober den Ironman in Hawaii in 11 Stunden und sieben Minuten. Die 42jährige Juristin und Top-Managerin ist nach wie vor hungrig nach Erfolg und hat für 2023 sowie darüber hinaus große Ziele.
Schon Tage vor dem Interview sind die Unterlagen im Maileingang. Sechs Seiten beruflicher und privater, dazu noch ein dreiseitiger „sportlicher“ Lebenslauf. Eigentlich ist das Gespräch dann fast nicht mehr nötig, so detailliert und präzise, so übersichtlich und genau steht hier alles geschrieben. Fünf Minuten vor dem vereinbarten Termin läutet es an der Tür. Barbara Kiener kommt von einem zweitägigen Meeting, exakt eine Stunde und fünfundvierzig Minuten hat sie für unser Treffen eingeplant, um sechs Uhr abends folgt dann das nächste Date. Alles nach Plan, alles auf Schiene, alles unter Kontrolle!
Bei einem Stück Schokokuchen und einem Glas Sodawasser (Kaffee hat sie an diesem Tag schon genug getrunken, sagt sie) reden wir also über ihr, jawohl, bemerkenswertes Leben und in erster Linie über ihren diesjährigen Herbsturlaub, der sie – samt Mann und vierzehnjährigem Sohn – ins schöne Hawaii führte. Ihr Mann ist Lokführer bei den ÖBB und bei den Eisenbahnern ist „Ha-wei“ ein beliebtes Kürzel für „Hadersdorf-Weidlingau“, eine Haltestelle an der alten Westbahnstrecke. Doch diese Adresse ist in diesem Fall nicht gemeint: Familie Kiener urlaubte im 50. Bundesstaat der USA, mitten im Pazifischen Ozean. Obwohl, und alle Triathleten wissen das natürlich längst: Barbara machte hier nicht Ferien, sondern hatte einen Job zu erfüllen: sie startete diesen Oktober beim „Ironman Hawai’i“. Nur zur Erinnerung für alle Nicht-Triathleten: Das ist der älteste und berühmteste Triathlon der Welt und er führt über die Langdistanz: 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen. Er ist Ziel und Erfüllung aller Dreikämpfer und -innen, ihn muss man einmal im Leben gemacht und natürlich „gefinisht“ haben, nur dann gilt man was in der Szene.
*
Wobei die Teilnahme selbst ja fast ein Kinderspiel ist, im Vergleich zur Planung, der logistischen Abwicklung, dem Training und last but not least der „Quali“. Den heiß ersehnten „Slot“ für den Wettbewerb aller Wettbewerbe holte sich Barbara im September 2021 beim „Ironman Austria“ in Klagenfurt – der stolze Rest ihrer Wettbewerbsbilanz findet sich im Überblick im Anhang am Ende des Texts.
An die 12 Monate, die nach der erfolgreichen Qualifikation folgten, nennt Barbara die „schönste aber auch eine der schwierigsten Zeiten“ ihres gesamten Lebens. Im Frühjahr dieses Jahres musste sie bereits fürchten, Hawaii von der To-do-Liste 2022 streichen zu müssen. Nix war mehr fix, alles offen, unsicher, unklar.
Also: Kurz zum stets spannenden Leben der – man darf es sagen „Powerfrau“. Die vom Autor dieses Text hiermit nicht nur zum Mitglied des Monats, sondern (ohne Einverständnis des Präsidenten und des Vorstands!!) zum „Mitglied des Jahres“ ernannt wird. Geboren 1980 im schönen Mariazell übersiedelte Barbara schon früh mit ihrer Familie nach Krems, wo sie bis heute lebt. Nein, sie wurde von ihren Eltern nicht schon im Kleinkindalter zur Hochleistungssportlerin gedrillt, sondern war, wie sie mehrfach betont, eigentlich ein „unsportliches“ Kind, ohne jede Ambition, jemals Höchstleistungen abliefern zu wollen. Sie war nie Mitglied in einem Sportverein und in die Schwimmhalle ging sie selten, da sie an Neurodermitis litt. Unmittelbar nach der HAK stieg sie direkt bei der „Gemeinnützigen Donau-Ennstaler Siedlungs-AG“ als Assistentin ein, einem Unternehmen, in dem sie sich stetig hinaufarbeitete und dem sie fast 22 Jahre lang – bis zum Frühjahr dieses Jahres – die Treue hielt. In dieser Zeit absolvierte sie berufsbegleitend zwei Studien, studierte an der Johannes Kepler Uni Linz „Rechtswissenschaften mit Spezialisierung Wirtschaftsprivatrecht“, danach machte sie, quasi als Draufgabe, an der Wirtschaftsuni Wien den „Master of Business law“ (MBL). Das härteste Jahr des Lebens war 2022 wohl deshalb für sie, weil sie nach 22 Jahren (einem halben Berufsleben!) den Job beendete – „und so was steckt man nicht so leicht weg.“
.“ Ihr perfektes Leben, ihre Karriereplanung, ihre Vorbereitung für Hawaii drohte kurzzeitig aus dem Ruder zu laufen, aber: eine auf Erfolg gepolte „tough lady“ wie sie lässt sich nicht unterkriegen. Es war eine Frage von Wochen, bis sie einen neuen, vielseitigen, tollen Job hatte – der Wechsel zur „Alpenland gemeinnützige Bau- Wohn- und Siedlungsgenossenschaft“ erwies sich am Ende des Tages als großes Glück. Sie ist dort nun als „Bereichsleiterin für Recht und Zentrale Organisation“ im Führungsteam, betreut und verantwortet als Top-Managerin die juristischen Belange des Konzerns.
Wie aber kommt es, dass neben Familiengründung, Beruf und Studien nun seit etlichen Jahren auch noch der Sport eine zentrale Rolle in ihrem Leben spielt?
Barbara erzählt die Geschichte so: „Nach der Matura habe ich beschlossen, etwas abzunehmen. Ich hatte 12 Kilo zuviel auf den Rippen und die wollte ich loswerden“. Sie begann zu laufen, schleppte sich von Kilometer zu Kilometer – „anfangs war das wirklich mühsam“. 2008 kam Maximilian auf die Welt. Sie schaute, mit ihrem Sohn im Kinderwagen, beim Kremser Triathlon zu und dachte sich: „Das wäre toll, da mitzumachen.“
2013 schließlich erfolgte ihr ganz persönliches Erweckungserlebnis: Sie startete beim „Silvesterlauf“, „und ab da nahm der sportliche Werdegang seinen Lauf“. 2014 kaufte sie sich ein Rennrad, im gleichen Jahr ging sie beim Wachau-Halbmarathon an den Start, gemeinsam mit ihrem Mann. „Der tat das nur für mich. Er ist sehr sportlich, aber im Gegensatz zu früher eigentlich kein Wettbewerbstyp mehr.
2016 kam sie dann erstmals in Berührung mit dem URC Langenlois. „Meine erste Triathlon-Sprintdistanz habe ich in Schönberg gemacht. Das hat mir gefallen und da wusste ich, dabei bleibe ich.“ Mitglied im Verein wurde sie aber erst 2019, über Vermittlung von Manu Kanzler: „Da gab es genügend Unterstützung und Know-How für Triathletinnen wie mich, es ist ein großer Verein, mit gefallen die Vereinstrikots, ich fühle mich da sehr wohl.
Zurück im Jahr 2022, zurück in Hawaii. Nach vielen Monaten mit 20 bis 25 Stunden Training pro Woche, (das ist neben dem stressigen Beruf nochmal ein Halbtagsjob!) gewinnt sie ihre Altersklasse beim „Ironman Austria“ im Juli als 6. Dame, wird im August Dritte in Zell am See – und das, nachdem sie schon im Mai in St. Pölten ganz oben auf dem Stockerl gestanden war.
Im Oktober endlich sitzt sie im Flugzeug, mit Triathlonrad, Mann und Sohn, Richtung: Ferner Westen. 12 Stunden Zeitunterschied, das muss man einmal wegstecken, die fünf Tage Akklimatisierung sind dringend nötig. Alles ist anders, alles neu und gewöhnungsbedürftig. Sie schwimmt erstmals bei hohem Wellengang und neben hunderten anderen Teilnehmern im offenen Meer, muss ihre leichte Hai-Phobie unterdrücken („ich habe als Kind wahrscheinlich zu oft den „Weißen Hai“ angeschaut“), setzt sich zur Einstimmung aufs Rad und ist auf den ersten Kilometern am Radstreifen des Highways unsicher und nervös, „die Knie zitterten“. Bananen sind in der näheren Umgebung ihres Quartiers restlos ausverkauft, die Temperatur liegt bei 31 Grad und darüber, die Luftfeuchtigkeit ist enorm. Da muss man durch! In der Nacht vor dem großen Rennen schläft sie ausgezeichnet. Steht dann um halb 4 Uhr auf, verlässt das Apartment um 4 Uhr dreißig, um schließlich um 6 Uhr 40 gemeinsam mit zweihundert anderen Damen den in ihrem Fall „Ironlady“- Wahnsinn in Angriff zu nehmen.
Ja, sie konnte alles genießen, sogar ihre am wenigsten geliebte Disziplin, das Schwimmen („obwohl da ein paar junge von hinten regelrecht über mich drübergeschwommen sind“). Nach einer Stunde und dreiundzwanzig Minuten steigt sie aus dem Wasser, das ist beim ersten Wechsel Platz 159. Dass sie am Schluss des Bewerbs 113 Plätze gutgemacht haben wird, weiß sie jetzt noch nicht. Also, aufs Rad. Sie fährt vorsichtig, vielleicht, sagt sie rückblickend, zu vorsichtig, aber sie fährt, und wie! Spult ihr trainiertes Programm ab, nimmt alle 25 Kilometer Verpflegung, trinkt, schüttet sich Wasser über den heißen Kopf, der aber in Wahrheit immer kühl bleibt: „Ich bin im Kopf stark“, sagt sie. Das heißt: Sie gibt nicht so schnell auf, weiß immer was sie tut, fährt nicht mit dem Bauch, nicht nach Gefühl, sondern mit Hirn, kann auch bei Höchstbelastung noch „locker“ bleiben. Ihre eiserne Disziplin (sieht man ihr gar nicht an!) kommt ihr im Wettkampf zugute, ihre strenge Konsequenz und hohe Konzentrationsfähigkeit hilft ihr nicht nur in der Wechselzone enorm.
Ihre Männer sieht sie einige Male an der Rad- und Laufstrecke, helfen dürfen sie unterwegs nicht, beim Triathlon ist man völlig auf sich allein gestellt. Noch eine Stärke, die sie dann beim Laufen ausspielte: „Auf den letzten Kilometern konnte ich nochmal Vollgas geben.“ Beim Einlauf im Zielkanal sieht sie ihre zwei Männer, zu weit weg, um mit ihnen „abzuklatschen“, aber nah genug, um ihnen zuzuwinken. Was dann kam, wird wohl für immer und ewig in ihrem Kopf bleiben: „Volunteers stützen dich, damit du nicht einknickst. Man kriegt ein Handtuch gereicht und die berühmte Hawaiikette aus Muscheln um den Hals gehängt. Alles läuft perfekt, man wird aus dem Zielbereich geleitet, erhält Medaille und Finisher-Sackerl, wird fotografiert. Dann muss man bald einmal etwas essen, obwohl: Süßes hab ich gar nicht mehr hinuntergebracht.“ Der Rest ist: runterkommen vom Adrenalin- und Dopaminrausch. Ein erstes alkoholfreies Bier, einige nette Worte mit einem deutschen Teilnehmer, dann – noch lange kein Bett, sondern: Barbesuch mit Mann und Sohn und, hört, hört! Das erste richtige Glas Bier seit vier Wochen. „Das spürt man aber gleich“.
Am „Day after“ spürt sie kaum Muskelkater. Was ihr Sohn mit dem Satz quittierte, „dass ich mich wohl nicht genügend angestrengt habe“. Große Zufriedenheit, dass sie ein „daylight finish“ schaffte, also bei Tageslicht einlief. Und eine kleine Spur Unzufriedenheit, weil ihre Zeit nicht, wie erhofft, unter den magischen elf Stunden geblieben war, sondern um sieben Minuten darüber lag …
Der Rest ist tatsächlich so etwas wie Urlaub. Schifffahrt am Pazifischen Ozean, Schnorcheln, Honolulu, Waikiki Beach, Spaziergänge, Ausflüge, Besuch einer Ananasfarm (man kennt die „Hawaii-Ananas“ sonst ja nur aus der Dose). Über die zweitägige Rückreise ohne Schlaf mit endlosen Flughafen-Umsteigezeiten redet Barbara dann nicht so gern: „Das war echt hart“. Da war der Wettbewerb dagegen offenbar ein Klacks!
Was kann nach einem erfüllten großen Lebenstraum noch kommen? Wie kann man Hawaii toppen? Was sind die Ziele für 2023? Um es kurz zu machen: Sie will ihre Position bei Alpenland „festigen“. Wird, so der Plan, im deutschen Roth die berühmte Triathlon-„Challenge“ machen, „weil da ein ganz spezielles Flair herrscht“. Wird mit einem neuen Profi-Trainer versuchen, noch besser zu werden („der arbeitet watt- und, für uns Frauen wichtig, zyklusorientiert, das interessiert mich“). Und will, irgendwann in den nächsten Jahren, tatsächlich noch einmal nach Hawaii: „Dann aber unter elf Stunden finishen“.
Die Triathlon-Highlights von Barbara Kiener
9/2016 1. Triathlon Schönberg 1/8Man
7/2017 1. Kurzdistanz OD Krems
5/2019 Wings for Life world Run, 34,1 km
5/2019 1.Ironman 70.3, 5:19 h
6/2019 Mitteldistanz Litschau -Landesmeisterin Mitteldistanz AK und 3. Dame insgesamt
8/2019 ITU World Triathlon Lausanne – Sprint; 1:19 h
9/2020 Mitteldistanz Podersdorf
5/2021 Challenge St. Pölten Mitteldistanz, 3. AK W 40; 5:16 h
6/2021 Challenge Walchsee-Europameisterschaften, 6. AK W40; 4.56 h
9/2021 Ironman Austria Klagenfurt, 2. AK W40, 10:26 h, Hawaii Slot
5/2022 Challenge St. Pölten Mitteldistanz 1. AK W40, 4:56m (Sub 5)
7/2022 Ironman Austria 1. AK W40, 6. Dame gesamt, 2. Österreicherin, 10:37 h
10/2022 Ironman Hawaii – IM World Championship, 46. AK W40, 11:07
Othmar Pruckner September 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Othmar Pruckner
Dabeisein ist alles
Viele Mitglieder des URC Langenlois erzielen Top-Platzierungen, gewinnen ihre Altersklasse oder gleich das Gesamtklassement von Radrennen und Triathlons. Ich fahre auch gern schnell, aber Siege sind bei mir schon ein paar Jahre her. Die kurze Geschichte einer langen Liebe – zum Rennrad und zum URC
Othmar Pruckner
Wahrscheinlich war es die Niederösterreichrundfahrt, die meine Liebe zum Rennradfahren weckte. Die Schüler der vierten Volksschulklasse durften an einem schönen Frühlingstag des Jahres 1967 ausrücken und fähnchenschwingend an der Straße warten, bis der Tross vorbeisauste: Ein Wahnsinns-Ereignis in der ansonsten von Ereignissen nicht eben überfluteten Kleinstadt. Noch sensationeller war, dass einige Jahre später, genauer gesagt anno 1972, die NÖ-Rundfahrt gar ein Etappenziel in Langenlois angesetzt hatte. Während andere Buben in meinem Alter zu Rapid oder sogar zum LASK hielten, war mein Traumverein die Union Schartner Bombe. Man darf dreimal raten, was zu jener Zeit mein Lieblingsgetränk war. Mein Schartnerbomben-Lieblingsfahrer war übrigens Rolf Eberl. Keine Ahnung, wieso meine Wahl auf ihn gefallen war.
Das erste bessere Rad in meinem Besitz war weder ein KTM noch ein Puch, sondern ein „Dusika Weltrekord“. Ferry Dusika war damals der Radsportpapst der Nation und so musste es unbedingt ein Gerät aus seinem Geschäft sein, mit etwas anderem hätte ich mich nicht zufriedengegeben. Mit diesem „Halbrenner“ fuhr ich bis zur völligen Erschöpfung die steilsten Hügel hinauf. Und liebend gern auch wieder hinunter. Die Narben von frühen Stürzen trage ich übrigens noch heute mit Stolz an meinem Körper. Egal: Die Freunde schielten aufs erste Moped, ich hingegen kaufte: Dusika-Hose, Dusika-Trikot und Dusika-Käppi.
Sturzhelm trug man zu jener Zeit noch nicht, wohl aber wurde in Krems eine Frühform eines Radmarathons, ein so genannter „Volks-Radwandertag“ veranstaltet. Das Erlebnis, mit hunderten Radlern fünfzig Kilometer um die Wette zu fahren: Das war mein Erweckungserlebnis. Das Surren der Räder bei diesem „Jedermann-Radrennen“ habe ich noch heute in den Ohren. Ich hatte den Start völlig vergeigt, kam irgendwo unter ferner liefen ins Ziel, aber: die Lunte war gelegt.
Veranstaltet hatte dieses frühe „Bike-Event“ übrigens der ÖAMTC Krems, der bald nach dieser denkwürdigen Veranstaltung die Sektion Radfahren eröffnete. Mein Glück konnte größer nicht sein, als ich in der „Kremser Zeitung“ las, dass sich „Radbegeisterte“ für gemeinsame Trainingsausfahrten melden sollten. Mit klopfendem Herzen fuhr ich zum Treffpunkt bei der Kremser Wiener Brücke. Die dort versammelten Rennradler schauten nicht schlecht, als ich mit meinem „Weltrekord“ anrollte. Paketträger und Kotschützer hatte ich vorsorglich abmontiert, nicht aber die Dynamo-Lichtanlage. Die älteren Herren (sie waren wohl um die dreißig), alle mit Rih und Select-Rädern angerückt, nahmen sich des unbedarften jungen Burschen mit den längeren Haaren jedenfalls in großer Zuneigung an. Ich lernte viel, bei diesen ersten Ausfahrten. Etwa, was es heißt, im Windschatten zu fahren, was ein Schnellspanner ist und wie man einen Schlauchreifen montiert. Unter diesen meinen Lehrmeistern war übrigens ein besonders wilder Hund: Franz Strutzenberger, der bekanntlich einige Jährchen später zum URC Langenlois wechselte. Vielleicht verkläre ich da jetzt, aber ich habe ihm wie den anderen „Kremsern“ in Wahrheit alles zu verdanken, jedenfalls die bis heute ungebrochene Freude am gemeinsamen Fahren.
Schon bald veranstaltete der ÖAMTC-Radklub ein Kriterium in der Industrievorstadt Lerchenfeld. Wieder war ich mit meinem Halbrenner samt Lichtanlage ein bestaunter Exote, aber immerhin: Ich wurde Zweiter. Der Sieger hieß Pichler und nahm mich praktisch nicht zur Kenntnis, was mich irgendwie kränkte. Nach der Siegerehrung bat mich ein Funktionär zur Seite und fragte, ob ich schon überlegt hätte, „ein richtiges Rad“ zu kaufen. Das saß! Es dauerte nicht lange, schon fuhr ich mit dem Zug nach Wien und mit der Straßenbahn direkt ins Dusika-Geschäft. Der Radpapst höchstpersönlich stand hinter der Budel und bediente den „jungen Mann“, wie er mich titulierte. Nach wenigen Minuten war das „richtige“ Rennrad, blitzblau und ausgestattet mit einer Campagnolo-Rekord, bestellt. Geliefert wurde es dann drei Wochen später. Ich hob es persönlich aus dem Güterwaggon, den, ich schwöre!, eine 93iger-Dampflok zur Laderampe des Langenloiser Bahnhofs rangiert hatte.
Nun fuhr ich nicht mehr mit meinen blaugelben Adidas-Turnpatschen, sondern mit „richtigen“ Rennradschuhen. Ich fuhr meinen Freunden und Lehrmeistern am Seiberer auf und davon. Und als die gelben Engel vom Kremser ÖAMTC ein nächstes Radrennen veranstalteten, gab es kein Halten mehr. Eine rund sechzig Kilometer lange Schleife ins Waldviertel war bei dieser so genannten „1. ÖAMTC-Radrallye“ zu durchfahren, zwei Bergwertungen inklusive, eine davon auf den „Loiweiner“, die andere von Lengenfeld hinauf nach Dross. Um es kurz zu machen: Ich gewann nicht nur die Juniorenklasse, sondern gleich die Gesamtwertung. Der Pichler wurde nur Zweiter und konnte seine Niederlage kaum verwinden. Schon tat er mir leid: Der Favorit unterliegt einem Rookie wie mir, das hatte er nun auch nicht verdient!
Nachdem ich das Jahr darauf die „Radrallye“ ein zweites Mal gewann, war ich einerseits der Lokalmatador und andererseits davon überzeugt, für eine Profikarriere gerüstet zu sein. Ich löste eine Sportlizenz und ließ mich vom Freund meiner großen Schwester im Austin Mini 850 meiner Mutter zum Pöstlingbergrennen nach Linz chauffieren. Das Rad hatten wir liegend auf dem Dachgepäcksträger festgeschnallt. In Urfahr waren jetzt „richtige“, und nicht wie in Krems bloß Hobbyrennfahrer am Start. Vereinsfahrer, Halbgötter, angereist in VW-Bussen mit Werbeaufschriften. Stand da ganz vorne nicht Rolf Eberl? Alles Herzklopfen half diesmal nichts. Statt entdeckt und von der Union Schartner Bombe aufgrund meiner exzeptionellen Vorstellung direkt ins Rundfahrteam engagiert zu werden, wurde ich Vorletzter. Nach einem ähnlich ernüchternden Ergebnis beim Bergzeitfahren in Maria Schnee in der Buckligen Welt war der Karrieretraum auch schon wieder ausgeträumt. Tanzkurs, Freundin, Matura, Studium, Wien, alles war plötzlich wichtiger als das blitzblaue Dusika, mein eben noch so heiß geliebter Lebensabschnittspartner.
Zum URC Langenlois kam ich rund ein Vierteljahrhundert nach meinen sensationellen frühen Erfolgen, irgendwann Mitte der Neunziger Jahre. Angesichts eines bereits ziemlich massiven Schwimmreifens um den Bauch hatte ich mein verstaubtes Dusika aus dem Schupfen geholt, neue Schlauchreifen auf die Felgen geklebt und damit einige Abspeck-Runden (über die Hoad nach Schiltern und Umgebung) gedreht. Georg Derndorfer, sah mich vorbeirauschen, rief mir nach und fragte mich, ob ich nicht beim Verein mitfahren wolle. Ob ich auch ein „richtiges“ Rad hätte, fragte er freundlicherweise nicht.
Es war dann Karl Glantschnig, der mich recht direkt auf die hoffnungslose Rückständigkeit meines Stahlrosses (mit Rahmenschaltung!) hinwies. Was blieb mir also anderes übrig, als ein neues, „richtiges“ Rennrad zu kaufen?
Die ersten Sonntagsausfahrten mit meinen neuen Vereinskollegen endeten in einem echten Desaster. Die Sonntagnachmittage verbrachte ich in der Regel in der Horizontalen, nahe an der Bewusstlosigkeit. Gnade kannten die Burschen keine, die meinten es ernst! Ich kapierte rasch: ich hatte viel zu lernen, vor allem Demut.
Der weitere lange Weg durch die folgenden zwei Jahrzehnte Vereinsgeschichte verlief dann kurz gesagt so: Siegfahrer wurde ich keiner mehr …. Ich war schon glücklich, als ich begann, die Trainingsausfahrten ohne schwere körperliche Begleitfolgen zu überleben. Ich finishte zwischendurch den einen oder anderen Marathon, meist krampfgeplagt im hintersten Drittel, aber dennoch stolz, lebendig angekommen zu sein. Dabeisein ist alles! Dieses olympische Motto galt für mich auch bei den legendären Langenloiser Straßenrennen, die es leider, leider nicht mehr gibt. Diverse URC-Rennradwochen in Mallorca, Kreta, Südtirol und Österreich waren absolute Highlights der vergangenen Jahre. Bitte bitte wieder machen!
Dass ich so wie vor fünfzig Jahren schon auch heute noch größere Solo-Radtouren fahre (zuletzt entlang der Donau bis zum Schwarzen Meer) ist eine ganz andere Geschichte, die ich gern einmal beim Heurigen erzähle.
Was aber unbedingt noch gesagt werden muss: Ich habe in unserem Verein etliche Freunde gefunden. Die gemeinsame Sonntagsausfahrt der „Old Boys“ (selten genug begleitet von young girls!) ist ein Höhepunkt der Woche. Und der anschließende Kaffee beim Schneider Ernstl ein Fixtermin, denn ich mir nur im äußersten Notfall entgehen lasse.
Denn am Ende, ganz ehrlich, ist es genau das, was zählt.
Und nur das!
Dagmar Pfadenhauer August 2022
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Dagmar Pfadenhauer
Die Ironlady
Dagmar Pfadenhauer ist Triathletin mit besonderer Liebe zur langen Distanz. Unterstützt und begleitet von ihrem Partner Rainer Egretzberger sucht sie die ultimative Herausforderung. Ihr nächstes großes Ziel: Sie will in Hawaii beim berühmtesten aller Ironman-Bewerbe starten.
Viele Wege führen zum Triathlonsport! Bei Dagmar Pfadenhauer verlief der Karrierepfad, durchaus unüblich, über eine intensive Zeit als Reiterin. Sie nahm an etlichen Turnieren teil, verbrachte „viel Zeit mit ihrem Pferd Richie“, war als Dressurreiterin eine durchaus ambitionierte Freizeitsportlerin. Doch alles hat seine Zeit und als Richie, um es so zu sagen, „in Pension“ ging, begann sukzessive ein neues Leben.
Dagmar, Jahrgang, 1975, war immer sportlich aktiv. Die gebürtige Langenloiserin ging schon als junges Mädchen zum Unionturnen und hielt sich später mit Laufen fit. Und dann begab es sich, dass irgendwann ein gewisser Rainer Egretzberger in ihr Leben trat … Wie und wann das genau passierte, ist hier nicht unser Thema. Faktum ist, dass die beiden nicht nur händehaltend miteinander spazieren gingen, sondern bald einmal gemeinsam kleinere und größere Fitnessrunden liefen. Wie sagt Dagmar so schön? „Und das hat sich dann intensiviert.“ Die beiden traten dem ULC Langenlois bei und konnten nicht genug kriegen vom „Running“: Bald einmal mussten es Halb- und dann richtige Marathons sein. „Ich war immer gern in einem Verein, ich habe auch Wettkämpfe sehr gerne“ sagt die – man darf es schreiben – 55 Kilo leichte Athletin.
Es folgten: große Reisen. Nicht nach Kroatien, nicht in die Karibik, sondern in große Städte. Wo nicht Shopping- und Schaufensterbummel angesagt war, sondern ein Marathon: 2010 New York. 2012 Paris. 2013 Chicago. Die beiden letzteren lief sie „im Gleichschritt“ mit Rainer. Er war, wenn man so will, ihr Schrittmacher. In seiner Begleitung tat und tut nichts mehr weh. Eine Freude, wenn man seine Passion gemeinsam ausleben kann! Außerdem winkten nach jedem dieser großen Bewerbe quasi zur Regeneration einige Urlaubstage in den jeweiligen Städten bzw. Regionen. Man gönnt sich ja sonst nichts!
Sport macht süchtig. Ist für viele ein erfolgreich absolvierter Marathon schon die Krönung der Karriere, so war für das „Erfolgscouple“ Dagmar und Rainer noch lange nicht der Gipfel der Seligkeit erreicht: „Rainer wollte mehr“ erzählt Dagmar, und sie offenkundig auch. Ohne langes Nachdenken starteten die beiden 2012 beim ersten „Hobbytriathlon“, einer Sprintdistanz. Ihre Überlegung war relativ simpel: Ich laufe Marathons. Ich kann schwimmen, ich kann Radfahren, ehrgeizig bin ich auch. Warum also nicht? – Nach diesem ersten Bewerb war sie freilich schon dafür dankbar, „dass ich überhaupt überlebt habe.“
Egal! Die Lunte war gelegt, der eingeschlagene Weg wurde nicht wieder verlassen. Bald einmal kam die olympische und letztlich die „Eiserne“ Distanz. Und je härter die Bewerbe wurden, desto wohler fühlte sie sich. „Ich bin eher für die langen Distanzen, die sind nicht so anstrengend für mich“ sagt sie, und meint diesen Satz wirklich ernst – die „Iron Lady“ kann ihre Kräfte ganz einfach über lange Zeit optimal einteilen.
Um eine offene Frage gleich einmal klarzustellen: Dagmar führt neben ihrem leistungssportlichen auch ein ganz normales Leben. Die FH-Absolventin arbeitet in einem Vollzeitjob bei der Firma Bilfinger in Krems, ist dort für Auftragscontrolling und einiges mehr zuständig. Und schafft es, da wie dort erfolgreich zu sein. Wobei Erfolg für sie nicht unbedingt mit Top-Platzierung gleichzusetzen ist. Sie will nur „zeigen, was ich kann“ und stolz auf die erreichten Ziele sein.
Die große Kunst ist, wie alle Triathleten und -innen wissen, das Berufsleben mit dem sportlichen Leben in Einklang zu bringen. 12 bis 14 Stunden reine Trainingszeit pro Woche, dazu noch die An- und Abreise in die Schwimmhalle und etliche andere logistische Herausforderungen: Man muss gut organisiert sein, das Leben im Griff haben, streng mit sich sein können und, aber das wissen wir bereits, einen verständigen Partner haben, der hilft und berät, unterstützt und bisweilen auch noch Servicemann spielt.
Sie schwimmt zweimal pro Woche, noch bevor sie ins Büro geht. Fährt nach Möglichkeit mit dem Rad in die Arbeit und baut beim Heimfahren im Idealfall oft auch noch eine Trainingseinheit ein. Geht am Wochenende gern auf längere, 130, 140 Kilometer- Radtouren, die dann unter dem Motto stehen: „Lerne deine Heimat kennen.“ Sie fährt Strava-Routen, plant auch selber immer wieder neue Runden, fährt mit Manu, mit Rainer und zwischendurch, wenn es in den Trainingsplan passt, auch mit der Sonntagsrunde des URC Langenlois – dem Verein, dessen Trikot sie nun auch schon seit längerem trägt.
Eines ihrer Prinzipien ist: Positiv denken. Sie ist bei Wettbewerben auch nach der Rad-Einheit noch voll motiviert, weil: „Das Beste kommt zum Schluss“. Überhaupt ist sie bewundernswert gut drauf. „Ich bin vom Typ her eher a zache Nuss“ sagt sie. Wer sie sieht, kann es gar nicht glauben, dass dieser schlanke Körper „a zache Nuss“ ist, aber nachdem sie selbst es behauptet, wer wollte da noch widersprechen?
2019 startete sie im deutschen Roth erstmals „richtig“ über die Langdistanz, nachdem es im Jahr zuvor beim eigentlichen Debüt in Hamburg ein Rennen ohne Schwimmen war, da dieses vom Veranstalter kurzfristig abgesagt wurde. Sie erwischte einen Traumtag, hatte nie einen toten Punkt, freute sich den ganzen langen Tag über ihre Verfassung und blieb dann auch noch unter den angepeilten elf Stunden: „Das war wirklich schön.“ Weniger schön war dann der heurige Ironman in Klagenfurt: Da stieg sie nach der halben Distanz vom Rad. „Natürlich beschäftigt mich das“ sagt sie, „und natürlich war das bitter. Ich habe mein Ziel nicht erreicht. Das ist mir noch nie vorher passiert.“ Wobei es wohl immer die richtige Entscheidung ist, wenn man nicht ganz fit ist, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen – auch wenn man monatelang auf diesen einen Bewerb hingearbeitet hat.
Dagmar ist, so der Eindruck, den man im Gespräch gewinnt, keine verbissene Einzelkämpferin, sondern mit Freude und einer gewissen Leichtigkeit bei der Sache. Sie zehrt lange von großen Veranstaltungserlebnissen, und freut sich noch heute, dass sie Anfang 2020 an der „Goofy-Challenge“ in Disneyworld (Orlando/Florida) teilgenommen hat. Die ist nicht ohne: Am Samstag steht ein halber, am Sonntag ein voller Marathon am „Laufzettel“. Unterbrochen werden die beiden Läufe allerdings von etlichen Fotostops mit Disney-Figuren. Insgesamt ein Riesenspaß, mehr Entertainment als brutaler Wettbewerb. Und gerade deshalb so schön.
Der Rest von 2020 war dann coronabedingt Pause, das Jahr aber trotzdem nicht verloren: Sie wanderte viel, entdeckte gemeinsam mit Rainer die heimischen Berge und will auch in Zukunft größere Touren machen.
Im September 2021, um kurz weiter zu erzählen, finishte Dagmar dann den Klagenfurter Ironman. Darauf ist sie nach wie vor stolz. Und glücklich darüber, mit Rainer einen tollen Supporter zu haben – er stellt für sie die Verpflegung, die Gel-Sackerl zusammen, ist quasi ihr Mechaniker und natürlich auch an der Strecke präsent. „Er ist mein Joker“.
Die Frage, die sich vielen stellt: Besteht das Leben einer Triathletin nur noch aus Askese, aus Verzicht und aus masochistischer Quälerei? Natürlich nicht. Dagmar ist eine „Süße“. Isst gerne eine Mehlspeis‘, ist, wie sie sagt eine „Naschkatze“. Sie trinkt gleich nach dem Aufstehen, noch vor dem Kaffee, eine Tasse Kakao. Und geht, hört, hört, auch gern zum Heurigen. Wo sie, man glaubt es kaum, manchmal auch eine „Sausemmel“ speist. Nach einem Wettbewerb (aber nicht nur dann … ) trinkt sie gern ein oder zwei Achterl Wein. Denn: „Entweder man muss sich trösten – oder man belohnt sich.“
Vorerst aber wird vorwiegend trainiert und für 2023 geplant. Ende Oktober 2022 fährt sie, natürlich begleitet von Rainer, zur 70.3 Weltmeisterschaft nach Utah, um dort einen „Mitteldistanz“-Triathlon zu absolvieren. Und 2023 würde sie nur zu gerne nach Hawaii reisen – natürlich, nicht um am Strand zu liegen, sondern um beim berühmtesten aller Triathlons zu starten. Zur Erinnerung: Das bedeutet 3,86 Kilometer kraulen. 180,2 Kilometer radeln. Und 42, 195 Kilometer laufen. Sie hat gute Chancen, sich für den berühmtesten aller Wettbewerbe zu qualifizieren. Wir halten jedenfalls die Daumen!
Sie will, das ist ein weiteres Ziel für ihre sportliche Zukunft, die Marathon – „Major Series“ komplettieren, muss dafür „nur noch“ Boston, Tokyo, Berlin und London laufen. Sie ist keine, die um die allerbesten Platzierungen fightet, aber glücklich, wenn sie ihre persönlichen Ziele erreicht und über ihre Reisen zu den diversen Wettbewerben auch ein bisschen in der Welt herumkommt. Nach wie vor ist sie voll Enthusiasmus, freut sich auf den Schönberger „Achtelmann“ ebenso wie auf Utah, ist dort wie da mit der gleichen Ernsthaftigkeit dabei.
Am Schluss bleibt immer die Frage, warum tut man sich das an? Warum dieses gewaltige Engagement für den Sport? Warum ausgerechnet die härteste aller Ausdauer-Disziplinen? Dagmar hat die Antwort längst für sich zurechtgelegt: „Verrücktheiten müssen einfach gemacht werden. Sie sind notwendig. Ohne Verrücktheiten ist gar keine Normalität möglich.“
Andreas Priesching Mai 2022
Die große Liebe zur langen Distanz
Andreas „Andi“ Priesching ist einer der Top-Mountainbiker der URC-Langenlois. Der Vater zweier Töchter fährt seit 2004 Rennen – und denkt keinesfalls daran, den Sport seines Lebens an den Nagel zu hängen.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Andreas Priesching
Möglicherweise sind sie das Erfolgsgeheimnis von Andi Priesching: Die Apfelnudeln. Die kocht er sich immer wieder, sie sind aber auch das Spezialrezept der sechzehnjährigen Tochter – die dem Vater die Spezialität bereitet, wenn sie etwas von ihm will … oder ihm einfach eine kleine Freude machen möchte. Gemacht ist diese süße Köstlichkeit ja schnell: Äpfel klein schneiden, Rosinen dazu, mit den Nudeln vermischen, darüber noch ein Ei – und fertig ist das Dopingmittel, das bei Andi, im Zivilberuf Softwareentwickler, immer wieder am Speiseplan steht.
Für alle, die ihn nicht kennen: Andreas Priesching, 48, ist einer der hochaktiven und sehr erfolgreichen Mountainbiker des URC Langenlois. Er schaut aus wie ein Fünfunddreißigjähriger, lacht viel und gern, ist stets freundlich und gar nicht der Typ, hinter dem man auf den ersten Blick einen knochenharten Wettkämpfer vermuten würde. Er ist keiner, der ständig nur von seinen Erfolgen erzählt, und gerade deshalb ist er „ein guter Mann“. Quälen kann er sich dennoch sehr gut, dazu braucht man sich bloß seine Vorliebe anschauen: Fährt er doch am liebsten lange MTB-Rennen, um die vier Stunden, so um die 70 Kilometer und 3000 Höhenmeter, da fühlt er sich wohl. Einer seiner größten Erfolge, so erzählt er, war 2019 der dritte Platz beim KitzAlpBike-Festival. „Das hat mich selbst überrascht, als Flachländer bei den Tirolern mit ihren 1000-Höhenmeter-Anstiegen.“ Am Langenloiser Heiligenstein ist er – Ehrensache – immer mit dabei, findet die Strecke auch toll, aber in Wahrheit ist das Rennen für einen Langdistanzler wie ihn „immer zu früh aus“.
Seit 2004 ist der Vater zweier Töchter kontinuierlich bei Wettbewerben aktiv. Eine erklärte Lieblingsveranstaltung ist die – nicht eben leichte – Salzkammergut-Trophy in Bad Goisern, eines der großen Mountainbike-Events des Landes. Rund zehn große Rennen fährt er pro Saison. Und wird das ganz sicher auch weiterhin tun: Nach zwei mageren Corona-Jahren ist der Rennhunger heuer besonders groß.
Was kann man von einem alten Hasen wie ihm, der doch kein alter Hase ist, lernen? Vor allem, dass „Ausdauer“ eine Tugend ist. Und Niederlagen stark machen. Und der Weg nach oben nicht immer kerzengerade verläuft.
Fangen wir von vorne an. Nicht nur sportlich, sondern auch beruflich hat er einen ordentlichen Marathon hinter sich. Angefangen hat der in Oberwölbling im Dunkelsteinerwald aufgewachsene Bursche als Lehrling und Verkäufer bei Leiner in St. Pölten. Machte dann die Abendmatura und das HTL-Kolleg und fand alsbald seinen Traumjob in einer St. Pöltner Firma. Die allerdings jüngst von einem deutschen Unternehmen mit chinesischen Eigentümern gekauft wurde. Wodurch sich seine Aufgaben (und Überstunden) prompt vervielfachten und er nun des Öfteren nach München pilgern muss. Kann sein, dass da bald einmal noch größere Bürden auf ihn zukommen. Dafür kann er auch einen langen Atem brauchen – den er ja offensichtlich hat.
Auch sportlich gesehen war nicht immer alles auf Schiene. Zwar wuchs er als Sohn eines ehemaligen Radrennfahrers auf, ritt auch fleißig auf seinem BMX-Rad aus und sammelte, so erzählt er, bei diversen Radwandertagen in St. Pölten und Umgebung auch „viele Wimpel“. Doch später war dann mal Pause mit Sport. Beim Bundesheer musste er schmerzlich erleben, dass seine Kondition durchaus verbesserungswürdig war. Er begann zu laufen, ging ins Fitnessstudio und fuhr schließlich mit Freunden auch kleine Radrunden. Übermütig, wie man als junger Mann nun mal ist, nahm er mit 25, auf einem Stahl-Bike und ohne viel Vorbereitung bei der „Weinstein-Tour“ in Mühldorf (1.300 Höhenmeter!) teil. In der Trinkflasche hatte er Latella gefüllt, in der zweiten Hälfte des Rennens schob er mehr als er fuhr und erlebte dann prompt den ersten Hungerast seines jungen Lebens: „So fertig wie damals war ich vorher und nachher nie.“ Für andere wäre das wohl das frühe Ende der Karriere gewesen, für ihn aber wars der Anfang eines neuen Lebens: Er hörte umgehend zu rauchen auf. Und begann, ernsthaft zu trainieren.
Andi übersiedelte nach Lengenfeld, baute sein Haus, heiratete, gründete die Familie und ging 2004 schließlich zum Langenloiser Radverein. Er wollte jetzt echte Wettkämpfe fahren, „schnell und gut“ sein. Verbissener Konkurrenzler ist er trotz durchaus gesundem Ehrgeiz dennoch nicht geworden. Er hat seine Freude daran, „alles zu geben, was möglich ist“ und ist glücklich, „wenns im Rennen dann so gegangen ist, wie ich mir das vorgestellt habe, wenn die Einteilung gut gepasst hat. Die Platzierung an sich ist da nicht mehr so wichtig.“
Die große Frage: Wie macht der Andi das? Wie programmiert er seinen Körper-Computer? Wie trainiert er, wie ernährt er sich? Nur die Apfelnudeln allein können es doch nicht sein!
Also:
Im Winter setzt er naturgemäß auf Grundlagentraining aller Art – Laufen, Langlaufen, Skitouren gehen und Radfahren. „Indoor mache ich nur im Notfall.“
Während der Saison trainiert er (in rennfreien Wochen) fünf bis sechs Tage. Zwei davon „lockere Grundlage“, zwei Tage mit Intervallen, möglichst am Berg und mindestens einmal die Woche eine lange Ausfahrt mit 3 Stunden oder mehr, „teilweise auch intensiver“ und wenn möglich mit Teamkollegen. Für ihn existieren keine starren Trainingspläne, er liebt es flexibel. Erholungs- und Regenrationstage sind allerdings zentraler Teil seines Trainings, die plant er fix ein, denn „wenn Zeit ist, mache ich oft fast zu viel“.
Die Tage vor einem Rennen schauen anders als die normale Arbeits- und Trainingswoche aus: Spätestens vier Tage vor dem „Event“ ist noch eine intensive Einheit drinnen, ansonsten wird locker gefahren, zwei Tage vor dem Rennen ist Pause. Am letzten Tag vor dem
Rennen: lockere Ausfahrt mit fünf einminütigen Maximalbelastungen. Am Renntag schließlich gehts zur Sache, dann steht dem Erfolg nichts mehr im Wege.
Damit er nicht nochmals ein Hungerast-Erlebnis hat, muss auch richtig gegessen werden. Praktisch täglich bereitet er sich ein Müsli, mahlt die Haferflocken selbst mit der Getreidemühle. Zwei Tage vor dem Rennen gibt es Steaks (gekauft in der Fleischerei Graf in Langenlois), mit Ruccola, Parmesan, Spiegelei. Am Tag davor müssen es unbedingt Nudeln sein (Erdäpfel oder Reis funktionieren bei ihm nicht so gut, sagt er). Dazu Pasta jeder Art, oder aber, (warum auch nicht!) zur Abwechslung wieder einmal Apfelnudeln.
Natürlich muss auch im Wettkampf nachgelegt werden, was das Zeug hält. Andi setzt auf Gel, Bananen und Elektrolyt-Getränke. „Alle dreißig bis vierzig Minuten ein Gel, das brauch ich schon.“
Und die Renntaktik? Gibt es keine spezielle. Er weiß nur: Lange Strecken liegen ihm besser, Einzelzeitfahren mag er nicht so gern, er fährt sein Tempo kontinuierlich, fährt die Hügel in der letzten Runde genau so schnell wie am Anfang.
Wo schaut er sich was ab? Wer ist sein Vorbild? Er durchstöbert fleißig die sozialen (Rad-) Netzwerke. Übt sich beizeiten in „Feindbeobachtung“. Schaut auch was Profis und Weltmeister wie Alban Lakata im Training so anstellen. Gut, das heute praktisch alle Konkurrenten ihre Trainingspläne und Routen hochladen, Geheimnistuerei wie früher ist nicht mehr üblich, auch er stellt seine Touren ins Netz, tauscht sich mit Vereinskollegen und anderen Sportsfreunden aus.
Das alles klingt nach reiner Vernunft, nach Askese und eiserner Disziplin. Doch ganz sündenfrei ist auch er nicht. Eine Schwäche hat er für Tiramisu, auch ein Glas Wein darf es beizeiten sein. Und weil man sich ja sonst nichts gönnt, hat er sich mit der Familie eine Ferienwohnung in Gaming geleistet. Die nun Erholungs- und Trainingszentrum gleichzeitig ist.
Besonders erfreulich, aus Andis Sicht – und aus der Sicht des URC: Seit kurzem ist auch die ältere Tochter Jana Vereinsmitglied geworden. Da kann man nur sagen: Willkommen! Es kann nie genug Prieschings im URC Langenlois geben!
Günther Kanzler April 2022
Der „Mister Mountainbikerennen“
Günther Kanzler organisiert und „checkt“ für sein Leben gern. Sein größtes Ding ist das alljährliche, mittlerweile internationale MTB-Rennen am Heiligenstein. Seit heuer ist er auch Vereinsobmann – und bleibt das hoffentlich noch lange.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Günther Kanzler
Es gibt immer was zu tun! Zwei Wochen vor dem alljährlichen Mountainbike-Rennen am Zöbinger Heiligenstein läuft Günther zur Höchstform auf. Ein Baum, der quer über die Strecke liegt, muss weggeschafft werden. Die letzten Details der Streckensicherung werden geplant. Die Jobs vergeben. Die Festhalle und die Strecke hergerichtet. Das muss man sich einmal vorstellen: Es gibt auf der Strecke am Heiligenstein 177 Grundstücke, die befahren werden und 75 Grundstücksbesitzer, die informiert und notfalls besänftigt werden müssen. Und jedes Jahr gibt es neue Herausforderungen: 2022 wird das internationale MTB-Rennen, genannt KTM-Kamptal-Trophy, erstmals per Livestream übertragen. Auch das muss erst einmal „gecheckt“ werden, bittesehr! Zwei Drohnen fliegen über den Fahrern und Fahrerinnen, fünf fixe Kameras sind installiert, Hannes silberbauer wird mit einer Livekamera auf der Strecke sein und dramatische Bilder liefern. Das Beste dabei ist: Günther muss dafür nicht tief in die Vereinskassa greifen, sondern hat bereits Extra-Sponsorengeld für diese aufwändige Innovation aufgetrieben: „Das kostet uns nichts, das bringt sogar zusätzlich Geld“ sagt er, nicht ohne Stolz.
Günther Kanzler, 67 Jahre jung, ist seit ewigen Zeiten der „Mister Mountainbikerennen“ des URC. Lange Zeit die rechte Hand von Langzeitobmann Karl Glantschnig, hat er mit Beginn des Jahres 2022 von seinem besten Freund auch die Rolle des Vereinsobmanns übernommen. Alles in einer Hand, könnte man sagen, wobei Günthers Stärke immer war: Nicht alles allein machen wollen. Er konnte und kann noch immer ausgezeichnet delegieren. Hohe Managerqualitäten sind ihm, der fünfzig (!)Jahre lang in der Voest Krems arbeitete und nun Pensionist ist, nicht abzusprechen. Er trommelt die Leute zusammen, motiviert, packt selber ordentlich zu, ruft treue (und manchmal weniger treue) Helfer regelmäßig an, („Du, wir braucherten dich am Sonntag als Streckenposten, kann ich dich eh aufschreiben?“), er telefoniert und organisiert, teilt ein, schwebt wie ein Hubschrauber über dem Geschehen, betreut den Rennleiter, ist überall gleichzeitig, ist mittendrin und verliert auch in großem Stress nicht die Nerven. Soweit man das als Außenstehender beurteilen kann!
Wie wird man aber ein „Macher“, so, wie Günther einer ist? Nun, gearbeitet, erlebt und „gemacht“ hat er immer schon viel. Angefangen hat er mit 15 als Elektrikerlehrling, 40 Jahre später war er für die Infrastruktur und Instandhaltung des gesamten Kremser Voest-Werks und damit für bis zu 40 Leute verantwortlich – da lernt man schon was fürs Leben. Er wurde im zarten Alter von 19 Jahren Vater, baute, wie er betont, quasi ohne Geld und vorwiegend allein ab dem Alter von 23 sein Haus in Walkersdorf. Da lernt man auch viel, unter anderem, wer ein Freund ist und wer nicht. In dieser harten Zeit wurzelt seine Freundschaft mit Karl Glantschnig, wobei beide damals mit Radsport noch herzlich wenig am Hut hatten.
Plan Grundbesitzer MTB Rennen MTB Rennen 2003 Günther, Peter Raymann, Charly Glantschnig Crocodile Trophy 1999 (Australien)
Fußballer, Ruderer, Radfahrer, Extremsportler
Jetzt aber zur sportlichen Karriere. Geboren in Langenlois, aufgewachsen ab sechs Jahren in Krems-Stein, kickte der Bub („ich war ein eher molliges Kind“) tapfer beim KSC, bis ihm der Trainer mitteilte, keine Verwendung mehr für ihn zu haben – eine herbe Niederlage. Doch der junge, „rebellische“ Günther fand bald Ersatz, trat gemeinsam mit seinem Bruder beim Steiner Ruderclub ein und ruderte sich dort ganz nach oben. Er verlor Gewicht, gewann dafür Rennen, wurde U17-Staatsmeister und durfte als Belohnung zur EM ins jugoslawische Bled fahren. Sensationell und tröstlich gleichzeitig, denn leicht hatten es die Familie Kanzler damals nicht: Der Vater war überraschend im Alter von nur 45 Jahren gestorben. –
Die Ruderkarriere endete, weil schlanke Damen noch interessanter war als schlanke Boote. Auf die Sturm-und Drang-Jahre folgte wie gesagt schon bald die Familiengründung. 1979 kam das zweite Kind zur Welt. Irgendwann um 1981, das Haus war längst fertig, erwachte dann doch wieder die Liebe zum Sport, wieder zu einem anderen. Jeden Sonntag hieß es ab jetzt „gemma radfahren“. In und um Langenlois bzw. seiner Heimat Walkersdorf drehte er „kleine Runden mit meiner alten Radkraxn“. Mit dabei natürlich Charly Glantschnig. Der Volksschullehrer, Direktor Kultur- und Sportzampano Wolfgang Demal bekam Wind von den ehrgeizigen Jung-Sportlern, unterstützte die damals noch ziemlich unbedarften Pedalisten und animierte sie 1982 zur Vereinsgründung. Wohlgemerkt: Damit ist der URC Langenlois heuer sage und schreibe 40 Jahre alt, ein runder Geburtstag, den wir feiern sollten!
Günther bestritt so wie Karl lokale Radrennen, fuhr den „Traisen-Cup“ und entdeckte schon bald sein Organisationstalent: Bereits 1984 wurde das erste Straßenrennen in Langenlois organisiert, „auf einfachster Basis“, wie er erzählt, bald wurde daraus das Rundstreckenrennen, das über die „Hoad“ nach Schiltern und über Kronsegg zurück nach Langenlois führte. Das waren noch Zeiten! Und der Organisator war natürlich er und Charly Glantschnig– sekundiert von seinen treuen Vereinskollegen.
Parallel dazu schaute Günther aber auch in die weite Welt, und das bekanntlich noch ganz ohne Internet. Er sah anno 1985 – das weiß er noch ganz genau! – im Fernsehen („FS1“) erstmals den Wientriathlon. Prompt wars um ihn geschehen! Er hörte zu rauchen auf, stellte, soweit das ging, die Ernährung um („ich hab einfach weniger Fettes gegessen“) und trainierte ab sofort wie ein Besessener. Ging abwechselnd Schwimmen, Laufen, Radfahren und glaubte bei seinem ersten Triathlon, dass er „jetzt gleich sterben“ müsse. Er überlebte. Und finishte einige Monate später auch tatsächlich beim Wien-Triathlon.
Was dem abenteuerlustigen 31-jährigen Recken aber noch lange nicht genug war. Triathlons in allen Teilen Österreichs wurden absolviert, aber bald war auch das ein bissl langweilig, das Ziel hieß ab sofort: „Ich will zum Ironman in Hawaii.“
Um es kurz zu machen: 1991 schaffte er die Qualifikation, hatte aber noch lange nicht die nötigen 100.000 Schilling Kleingeld, um die Reise ins Ungewisse antreten zu können. Jetzt kam neben dem Organisieren und dem Sporteln das dritte Talent des Günther Kanzler zum Einsatz: Jenes, Geld auftreiben zu können. Er suchte und fand potente Sponsoren für die Fernreise, an der auch seine Frau Anna teilnahm – beide waren bis dahin noch nie in einem Flugzeug gesessen. Alles war neu und einfach überwältigend: „Im Landeanflug sah ich nur graubraunes Land, hatte ich die Sorge, dass da ein Waldbrand gewütet hatte, wusste noch nicht, dass die Strecke durch diese Lavalandschaft führte.“ Er lernte schnell und gut, akklimatisierte sich rasch, schwamm im Bewerb zum ersten Mal im Meer und finishte auch in der deren Südseeinsel: Das war unbestritten ein Triumph, ein großer Höhepunkt seiner Karriere, auf den einige weitere folgen sollten. Achtundzwanzig mal absolvierte er insgesamt die Langdistanz, „bis 1993 waren meine besten Jahre“ bilanziert der „Triathlonmann“. Seine beste Zeit auf der Langdistanz: 10 Stunden und zehn Minuten.
Das größte Radabenteuer, das er erlebte, war freilich kein Triathlon, sondern die Teilnahme bei der „Crocodile Trophy“ in Australien. Wers nicht weiß: Das ist ein 2000-Kilometer-Mountainbike-Etappenrennen durchs „Outback“ unter verschärften Bedingungen – die Teilnehmer mussten am Ende eines langen Renntags auch noch ihr eigenes Zelt aufstellen. „Bei der Veranstaltung habe ich zwangsläufig auch meine Schlangenphobie abgelegt“ sagt er und kann sich noch heute über seinen damaligen Kampfgeist wundern.
Bis vor sechs Jahren, bis zum Alter von 61 Jahren, fuhr er Triathlons, zuletzt trotz operierter Hüfte. Heute ist er, wie er sagt, ein „Altherrensportler“, der seine Pension noch etliche Jährchen genießen will. Nur das MTB-Rennen macht er weiter, und zwar gerne. Es taugt ihm ungemein, dass er da „achtzig Leute zum Arbeiten bringt“, er freut sich, dass da alle so selbstverständlich mithelfen, an einer gemeinsamen Sache arbeiten, an einem Strang ziehen. Er hat 2010 so nebenbei die „Rennradtage“ erfunden, da war der Aufwand aber bald größer als der Ertrag und somit war der Drei-Tages-Event keine dauerhafte Sache. Seit 2016 hat er auch noch den Schönberger Mini-Triathlon im Programm, diese Veranstaltung ist wiederum ein Erfolg und so wie das MTB-Rennen eine Werbung für den Sport im Allgemeinen und den URC im Besonderen.
Wenn man 67 ist, stellt sich in allem die Frage: Wie lange noch? Nun, auch da hat der „Mister Mountainbikerennen“ schon einen Plan. Bis zum runden Siebziger will er das Ding noch schaukeln, dann aber den Obmann- und Rennchef-Posten an jemand jüngeren abgeben. Er hat da schon eine Idee, er weiß schon, wer ihm da nachfolgen könnte – doch noch ist es nicht so weit. Noch ist er der Boss. Und wir Vereinsmitglieder können froh und dankbar sein, so einen agilen und gute Kapitän zu haben. Ich hätt da im Übrigen einen Vorschlag: Günther, machs doch weiter, bis zum Fündundsiebziger! Der URC braucht dich!
Hawaii 1991 Hawaii 1991 Hawaii 1991
Karl Glantschnig Februar 2022
Was der Karl alles kann!
Karl Glantschnig war 39 Jahre lang Obmann des URC Langenlois. Seine Leistungen für den Verein sind ebenso hoch zu bewerten wie seine Karriere als Triathlet. Seine Rolle gemeinsam mit seiner Frau Monika als Radhändler ist und bleibt für den Radsport in Langenlois ohnedies von größter Wichtigkeit.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Karl Glantschnig
Am Anfang der Leidenschaft stand ein ganz banaler Unfall, ein Seitenbandriss im Knie. Nach drei Monaten (das war damals so!) Gipsverband war, wie man sich denken kann, das Knie ziemlich steif… . Die gute Wendung zur vollständigen Genesung brachte ein verständiger Arzt, der als Therapie „Radfahren“ verschrieb. Karl Glantschnig staubte folgsam sein lange Jahre vernachlässigtes Dusika-Rennrad ab, stieg auf. Und prompt war es um den bis dahin leidenschaftlichen Motorradfahrer (und Co-Gründer des Langenloiser Motocross-Vereins) geschehen. „Da bin ich dann mit fünfundzwanzig ‚Jahren richtiggehend in den Sport hineingekippt“ erinnert sich der nunmehrige „Alt-Obmann“ des URC. Das Erweckungserlebnis fand zu Beginn der Achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts statt und was seit damals alles durch und mit ihm für den Langenloiser Radsport geschah, ist mehr als nur bemerkenswert.
Geboren 1956, ausgebildet als Chemiker, „bin ich dann bald nur noch radgefahren“, erzählt Karl. Wenn er was anpackt, dann gründlich! Also gründete er vor nunmehr fast vierzig Jahren, im Oktober 1982, gemeinsam mit seinem Lebensfreund Günther Kanzler, mit Alfred Redl, Josef Holzer, Herbert Neubauer und last but not least mit seiner Frau Monika den URC Langenlois. Eindeutiges Ziel: „Wir wollten einfach Rennen fahren“. Dass er stets voll bei der Sache und vom ersten Tag an auch Obmann des jungen Vereins war, versteht sich von selbst. Wie er – neben dem Job! – die vielen Aufgaben und Interessen und Verpflichtungen und Trainingseinheiten, die notgedrungen abgespult werden mussten, unter einen Hut bringen konnte, erstaunt ihn bis heute. Zu allem Überfluss eröffnete er anno 1985 gemeinsam mit seiner Frau in der Rudolfstraße sein schönes Radgeschäft – der Fokus lag eindeutig auf Rennrädern. Bald einmal wurden Lizenz-Rennen gefahren, zuerst auf lokaler Ebene, so etwa der „Traisental-Cup“ 1987. Neugierig war er immer, also entdeckte er im Juni 1988 eine damals völlig neue Sportart für sich. Und weil er den damals so genannten „Trimmathlon“ in Krems gleich einmal im Handstreich gewann, hat er, wie er sagt, „Lunte gerochen“. Was folgte, war eine lange und erfolgreiche Karriere als Triathlet.
Dazu später, vorher musste noch der Verein weiter wachsen und entwickelt werden. Das erste echte Straßen-Radrennen des URC stieg 1989 – ein Bergrennen auf die „Schiltinger Heide“. Hauptorganisator sämtlicher Rennen, das betont Karl immer wieder, war von Anfang an Günther Kanzler, der bereits drei Jahre nach dem ersten Straßenrennen das erste Mountainbike-Rennen am Heiligenstein organisierte, mit damals 50 Teilnehmern. Mit dabei waren damals die noch völlig unbekannten Kabarettisten Monica Weinzettl und Roland Düringer.
Die Erfolgsgeschichte des Vereins und seines Langzeit-Obmanns kann man hier gar nicht umfassend nacherzählen, sie dauert jedenfalls bis heute an. Wie Karl im Herbst 2021 aus seinem Amt schied und die Krone an Langzeit-Vize Günther Kanzler übergab, ist sowieso eine eigene, kaum zu überbietende Meisterleistung: Der Wechsel verlief harmonisch und unaufgeregt, genau so, wie man sich das als Sportler nur wünschen kann. Und die Freundschaft mit seinem Nachfolger Günther hält selbstredend an.
Jetzt aber zurück zu den sportlichen Höhepunkten im Leben des Vollblut-Pedalisten. Dass Karl bald nicht nur Straßen- sondern auch etliche Mountainbike-Rennen bestritt, versteht sich fast von selbst. Ab 1988 galt sein gesamtes Interesse dann aber wie gesagt der Königsdiziplin Triathlon. Er bestritt mehrere dieser extrem fordernden Veranstaltungen pro Jahr, reiste dafür kreuz und quer durch Österreich. „Ich hatte einfach Spaß an dieser speziellen Dreierbelastung“ sagt er im Rückblick, „ich wollte einfach meine Grenzen ausloten“. Bei genau diesem Bemühen kam ihm der „Ironman“ zu Hilfe. Gemeinsam mit Günther stürzte er sich in diese nochmals dramatisch verschärfte Disziplin. Für alle, die es nicht wissen: Dabei schwimmt man um die 3,8 Kilometer, fährt 180 Kilometer mit dem Rennrad und läuft dann noch zumindest die gesamte Marathondistanz von 42 Kilometern. „Wahnsinn“ schreien da viele, doch für den stets abenteuerlustigen Karl war diese brutale „Challenge“ wie geschaffen. 1993 fuhr er seinen ersten Ironman in Podersdorf am Neusiedlersee. Offensichtlich war dabei der Adrenalinkick so groß, dass es ab sofort kein Halten mehr gab: Er und Günther wollten sich unter allen Umständen für den weltberühmten Ironman in Hawaii qualifizieren und flogen zu diesem Zweck 1994 sogar nach Neuseeland. Wo sie diesen Wettbewerb auf der anderen Seite der Erdkugel zwar finishten, aber dennoch die Qualifikation nicht schafften. Aufgeben aber war für Karl nie eine Option. Fünf Jahre später als Günther (1991) flog er 1996 dann endlich nach Hawaii. Sie hatten es unter die auserwählten 1.500 Teilnehmer geschafft – ein Triumph. Karl finishte, gecoacht von Monika, in rund elf Stunden, die Fahrt durch die 35 bis 38 Grad heiße Lavawüste wird ihm, sagt er, wohl für immer im Gedächtnis bleiben.
Hawaii 1996 Hawaii 1996 Hawaii 1996 Hawaii 1996
Rennradmarathons absolvierte er daheim in Österreich zwischendurch „zu Trainingszwecken“, immer mit dem Ziel, echte „Ironmans“ zu fahren. Zehn wurden es insgesamt und der schönste war zweifellos der „Trans-Swiss“ mit 1.111 Teilnehmern. Da belegte er den sensationellen 6. Platz in der Gesamtwertung.
Was es heißt, im Lago Maggiore 3,5 Kilometer zu schwimmen, 225 Kilometer über die Schweizer Berge nach Zürich zu fahren und dann noch 51 Kilometer ins Ziel nach Schaffhausen zu laufen, das ist für Normalsterbliche ohnedies unvorstellbar.
Karl war, wie alle seine Freunde und Konkurrenten wissen, ein „wilder Hund“, einer, der bei Abfahrten gern Risiko nahm, der den Sport insgesamt sehr ernst nahm – aber doch auch immer zu einem Spaß aufgelegt war. Das sei auch, sagt er, sein Erfolgsrezept als oberster Vereins-„Coach“ gewesen: Dass man nach harten Auseinandersetzungen immer wieder zueinander fand, lachen konnte. Miteinander konnten viele Dinge auf den Weg gebracht werden und der Verein zu einer Größe von 120 Mitgliedern anwachsen. „Wir wollten dabei nie eine Profitruppe hochziehen“ sagt er. Startgeld- und Spesenersatz gern, aber fixes Gehalt dafür bezahlen, dass jemand die URC-Dress trägt, das war niemals seine Philosophie. Diesbezügliche Anfragen gab es jedenfalls genug, aber man blieb sich treu: Sport sollte Sport bleiben und nicht zum „Business“ werden.
Immer wieder wundert er sich im Gespräch selbst, welche Anstrengungen und Entbehrungen er auf sich nahm, um sportlich mit dabei zu sein. In seiner besten Zeit lief er 70 Kilometer die Woche, saß gut 13.000 bis 14.000 Kilometer pro Jahr am Rad und trainierte dazu noch regelmäßig in der Schwimmhalle. In die Arbeit nach Krems fuhr er mit dem Rad, freilich mit einem „kurzen Umweg“ über das Kraftwerk Altenwörth.
Trondheim – Oslo 1995 MTB Marathon 2002 Appl-Cup Rennen 2003
Heute ist das Leben ein bisschen gemütlicher als damals. Karl ist stolzer Großvater und zum „Genussradfahrer“ geworden. Er fährt regelmäßig mit Mountainbikefreunden aus, macht Radurlaube, steigt am Sonntagvormittag auch noch gern auf eines seiner schnellen Rennräder, wird heuer im Sommer mit Monika um den Bodensee gondeln. Er fährt nun auch wieder Motorrad (hoffentlich vorsichtig!), fährt im Winter gerne Ski, geht langlaufen, ist und bleibt jedenfalls neugierig wie eh und je. So ist auch der neueste Trend nicht spurlos an ihm vorbeigezogen: E-Bikes sind nicht nur gut fürs Geschäft, sondern faszinieren den leidenschaftlichen „Radschrauber“ auch privat: „Da ist was Neues gekommen, da konnte ich vieles lernen, da bin ich gerne mitgewachsen.“
Was fix bleibt, ist gottlob eines: Seine Liebe zu allen Spielarten des Radsports und die Treue zu „seinem“ URC. Dem er nach neununddreißig Jahren Obmannschaft auch weiterhin, nun eben als einfaches Mitglied, mit Rat und Tat (und einem guten Schmäh) zur Seite stehen wird.
Thanx, Charly!
Georg Derndorfer Dezember 2021
Georg, der Abenteurer
Georg Derndorfer trifft Reinhold Messner: Eine Begegnung zweier „Old Boys“ ist willkommener Anlass, um von der unendlich vielfältigen Karriere und dem erfüllten Sportlerleben unseres „Seniorchefs“ zu erzählen.
Text: Othmar Pruckner, Fotos: Franz Steiner
Eine Rätselfrage zu Beginn: Was haben diese beiden Männer miteinander zu tun?
Salopp könnte man sagen: den einen kennt die ganze Welt, den anderen ganz Langenlois. Der eine ist ein weltbekannter Bergsteiger, Extremsportler, Rekordbrecher, Vortragender und Buchautor. Der andere ist ebenfalls ein begnadeter Kletterer, ein besonders ausdauernder Skilangläufer und einer der aktivsten Radsportler von Langenlois. Und, aber das wissen nur wenige, auch ein blendender Erzähler, wenn auch vor etwas kleinerem Publikum.
Ihre Namen stehen jedenfalls für ein erfülltes und beeindruckendes Leben: Superstar Reinhold Messner – und Georg Derndorfer, unser „Captain“ bei den sonntäglichen Rennradausfahrten.
Diesen Herbst kam es zu einem kurzen Zusammentreffen der beiden „old boys“, und zwar in Messners Museum auf Schloss Sigmundskron bei Bozen. Georg, Jahrgang 1939, war mit einem Freund, Franz Steiner, in den Dolomiten unterwegs, ein Besuch des „Messner Mountain Museums“ stand auf dem Programm. Und, eine seltene Überraschung, der berühmteste Bergsteiger der Welt war selbst vor Ort. Steiner bat um die Gelegenheit für ein Foto, dabei kamen Georg und der um fünf Jahre jüngere Messner ins Gespräch. Für Gesprächsstoff war ausreichend gesorgt: Georg, das wissen nicht alle, begann seine sportliche Karriere nämlich in den Bergen, war stets ein mutiger Kletterer, Bergsteiger und Bergführer, der nicht nur die Dolomitenzacken für sich eroberte. Einige Minuten konnte Georg mit dem von ihm hoch geschätzten „Weltstar“ plaudern, einige Erfahrungen austauschen, ehe man sich freundschaftlich verabschiedete.
Bekannt und vielfach publiziert ist, was Messner alles erlebt, durchlitten und letzten Endes lebend überstanden hat. Erstaunlich und bewundernswert genug ist aber auch die sportliche Biographie von Georg. Aufgewachsen in Gußwerk bei Mariazell, lernte der junge Mann den Beruf des Konditors, den er freilich niemals ausübte. Ein Buch aus der Hand seiner Mutter über eine Expedition zum Nanga Parbat prägte ihn früh, er begann mit Freunden und Bekannten zuerst leichtere, dann bald schwerere Wände im Hochschwabgebiet zu durchsteigen. Die Begeisterung für die Berge und den Sport hielt lange, ja hält bis heute an – in vielerlei Form. Georg wurde Bergführer und Skilehrer, bestieg zweimal das Matterhorn, ging in den Dolomiten – nur um ein Beispiel für Fachleute zu nennen – die „Gelbe Kante“ auf die kleinere der drei Zinnen. Oder auch den „Tofanapfeiler“, eine 6+-Route.
Seine Lieblingsreviere waren die Sellagruppe, der Rosengarten, die Sextener Dolomiten, er war aber auch im Berner Oberland und im Wallis unterwegs – überall dort, wo es schön ist und man sich in freier Natur frei bewegen kann. Das war und ist ihm bis heute wichtig: nicht nur die pure Leistung, sondern auch das „Drumherum“ zählt. Grandiose Berggipfel und Felsformationen sind das eine, Freundschaften, Bekanntschaften, Zusammenhalt ist das andere. Bis heute ist er des Öfteren, und zwar vorwiegend mit seinem Rennradfreund Franz Strutzenberger, im Dürnsteiner Klettergarten unterwegs. Georg bestieg den Kilimandscharo, war im Himalaya unterwegs, kam aber auch auf einer seiner vielen Reisen zum Oberlauf des Amazonas – damals wie heute fordernd genug.
Georg bewundert an Reinhold Messner dessen Erzählkunst, dessen packende Schilderungen seiner Extrem-Touren, und ist doch auch selbst nicht nur ein Abenteurer, sondern auch ein blendender „Entertainer“. Der bald nicht nur auf den Bergen der Welt zugegen war, sondern auch andere Felder für sich eroberte. So wurde er Ausdauersportler, konkret Skilangläufer. Schon früh war er im Nachwuchskader der nordischen Kombinierer, später dann bei Extrem-Langlauf-Marathons unterwegs. So lief er im finnischen Winter von der russischen zur schwedischen Grenze, eine Strecke von 450 Kilometern – da war er aber schon jenseits der Sechzig-Jahres-Marke angelangt. Sogar bis nach Grönland kam er, um dort an einem 160 Kilometer langen Marathon teilzunehmen – immer mit dem Ziel, durchzukommen, ein Abenteuer zu erleben, von dem nicht schon im Vorhinein klar war, wie es ausgehen würde. Geschlafen wurde in Grönland übrigens in Zelten, und das bei arktischen Minusgraden. Jeder Teilnehmer musste bei diesem Wettbewerb einen „Überlebensrucksack“ mit sich führen, um im Falle eines Schneesturms oder einer Verirrung nicht zu erfrieren. Er nahm am legendären „Wasalauf“ in Schweden teil und auch an diversen großen Läufen in Südtirol. Langweilig war es ihm (und mit ihm), das darf man so sagen, wahrlich nie.
Nach Langenlois bzw. Gobelsburg kam er schon anno 1970. Er lernte seine spätere Frau bei einem Skilehrerkurs kennen und folgte ihr aus der Mariazeller Gegend ins Weinland. Beruflich war er dann viele Jahre am „Lindenhof“ in Eggenburg tätig, blieb auch dabei seiner Leidenschaft treu: Zuständig für „Erlebnispädagogik“ ging er mit sozial benachteiligten Jugendlichen in die Berge, machte mit ihnen Wanderungen, Kajaktouren und insgesamt möglichst viel Sport.
Als dritte Leidenschaft neben der Kletterei und den Langlaufskiern kam schließlich das Rennrad dazu. Gemeinsam mit Langzeit-Obmann Karl Glantschnig und Günther Kanzler, unserem aktuellen „Boss“, baute er den URC Langenlois von Anfang an mit auf. Fuhr, wie konnte es anders sein, auch etliche Radrennen, feierte etliche Erfolge und organisiert bis heute gern Veranstaltungen. Lange Jahre war er maßgeblich am Gelingen der Langenloiser Rennradtage beteiligt, hilft nach wie vor mit all seinem Wissen und seiner enormen Ausdauer beim Mountainbikerennen am Heiligenstein ebenso wie beim „Achtelmann“ in Schönberg, und zwar stets an vorderster Front. Sein schönstes Erlebnis in dieser – unserer – Sportart war allerdings kein Radrennen, sondern, und da schlägt seine alte Liebe wieder voll zu: eine „Alpentour“ des Vereins in Südtirol. Bei der vom Stilfser Joch abwärts jede Menge „harter“ Pässe bezwungen wurden.
Was für ihn heute noch wichtig ist: Rüstig und gesund alt zu werden, Freunde zu haben, Geselligkeit zu erleben. Das wünscht er sich insbesondere auch von seinem Verein: Dass die freundschaftliche Atmosphäre weiter andauern möge. „Man muss sich“, sagt er, „in einem Verein wohlfühlen. Es muss ein kameradschaftliches Miteinander, ein positives, wertschätzendes Vereinsleben geben. Man kann gemeinsam in einer Gruppe doch immer sehr viel Schönes erleben.“